Metropol Parasol. Der Film

Arup verbreitet zur Zeit eine Art Werbe-Film über das Projekt von J. Mayer H.

Mancher Architekt verkauft sein Werk über positve Kritiken im Feuilleton oder der Fachpresse, andere schicken Top-Fotografen, die das ansich schon meisterhafte Gebäude zur Ikone verklären, wieder andere schreiben ihrem aktuellsten Bau Nachhaltigkeit zu, die im kollektiven Gedächnis zu behaupten größter Anstrengung und ausgeklügelter Marketingwerkzeuge bedarf.

Dass ein Bau wirklich ein Green Building sei, dass es unter ökonomischen und eben ökologischen Aspekten Vorbildcharakter und damit wesentliche Alleinstellungsmerkmale auf dem Immobilienmarkt besitzt, das streben alle an, Architekten natürlich auch. Vielfach vergessen wird dabei - auch wenn die DGNB beispielsweise in ihren Bewertungskriterien Stichworte wie Öffentliche Zugänglichkeit, Fahrradkomfort oder Soziale Integration listet - die soziale Seite der Baumaßnahme. Wer leidet eigentlich unter einem Hochhausbau? Und wer gewinnt? Wie steuert eine Stadt die Gentrifizierung von ganzen Vierteln? Oder im baulichen Kontext gesprochen: Wer steht im Schatten und wer im Licht?

Die Akzeptanz von Baumaßnahmen, und seien sie noch so klein, ist ein sehr wichtiger wie zugleich der wohl am häufigsten vernachlässigte Aspekt bei Neubauten. Sind die Nachbarn unzufrieden, wird der Bauherr keine Freude an seiner Investition haben. In Sevilla, im Herzen der Altstadt, hat sich die Stadt mit dem Markt- und Museumsbau, dem Restaurant- und Barbetrieb im Metropol Parasol von J. Mayer H. eine Architektur ins Häusermeer gepflanzt, die in vielerlei Hinsicht schwierig ist; was nicht heißt, sie sei nicht angemessen oder nicht innovativ, nicht nachhaltig oder gar von schlechtem Design. Nein, der gewaltige bauliche Eingriff mittels dieser weltgrößten modernen Holzkonstruktion in eine gewachsene Stadtstruktur (auch wenn es sich scheinbar "nur" um eine unsympathische Leerfläche, eine wilde Parkfläche für Autos handelte) kann nicht ohne Wunden abgewickelt werden. Die Nachbarn, die teils extrem mit dem Bauwerk konfrontiert wurden und werden, die Händler, die auf diesem Platz ihr Leben lang ihrem Unterhalt nachgingen, und die, die hier und im Umfeld zur Miete wohnen, mussten sich auf das Neue einstellen; oder wegen steigender Preise gehen.

Da erscheint es gerade passend, wenn die verantwortlichen Ingenieure von Arup eine Art von Werbe-Film für den Metropol Parasol gedreht haben. Auf dessen Eingangsbild ist zu lesen: "ARUP's positiver Einfluss auf die Welt wurde in diesem Film über den Metropol Parasol untersucht, in welchem die Auswirkungen der Projekte von ARUP auf die Gesellschaft gezeigt werden, in welcher diese existieren. [...] Was immer schon ein einfacher Marktplatz war, ist nun das "Neue Zentrum von Sevilla".

Hiervon ausgehend kann der ARUP-Film das Erwartbare zeigen: Menschen, die glücklich sind mit dem Bau und solche, die erst überzeugt werden müssen, bevor sie den "positiven Einfluss" des Parasols auf die Welt, auf ihre Welt erkennen konnten. Dass der "einfache Marktplatz" vielleicht der beste Platz in diesem Viertels war, das sich, vom Touristenzentrum durch Alltäglichkeit jahrzehntelang abgrenzen und damit authentisch erhalten konnte, das spielt in dieser Blickweise keine Rolle. Sollte es aber. Wer macht nun den anderen Film?! Be. K.

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