Verneigung vor Lyonel Feininger
Der Neubau des Kunstmuseums Moritzburg in Halle/Saale von Nieto Sobejano Architekten am 10. Dezember 2008 eröffnet 22.01.2018Die im dreißigjährigen Krieg zerstörte Westruine wurde von den spanischen Architekten Nieto Sobejano mit einer kühnen Dachkonstruktion zu einem neuen Museumsflügel ausgebaut. Zwischen den historischen Außenmauern wurden kubische Räume eingehängt, die über Oberlichter natürlich beleuchtet werden. Funktion und Gestaltung, Raumwirkung und Zeitschichten fügen sich zu einer kunstvollen Einheit. Der 18 Millionen Euro teure Erweiterungsbau wurde überwiegend aus Europa-Strukturfondmitteln, aber auch durch die Bundesregierung und das Land Sachsen-Anhalt finanziert. Am 10. Dezember 2008 übergibt Bundespräsident Horst Köhler den Erweiterungsbau der Moritzburg in Halle seiner Bestimmung.
Die Architekten entwarfen das neue Dach als eine moderne Antwort auf die bestehenden Dachlandschaften. Besonderen Schwerpunkt legten sie auf die Lenkung des natürlichen Lichts in die Ausstellungsräume und in die historischen Räume der Ruine des Westflügels. Ihren Entwurf verstehen Fuensanta Nieto und Enrique Sobejano als eine Reminiszenz an die Formensprache des Expressionismus und die Malerei von Lyonel Feininger. „Bei der Moritzburg interessierte uns mehr noch als die Beziehung zwischen neuer Architektur und historischem Gebäude, wie man einen Dialog zwischen der Formensprache des Expressionismus herstellen kann, speziell der Formensprache Lyonel Feiningers, der sein Atelier in der Moritzburg hatte und in dieser Zeit den wundervollen Zyklus der Halle-Bilder malte. Wir fragten uns, wie wir eine Sprache aus der Malerei in eine architektonische Sprache übersetzen und gleichzeitig räumlich ausdrücken könnten.“
Das Dach fasst die heterogene Ruine zusammen, die ausdrucksstarken Formen seiner Aluminiumhaut ist nur aus erhöhter Position zu sehen. Die beiden großen Ausstellungssäle zwischen den unverputzten Ruinenwänden entfalten über zwei Geschosse eine beeindruckende Wirkung, die durch seitliche Galerien und die von der Decke abgehängten „White Cubes“ noch verstärkt wird. Die Innenausstattung - schmale Leuchtbänder an den Decken, Brüstungen aus Glas mit polierten Edelstahlhandläufen, Stufen und Estrich in grauem Terrazzo – tritt respektvoll vor den alten Mauern zurück.
Internet: www.moritzburg-halle.de