"form follows constraint"

European Steel Design Award 2013 für Antarktische Forschungsstation Bharati

Die von der Europäischen Konvention für Stahlbau EKS ausgelobten European Steel Design Awards 2013 sind entschieden. Die im Zwei-Jahres-Rhythmus ausgelobten Europäischen Stahlbaupreise würdigen herausragende, kreative Lösungen mit Stahl in Architektur und Konstruktion. Auch bei weiteren europäischen Gewinner-Projekten sind deutsche Architekten, Ingenieure und Stahlbauer beteiligt, so in Österreich, der Tschechische Republik und Portugal. Die Preisvergaben erfolgen auf dem European Steel Construction Day am 3. Oktober 2013 in Mailand im Rahmen der Messe Construction Fair MADE expo 2013.

In Deutschland geht der Preis an bof architekten, IMS Ingenieurgesellschaft sowie Heinrich Lamparter Stahlbau für die indische Forschungsstation Bharati in der Antarktis. Die an ein Raumschiff erinnernde Forschungsstation in Larseman Hills beeindruckte die Jury durch ihr innovatives, nachhaltiges Design und die hervorragende Ausführungsqualität unter extremen Witterungsbedingungen. Bereits im Wettbewerb um den Ingenieurpreis des Deutschen Stahlbaues 2013 erhielt sie eine Auszeichnung.

Einen ausführlichen Beitrag über den Bau der Forschungsstation und ihrer Fassade unter Extrembedingungen finden Sie in der DBZ 09/2012

 

Der European Student Award 2013 geht in Deutschland an Hendrik Brinkmann und Holger Harmeier, Studierende bei Prof. Herbert Bühler an der FH Münster (msa) für ihre Semesterarbeit "Ausstellungsraum am Drubbel in Münster". Der Entwurf gewann bereits den Förderpreis des Deutschen Stahlbaues 2012.


Bharati, New Indian Research Station
 
Die hochmoderne, autarke und für den Ganzjahresbetrieb ausgelegte Station wird bis zu 50 Personen aufnehmen. Auf einer Bruttogeschossfläche von 2500 qm beinhaltet das Raumprogramm Unterkünfte, Labore und Werkstätten für Forschungstätigkeiten sowie soziale Einrichtungen, darunter einen medizinischen Operationsraum und einen multifunktionellen Kinoraum. Von Beginn an war klar, dass aufgrund der Vielzahl der Randbedingungen der Konstruktion der Forschungsstation eine Schlüsselrolle zukam, gemäß dem Motto „form follows constraint“ bzw. „Form folgt Randbedingung“. Das Lösungskonzept besteht aus einem Primärtragwerk aus ISO-Containern, die sich leicht transportieren und vorfertigen lassen. In Zusammenarbeit mit Ship's Equipment Centre Bremen entwickelte IMS eine schnell und einfach zu montierende Containertragstruktur. Bis zu acht Container werden jeweils kraftschlüssig miteinander verbunden. Die Knotenverbindungen werden aus einfachen Stahlbauschrauben, -muttern und -formteilen gebildet. Die modulare Bauweise erleichtert zugleich Rückbau und Rücktransport der Station gemäß Umweltschutzprotokoll zum Antarktis-Vertrag. Die innovativen Containerverbindungen ermöglichen die gegen Schneeansammlungen vorbeugende Gebäudeaufständerung ohne zusätzliche Abfangträger und minimieren die Stützenanzahl. Hiervon profitiert nicht zuletzt die Architektur mit ihrer schlanken, stützenarmen und aerodynamischen Form. Durch die Oberflächenminimierung verringert sich auch der Energiebedarf. Die extremen Windlasten werden über die aerodynamische Form des Bauwerks und die sehr steifen Schubwände, -böden und -decken der Container abgetragen. Die äußere Hülle bilden 170 mm dicke, isolierende Sandwichelemente aus dem Kühlhausbau. Sie lagern auf einer stählernen Unterkonstruktion, die die Gestalt der Forschungsstation formt und mit den Containern verbunden ist. Der Raum zwischen Containern und Sandwichelementen wird mit seiner ruhenden Luftmasse zugleich zur Wärmedämmung genutzt. Überschüssige Wärme aus den Kraft-Wärme-gekoppelten Generatoren kann zusätzlich in den Zwischenraum geblasen werden. Fertigung und Vormontage der Tragstruktur mussten mit größter Sorgfalt ausgeführt und geprüft werden, denn angesichts des Standortes und der schwierigen Logistik war eine "Null-Fehler-Garantie" unerlässlich.
 
