Geht nach Bad Aiblingen: Deutscher Nachhaltigkeitspreis Architektur

Der Preis der DGNB und der Stiftung Deutscher Nachhaltigkeitspreis geht an das Wohnforschungsprojekt "Einfach Bauen" von Florian Nagler und sein Team

Das Projekt „Einfach Bauen“ im bayerischen Bad Aibling wurde mit Deutschlands renommiertestem Architekturpreis für Nachhaltigkeit ausgezeichnet. Die Jury sieht in dem Projekt einen wichtigen Impulsgeber für die Planungsbranche und die Bauindustrie mit dem Potenzial, eine neue Bauentwicklung auch im Zusammenhang mit der Kreislaufwirtschaft zu starten. Der Deutsche Nachhaltigkeitspreis Architektur wurde in diesem Jahr zum neunten Mal gemeinsam von der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen – DGNB e.V. und der Stiftung Deutscher Nachhaltigkeitspreis e.V. vergeben. Die Preisverleihung fand heute im Rahmen des 14. Deutschen Nachhaltigkeitstages in Düsseldorf statt.

„Die Baubranche muss sich in Richtung Nachhaltigkeit wandeln. Das Projekt ‚Einfach Bauen‘ gibt hier im Sinne der Suffizienz einen wertvollen Impuls und zeigt auf vorbildliche Weise, wie wir in Zukunft bewusster bauen können“, erklärt DGNB Präsident und Juryvorsitzender Prof. Amandus Samsøe Sattler. „Durch die wissenschaftliche Begleitung und der für die Öffentlichkeit frei verfügbaren Dokumentation leistet das Projekt herausragende Pionierarbeit, die in der Planungs- und Baupraxis Spuren hinterlassen wird.“

Einfach Bauen als Wegweiser für eine nachhaltigere Baubranche

Im Rahmen des Projekts „Einfach Bauen“ wurden im bayerischen Bad Aibling mithilfe der Bausubstanzen Leichtbeton, Massivholz und Mauerwerk drei identische Gebäude gebaut. Diese zeichnen sich durch eine gezielte Reduktion von Baumaterial und einem vereinfachten Aufbau aus – beides wichtige Schlüssel für kürzere Bauzeiten und geringere Baukosten. Ebenso konnte das Recyclingpotenzial durch den Verzicht auf Fremdmaterialien um ein Vielfaches gesteigert werden.

Die jeweils einschichtige, monolithische Wandbauweise dämmt ausreichend, die angestrebte klimatische Trägheit wird über die große thermische Speichermasse erreicht. Um die Heiz- und Lüftungstechnik auf ein Minimum zu reduzieren, wurden sowohl Volumen als auch Anteil der Fensterflächen über mehr als 2000 überprüfte Varianten optimiert. Darüber hinaus werden Konstruktion, Nutzerverhalten, Behaglichkeit und Raumklima über einen längeren Zeitraum hinweg vergleichend bewertet, wodurch das Projekt wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse zu Einsparungen in der Gebäudetechnik liefern wird.

Abgesehen vom Einsatz ressourcenschonender Materialien liegen im Verzicht auf komplizierte Haustechnik und der Entwicklung neuer Konstruktionsweisen wichtige Hebel für eine CO2-neutrale Baubranche. Das Projekt „Einfach Bauen“ bietet auch in dieser Hinsicht wichtige Impulse. Die Ergebnisse des Langzeitprojektes werden im Sinne des Wissenstransfers über eine Website kommuniziert, sodass das Projekt als Ausgangspunkt für eine neue und nachhaltige Bauentwicklung fungieren kann.

Casa Rossa und Recyclinghaus als weitere Finalisten

Neben „Einfach Bauen“ hatten es noch zwei weitere Projekte unter die Finalisten beim diesjährigen Wettbewerb geschafft: Das sanierte Gründerzeitgebäude Casa Rossa in Chemnitz sowie das Recyclinghaus in Hannover, ein Einfamilienhaus, das die Möglichkeiten der Wiederverwendung von Baumaterialien umfassend auslotet. Der Gewinner des letzten Jahres war das Holzhochhaus SKAIO in Heilbronn.

Die Beteiligten am Projekt „Einfach Bauen“ im Überblick:
Bauherr: B&O Gruppe
Architekt: Florian Nagler Architekten
Begleitung: Forschungszentrum Einfach Bauen, TU München
Tragwerksplanung: merz kley partner
Energiekonzept: Transsolar KlimaEngineering
Bauphysik: Horstmann + Berger
Brandschutz: PHIplan

Der Deutsche Nachhaltigkeitspreis Architektur wird seit neun Jahren von der DGNB und der Stiftung Deutscher Nachhaltigkeitspreis gemeinsam vergeben. Die Auszeichnung wird zudem unterstützt durch die Bundesarchitektenkammer, den Bund Deutscher Architekten, die Bundesstiftung Baukultur sowie Caparol.

Die Jury des Preises setzte sich in diesem Jahr zusammen aus Manfred Belle (Stiftung Umwelt und Entwicklung NRW), Martin Haas (haascookzemmrich STUDIO2050), Markus Müller (Architektenkammer Baden-Württemberg), Reiner Nagel (Bundesstiftung Baukultur), Katja Oldenburg-Schmidt (Hansestadt Buxtehude), Prof. Amandus Samsøe Sattler (DGNB, Allmann Sattler Wappner Architekten), Marika Schmidt (mrschmidt Architekten BDA) sowie Prof. Antje Stokman (HafenCity Universität Hamburg).

Weitere Informationen sowie die Jurybegründungen im Detail gibt es unter www.nachhaltigkeitspreis.de/architektur und www.dgnb.de.

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