In der Ruhe liegt die Kraft
Die Hörstadt – ein erster Rückblick 22.01.2018Mit einem beträchtlichen publizistischen Erfolg konnte „Die Hörstadt“ mit der Kür des Zwangsbeschallers 2008 abschließen. Das mit Abstand am lautesten beschallte Geschäft war die Linzer Filiale der auf Teenagermode spezialisierten französischen Kette „Pimkie“, in der Spitzenwerte von 87 dB gemessen wurden. Dies ist ein Wert, bei dem Lehrlinge unter 18 Jahren zwingend einen Gehörschutz zu tragen haben und für alle anderen Beschäftigten ein solcher bereit gestellt werden muss. Im Zuge einer angemeldeten Versammlung wurde „Pimkie“ wenige Tage vor Weihnachten mit einer Trophäe und einer Urkunde gemeinsam mit dem Österreichischen Gewerkschaftsbund ÖGB und der Gewerkschaft der Privatangestellten GPA-djp als „Zwangsbeschaller 2008“ „ausgezeichnet“. Wie man hört, ist es dort seitdem deutlich leiser.
In seiner ersten Sitzung 2009 hat der Gemeinderat der Stadt Linz im Januar 2009 einstimmig die von der „Hörstadt“ initiierte Linzer Charta beschlossen und sich damit einen Katalog mit Zielen und Werten für eine Stadtentwicklung auch in akustischem Sinne verordnet. Das belgische Lüttich ist die erste Stadt, die einen Beitritt zur Linzer Charta erwägt. Richtungsweisend wird dafür eine öffentliche Diskussionsveranstaltung im Maison D’Urbanité sein, bei der Charta und „Hörstadt“ am 6. Mai vorgestellt werden.
Am 20. Februar 2009 konnte ein bedeutender Meilenstein des Hörstadt-Fahrplans erreicht werden: Genau 100 Jahre nach der ersten Veröffentlichung des Futuristischen Manifests von Filippo Tommaso Marinetti haben wir dem Futurismus als Lärmanbeter, Kriegsverherrlicher und geistigem Wegbereiter des Faschismus mit dem Akustischen Manifest geantwortet. Wunschgemäß konnte die Replik im französischen Traditionsblatt Le Figaro platziert werden, wo Marinetti am 20.2.1909 sein Manifest publizierte. Darüber hinaus ist es gelungen, das Akustische Manifest gleichzeitig in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung sowie in Der Standard unterzubringen. Auf unserer Website ist das Manifest in deutscher, englischer und französischer Sprache erschienen.
Mit den Wochen steigt auch die Zahl der sich als beschallungsfrei deklarierenden Organisationen und Unternehmen. Auch einige Vertretungen der Republik Österreich sind unserer Einladung gefolgt, darunter die Ständige Vertretung Österreichs in Brüssel, die Österreichische Botschaft in Pretoria und das Österreichische Kulturforum in Belgrad. Als erstes bisher beschallendes Unternehmen wird die Supermarktkette Interspar im Großraum Linz in insgesamt 18 Filialen ab Anfang März wenigstens bis Ende 2009 in Zusammenarbeit mit Hörstadt auf die Zwangsbeschallung ihrer KundInnen verzichten.
Überaus erfolgreich ist der Ruhepol Centralkino, in dem sich allein in den ersten 10 Wochen seit seiner Eröffnung Ende November 2008 über 6.000 Menschen eingefunden haben. Am 21. Mai 2009 folgt mit der Eröffnung des Ruhepol Mariendom in der Turmhalle von Linz’ größter Kirche ein zweiter Ruhepol. Mit dem Stift Admont bestehen Gespräche über die dauerhafte Einrichtung eines Ruhepol Admont in dem wunderschönen Barockpavillon im Stiftsgarten.
Internet www.hoerstadt.at