Milliardärsgeschenk: Kunst für alle

In Mexiko Stadt wurde aktuell das "Museo Soumaya" eröffnet

Er gilt als einer der reichsten Männer dieser Welt, womit sein Vermögen einige zig Milliarden Euro schwer sein dürfte: Carlos Slim Helù. Von diesen Milliarden investierte der Mann, der mit gigantischen Laptop-Verschenkaktionen ganz unverholen neue Kunden für sein Kommunikationsnetz anwirbt, einen Bruchteil in den Neubau eines Museums. Runde 26 Mio.  € hat der Boss eines gigantischen Mischkonzerns und Chef der privatisierten, ehemals staatlichen Telekommunikation „Telmex“ in den Museumsneubau gesteckt; der im Westen der Megalopolis Mexiko Stadt am Rande eines Investorenprojektes („Plaza Carso“) durch seine Form und seine geschlossene Außenhaut auf sich aufmerksam macht.

Nach seiner verstorbenen Frau benannt (Museo Soumaya) bietet der um eine vertikale Achse entwickelte Stahlbau eine Ausstellungsfläche von 16420 m² auf sieben Ebenen (zuzüglich drei Untergeschossen). Nicht zu viel Fläche, bedenkt man, dass die hier ausschließlich gezeigte Mäzenatenexponate etwa 66000 Stücke umfassen sollen, darunter allerdings auch präkolumbianische Münzen oder Manuskripte der Entdecker-/Unterwerferfürsten Kolumbus und Hernán Cortéz.

Die größte Rodin-Sammlung außerhalb der Rodin-Stiftung stellt das Herzstück der Sammlung dar, die Carlos Slim Helù in den vergangenen Jahrzehnten auch stückweise zusammen gekauft hat. Teile der Plastiken werden im Dachgeschoss des Museums unter Tageslichtbedingungen ausgestellt, der einzige Ort im Museum, der Ausblick bietet (allerdings hier nur in den Himmel).

Die aus 26 vertikalen Stützen und 7 horizontalen Stahlringbändern gefertigte Struktur, die durch Betonkernbauten (Erschließung, Archivräume etc.) zusätzlich ausgesteift ist, wurde komplett geschlossen. Nun spiegeln 16000 Aluminiumtafelsechsecke die Umgebung, den Himmel und die Straße. Dass die Fassade deutlich an das Kaufhaus Selfridges in Birmingham von Future Systems erinnert, lässt Slim-Schwiegersohn Fernando Romero von LAR unbeeindruckt, er verweist hier auf globale Bezugssysteme, erlaubte Echos, und überhaupt kenne er den Bau in England überhaupt nicht. Dass Fernando Romero schon 2008 von der New York Times als kommender Star Mittelamerikas ausgemacht wurde, hat dieser wohl zweierlei zu verdanken: seinem internationalen Vernetzsein und, dass er zur zweiten Generation der Rem Koolhaas Adepten gehört. Und ja, wenn man die gerade bei Hatje Cantz erschienen Romero-Publikation „Simplexity“ durchschaut, auch das Talent, aus dem gerade medial angesagten Architekturmaterial die Mixturen herzustellen, die Eingang auch in die weitverbreitenden Glamoursparten der unterschiedlichsten Berichterstattungen finden.

Doch wie Carlos Slim zur aktuellen Eröffnung des Museums anmerkte: Seinem Schwiegersohn hatte er einmal von zwei Architekten gesprochen, die den Bau managen sollten. Auf des Schwiegersohns erstaunte Frage, wer denn die beiden seien habe er lächelnd geantwortet: du Fernando und ich Carlos. Verständlich diese Rollenanmaßung, wenn man bedenkt, dass der Milliardär in allen Geschäften dabei sein muss; verständlich aber auch, wenn man weiß, dass der Millionenerbe und wegen seines Geschäftsgebarens umstrittene Slim ursprünglich Bauingenieur studiert hat. Und das Museum, im Andenken an seine Frau gebaut, ist nun einmal ein waschechter Ingenieursbau. Den zu enthüllen fast schon schade ist, können wir seine Konstruktion doch nur noch auf Baustellenfotos erleben. Be. K.

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