Vom Bauen in den Bergen. Neue Alpine Architektur
Eine vierteilige Architekturfilmreihe im BR Fernsehen startet am 26. September 2017 mit Bauten in Bayern 22.01.2018Jenseits von Dirndl-Architektur und Chalet-Kitsch gibt es in den Alpen viele neue aufregende Entwicklungen. In den letzten zwanzig Jahren haben sich Architekten zwischen Dolomiten und Wettersteinmassiv, zwischen Walliser Alpen und Mont Blanc auf ihre baukulturellen Wurzeln besonnen und die kraftvolle Ästhetik einer ursprünglichen Bauweise wiederentdeckt, die von funktionaler Schlichtheit geprägt ist und wenig zu tun hat mit den weit verbreiteten folkloristischen Auswüchsen zwischen Zirbelstubenromantik und Lüftlmalerei.
Das Bauen in den Bergen war schon immer eine besondere Herausforderung. Ein unberechenbares, oft raues Klima, unwegsames Gelände und oftmals schwierige wirtschaftliche Verhältnisse haben gerade in den Alpen einen ganz eigenen Stil geprägt. Der Anspruch, diese besondere Bautradition in eine moderne, zeitgemäße Formensprache zu übersetzen, hat wegweisende innovative Beispiele hervorgebracht, die international Beachtung fanden.
Die Reihe „Neue Alpine Architektur“ bietet erstmals einen Gesamtüberblick über die wichtigsten Neuerungen in den Regionen Graubünden, Tessin, Vorarlberg, Tirol, Südtirol, Oberbayern und dem Allgäu.
Neue Alpine Architektur in Bayern (Teil 1/4)
Sendung am 26.09. 2017 um 22.30 Uhr im BR Fernsehen
Was das Bauen in den gesamten Alpen verbindet, ist das Augenmerk auf Tourismus- und Wintersportarchitektur. Auch in Bayern sind es oft Bergstationen und Ferienhäuser, die sich gestalterisch auf neues Terrain wagen. In Garmisch-Partenkirchen macht die neue Olympia-Sprungschanze Zaha Hadids Bergiselschanze Konkurrenz und nicht weit entfernt, im Karwendelgebirge, blickt ein überdimensioniertes Fernrohr aus Stahl, Beton und Lärchenholz in die spektakuläre Berglandschaft. Im Allgäu ist es vor allem das Architektenbüro Noichl und Blüml, das sich durch den Bau moderner Bergstationen einen Namen gemacht hat.
Preisgekrönte Alpen-Architektur findet sich am Fuße des Wendelsteins, wo der Münchner Architekt Florian Nagler für das Hotel Tannerhof schlanke Wohntürme aus Holz entworfen hat, die sich am Vorbild der ursprünglichen Gästehütten orientieren und diese zeitgenössisch interpretieren. Die ebenfalls ausgezeichnete „berge“ von Möbeldesigner Nils Holger Moormann in Aschau schlägt genauso eine Brücke zwischen Historie und Moderne. Moormann renovierte ein fast 400 Jahre altes Haus mitten im Ort und baute es so um, dass es heute als rustikales Gästehaus mit urbanem Flair den höchsten Ansprüchen designaffiner Kundschaft genügt und trotzdem urgemütlich wirkt. Auch das Ferienhaus von Arnhard und Eck Architekten in Oberaudorf schafft den Spagat zwischen urbaner Modernität und dörflicher Bodenständigkeit. Das relativ kleine Satteldachgebäude mit seiner traditionellen Holzverkleidung wirkt auf den ersten Blick recht unscheinbar. Im Innern entpuppt es sich aber als sorgfältig gestaltetes Raumwunder, das auch den Ansprüchen junger Großstädter genügt und neue Feriengäste in den beschaulichen Luftkurort lockt. Auch dieser Film der Reihe zeigt anhand vielfältiger Beispiele, dass qualitätsvolle Architektur für die Alpenregionen zukunftsträchtig ist.
Buch und Regie: Birgit Eckelt. Konzept und Redaktion: Sabine Reeh