Was macht archibrix mit dem Genius Loci?

Die Online-Plattform archibrix von Grüber Manuel Zwittag möchte ArchitektInnen ermöglichen, nicht realisierte Entwürfe zu monetarisieren.

archibrix-screenshot.jpg archibrix in der Testversion am 11.08.2020
Screenshot: https://archibrix.com/

archibrix in der Testversion am 11.08.2020
Screenshot: https://archibrix.com/

archibrix ist eine Online-Plattform, die ArchitektInnen helfen möchte, ihre nicht realisierten Entwürfe doch noch zu monetarisieren. Das hat seinen Charme. Immerhin verwenden viele ArchitektInnen etliche Stunden auf Wettbewerbsbeiträge, die nicht gebaut werden oder auch Entwurfsvarianten, die vom Bauherrn verworfen und abgeändert werden wollen. Dass sich daraus nochmal ein Geschäftsmodell entwickeln kann, ist eine gute Idee. Viel ungehobenes Potential liegt in Schubladen von ArchitektInnen.

Nur eine Sache bedenken die GründerInnen der Online-Plattform nicht: Architektur entsteht nicht auf der grünen Wiese. Klar, das Blatt oder besser die Oberfläche des Zeichenprogramms ist weiß, aber dennoch ist Architektur in seiner Ausformulierung mehr als die Linienumrandung.

Öffnungen werden zur Landschaft hin ausgerichtet, Blickbeziehungen geschaffen. Architektur kommuniziert – im besten Fall – mit ihrer Umgebung. Deswegen ist auch häufig von dem Einfügen und Einbetten die Rede, im praktischen Sinne. Aber noch viel mehr ist es der Genius Loci, den ArchitektInnen versuchen in ihre Gebäude aufzunehmen. Den Geist des Ortes. Das mag ein wenig abgehoben klingen. Aber was wäre Architektur, wenn wir sie an jedem beliebigen Ort reproduzieren könnten? Sie wäre austauschbar.

archibrix sieht selbstverständlich Entwurfsanpassungen vor. Nur was, wenn dem Bauherrn aus den Subtropen ein Gebäude aus Mitteleuropa gefällt? Wie hoch ist der Aufwand der Umplanung für die ArchitektInnen? Und wer berät den Bauherrn?

Verstehen Sie mich nicht falsch, ich bin eine der größten Befürworterin der Digitalisierung des Bauwesens. Doch kann ein Gebäude entworfen für einen bestimmten Zweck, unter gegebenen Voraussetzungen, einfach woanders gebaut werden? Wir werden es weiter beobachten.

Ab September 2020 ist archibrix in der Vollversion öffentlich. Gründer sucht zurzeit noch ArchitektInnen, die an der Testphase teilnehmen möchten.


Thematisch passende Artikel:

Kreative Architektur-Entwürfe gesucht

BMVBS lobt Deutschen Architekturpreis 2011 aus

Der renommierte und größte Deutsche Architekturpreis wird 2011 erstmals vom Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung in Kooperation mit der Bundesarchitektenkammer vergeben. Mit dem...

mehr
Ausgabe 07/2010

Architekturförderpreis Auslobung der Architekturgalerie am Weißenhof für junge Architekten und Architektinnen

Die Architekturgalerie am Weißenhof in Stuttgart möchte mit ihrem Förderpreis die Tradition der Weißenhofsiedlung mit dem Anspruch der Architektur auf einen Beitrag zur zeitgenössischen Kultur...

mehr

Neues Mentoring Programm für Architektinnen

Start Januar 2023

Im ersten Jahr ist geplant, in einem NRW-Pilotprojekt 20 Mentees mit fachlich und menschlich erfahrenen Architektinnen zusammenzubringen. In monatlichen Treffen und Gesprächen wird die Mentee auf die...

mehr

Seismographen der Architektur

Internationales Architektursymposium am 14./15. Oktober 2010, München

Die Veranstaltungsreihe „futureLAB by 3M“ versteht sich als Plattform für den Dialog an der Schnittstelle von Architektur, Kunst und Gesellschaft. Das darin angelegte Prinzip der...

mehr
Ausgabe 02/2013

Master-Studiengang Architektur der FH FFM www.fh-frankfurt.de/de/fachbereiche/fb1.html

Neun Studierende im Master-Studiengang Architektur der Fachhochschule Frankfurt am Main (FH FFM) haben Vorschläge für eine mögliche Umnutzung des Geländes der stillgelegten Bad Nauheimer Saline...

mehr