Architektur des Sorgetragens
25.02.2020Die Ausstellung „Critical care. Architektur für einen Planeten in der Krise“ im Deutschen Architektur Zentrum (DAZ), Berlin zeigt anhand von 21 beispielhaften Projekten, wie ein Umdenken in Architektur und Stadtplanung in Zeiten des Klimawandels aussehen kann.
Am 24. Februar wurde im Deutschen Architektur Zentrum begleitend zur Ausstellung diskutiert, warum sich der Beruf - die Profession - von ArchitektInnen ändern wird. Fünf Referentinnen erklärten ihre Projekte, bei der Architektur das kollektive Engagement unterstützt und den Einsatz von ressourcenschonenden Materialien fördert. Neben dem Künstlerpaar Phoebe Giannisi und Zissis Kotionis, präsentierte die indische Architektin Anupama Kundoo, die inzwischen in Berlin lebt und an der FH Potsdam lehrt, ihre Wohnlösungen für ein NGO in Pondicherry, Indien. Die einzelnen Häuser fungierten erst als Öfen, in dem Lehmziegel gebrannt wurden, in Folge wurden sie dann mit Fliesen und Ferro-Zement verkleidet und bewohnbar ausgestattet. Sie sind ausgelegt für 15 Kinder und 5 Pflegeeltern. Anupama Kundoo möchte nun in Potsdam nach eigenen Aussagen Architektur lehren, die durchaus nonkonform und experimentierfreudig ist.
Ein weiterer Vortrag des Abends kam von Rosario Talevi, ebenfalls Architektin, welche im urbanen Umfeld von Berlin zusammen mit Ihren Kollegen von raumlabor an gemeinschaftsstiftenden Projekten arbeitet. Ihr Beitrag betrachtete etwa die Floating University, welche im Stadtraum von Berlin einen öffentlichen Raum schafft für soziale Aktivitäten und Diskussionen. Das als Regenrückhaltebecken konzipierte, morastige Gelände in Berlin wurde 2018 zusammen mit freiwilligen Helfern nutzbar gemacht und mit Stegen, einem Auditorium, Kino etc. ausgestattet.
Alle genannten Referentinnen sind mit ihren Werken Teil der Ausstellung „Critical Care- Architektur für einen Planeten in der Krise“. Die letzte Vortragende Elke Krasny (Kuratorin von Critical Care und Professorin an der Akademie der bildenden Künste Wien) begann ihren Vortrag mit: „charing the questions can help to find answers.“ – nicht nur in der darauffolgenden Diskussion, sondern vielmehr in der Ausstellung selbst können wir Antworten finden. Nur eine Frage bleibt: „Sollte Architektur des Sorgetragens eine Ausnahme bleiben?“
Den Zeitgeist treffend war die Ausstellung an dem Abend mit ca. 120 Besuchern hoch frequentiert. Ein Besuch lohnt sich und sollte nicht zu kurz sein. Größer als die üblichen Ausstellungen im DAZ ist eine komplette Sichtung aller 21 Projekte nicht unter 1 h zu schaffen. Die 21 Werke sind zudem sehr anschaulich und übersichtlich dokumentiert. Wer es nicht zur Ausstellung schafft, kann das gleichnamige Buch mit allen Beiträgen, sowie thematisch passenden Essays erwerben. Na. S.