Whitney New
Neubau für Kunstmuseum in Manhattan New York eröffnet. Architekten: Renzo Piano Building Workshop 22.01.2018Das Whitney ist vielleicht DAS Museum in den Vereinigten Staaten, dessen Sammlung genau das repräsentiert: Die Vereinigten Staaten von Nordamerika. Und weil es seit seiner Gründung 1931 genau diesen, damals durchaus patriotischen Willen zur Selbstdarstellung hatte und noch hat, ist sein Wesen das einer öffentlichen Werkschau.
Der Erfolg der Sammlung – 1931 eine Schenkung der Gertrude Vanderbilt Whitney, die hier damals rund 700 Arbeiten aus ihrer Sammlung stiftete – ließ sie sich immer weiter vergrößern. Auch räumlich. So zog das Museum aus der 8th Street in Greenwich Village gut zwanzig Jahre später in die Nachbarschaft des Museum of Modern Art. Gut zehn Jahre danach, 1966, folgte der Umzug in den von Marcel Breuer und Hamilton P. Smith verantworteten Neubau an der auch heute noch noblen Madison Avenue. Der kompakt, hinter grauem Granit eingehauste Bau mit seinen sehr eigenen, nach außen stülpenden Fenstern, war zu klein geworden, Erweiterungsmöglichkeiten in der Nachbarschaft gab es nicht.
2008 gab es einen Wettbewerb für einen Neubau im Meatpacking District Manhattans, der eher das Gegenteil der Madison Avenue Athmosphäre darstellt. Und in seiner Wahl genau der Prämisse folgte, der auch Jean Nouvels Philharmonie de Paris ihren Standort an der nördlichen Peripherique, nahe der Arbeiter-Vorstadt Pantin verdankt: Die Kultur soll aus ihrer wohlsituierten und von Bildungsspießern gelebter Behäbigkeit befreit und wieder dorthin gebracht werden, wo das eigentliche Leben (was immer das sei) pulst.
Und so war das Projekt durchaus umstritten, Proteste während der Bauphase bis zur Eröffnung warnten vor Gentrifizierung und negativen Effekten auf dem schon angespannten Immobilienmarkt. Umso intensiver planten Architekten – Renzo Piano Building Workshop mit Cooper Robertson – und Bauherren die Verschränkung und Vernetzung des Baukörpers in den städtischen Kontext. So wurde das „absolut außergewöhnliche Setting“ (Renzo Piano) des neun Geschosse hohen Baukörpers als Herausforderung gesehen, die Typologie Museum neu zu erfinden. Um es, wie Renzo Piano sagte, wieder zurück zuführen auf seinen Urzustand 1931; der war irgendwie provisorisch.
Von der Anmutung eher ein Industriebau und ganz sicher ein Echo auf die Urmutter aller Kulturbauten des 20. Jahrhunderts, dem Centre Pompidou, bietet das Whitney mit seiner Gesamtfläche von 20500 m² rund 4600 m² Ausstellungsfläche im Inneren. Dazu kommen knapp 600 m² öffentliche, von einer gigantischen Auskragung überdachte Platzfläche am Zugang und Ausstellungsfläche draußen auf den Terrassen. Enthalten in den 4600 ² ist die größte stützenfrei Ausstellung im fünften Geschoss. Hier hat die Neil Bluhm Family Galleries 1700 m² zur Präsentation ihrer Sammlungsstücke.
Überhaupt stapeln sich in der Kulturmaschine längst weitere Sammlungen, die in den Jahrzehnten zu der namensgebenden hinzugekommen sind. Alle besetzten dabei jeweils ein Geschoss.
Finanziert wurde der Neubau ausschließlich über Spenden, immerhin fast 700 Mio. US Dollar, die weitere Ankäufe und den Betrieb in den nächsten Jahren sicherstellen sollen. Das bisherige Breuer-Gebäude wird vom Metropolitan Museum of Art übernommen und wegen anstehender Sanierungen und kleiner Umbauten erst einmal geschlossen. Das Whitney eröffnete am 1. Mai 2015 mit einem Festakt. Am 2. Mai gab es Eintritt frei für alle, danach und bis heute kostet ein Ticket 22 US Dollar. Das ist in Manhattan Downtown durchaus günstig! Und selbst wer nicht unbedingt die ganz große Nordamerikanische Kunst anschauen will, der hat von fast jeder der zahlreichen Terrassen fantastische Blick auf die Stadt, den Hudson River und weiter darüber hinaus. Be. K.