Baubeteiligte: Bharati, New Indian Research Station Ort: Larseman Hills, Antarctica, 2012 Bauherr: NCAOR – National Centre for Antarctic & Ocean Research, Ministry of Earth Sciences, Goa (India) Architekt: bof architekten, Hamburg (D) Ingenieur: IMS Ingenieurgesellschaft mbH, Hamburg (D) Generalunternehmer: KAEFER Construction GmbH, Hamburg(D) Stahlbau: Heinrich Lamparter Stahlbau GmbH & Co. KG, Kaufungen (D)

Mit den European Steel Design Awards 2013 wurden ausgezeichnet:

Österreich: Hauptbahnhof Salzburg, 2012

Architekt: kadawittfeldarchitektur, Aachen (D)

Ingenieur: Werner Consult Ziviltechnikergesellschaft m.b.H., Wien

 

Tschechische Republik: Brücke Lochkov, Prag, 2010

Architekt: Ing. Arch. Patrik Kotas und Ing. Arch. Petr Safranek, Brünn

Ingenieur: Bögl a Krýsl kom. spol., Prag

 

Frankreich: Stadion Lille, 2012

Architekt: Valode et Pistre, Paris

Ingenieur: GREISH, Lüttich (B)

 

Deutschland: Bharati, New Indian Research Station

Architekt: bof architekten, Hamburg (D)

Ingenieur: IMS Ingenieurgesellschaft mbH, Hamburg (D)

 

Ungarn: Internationaler Flughafen Kopitnari, Kutaisi/Georgien, 2012

Architekt: UNStudio, Amsterdam (NL)

Ingenieur: CEOS, Civil Engineering and Consulting Ltd. and M.T.M. Markovits, Civil

 

Italien: Neue Hochgeschwindigkeits-Bahnstation Turin Porta Susa, 2013

Architekt: AREP, Paris (J.M. Duthilleul, E. Tricaud) – Silvio D’Ascia Architecte

Ingenieur: gemeinsam mit prof. arch. Agostino Magnaghi

 

Luxemburg: CCK Konferenzcenter Kirchberg, Luxemburg-Kirchberg, 2012

Architekt: Jourdan & Müller, Frankfurt (D) / Luxemburg

Ingenieur: INCA, Niederanven/ SGI, Luxemburg

 

Niederlande: Bahnsteigüberdachung und Fußgängerbrücke, Zentralstation Arnheim, 2013

Architekt: UNStudio, Amsterdam

Ingenieur: Buiting Machinebouw & Staalconstructie, Almelo (NL)

 

Norwegen: Trollstigen – Touristensteig, 2013

Architekt: Reiulf Ramstad Arkitekter AS, Oslo

Ingenieur: Dr Techn. Kristoffer Apeland AS, Oslo

 

Portugal: Stadion Fonte Nova, Salvador da Baia, Brasilien, 2013

Architekt: Schulitz + Partner Architekten BDA, Braunschweig (D)

Ingenieur: RFR Ingenieure GmbH, Stuttgart (D)

 

Schweden: Tullhus Brücke, Norrköping/Schweden 2012

Architekt: Erik Andersson Architects, Stockholm

Ingenieur: Ramböll Sweden, Luleå

 

Schweiz: Brücke Hans Wilsdorf, Genf, 2012

Architekt: Atelier d'architecture Brodbeck-Roulet, Carouge, Genf

Ingenieur: Amsler & Bombeli Associés, Chêne-Bougeries

 

Türkei: Radar-Tower, Izmit

Architekt: Ragip Buluc Architects, Ankara

Ingenieur: Burkay Proje Mimarlik Mühendislik, Ankara

 

Internet: www.steelconstruct.com

 

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