Eine Allianz für Umbaukultur

Bündnis gegen Abriss: Auftaktveranstaltung in Berlin

Unter dem Titel "Abriss Festival" hat die Plattform Nachwuchsarchitekt*innen zur Auftaktveranstaltung der neugegründeten Anti-Abriss-Allianz eingeladen. Dafür haben einige Akteurinnen über Abriss, Umbau und ihre eigenen Erfahrungen im Kampf gegen Spekulation im Stadtraum gesprochen und berichtet. In einem kleinen Raum in der Nazarethkirchstraße 39 in Berlin-Wedding wurde am 11. Februar 2025 über große Themen diskutiert.


Foto: www.plattformnachwuchsarchitekten.de

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Über 40 Initiativen aus ganz Deutschland haben sich zusammengetan, um gegen den Abriss und für mehr Umbau und Sanierung von Gebäuden zu kämpfen. Dazu gehören unter anderem Architects for Future (A4F), die Architektenkammer Berlin, das Baukunstarchiv NRW, das BDA, die europäische Bürgerinitiative HouseEurope!, der Denkmalverein Hamburg e.V., Klimaneustart Berlin, die Initiative SEZ für alle! und viele, viele mehr. Mal aus kunst- oder architekturhistorischer, mal aus sozialer, mal aus energetischer Perspektive – aber eigentlich immer alles zugleich – wurde auf die enormen Verluste hingewiesen, die das Abreißen von mehr oder weniger „architektonisch wertvollen“ Gebäuden mit sich bringt. Und was in der Runde klar wurde: Am Ende geht es um Menschen, die einen Ort verloren haben oder verlieren werden. Denn, so der Tenor, auch wenn es weniger gut nachweisbar oder kalkulierbar ist – und das mögen die Investoren ja ganz besonders, nämlich das Kalkül –, der emotionale und kulturelle Verlust ist mindestens genauso groß wie der energetische. Ganz zu schweigen von den sozialen Strukturen eines Ortes, die unwiderruflich zerstört würden.

Es passiert freilich selten, dass die Architekturblase platzt – vor allem wenn die Kammer einlädt. Über Erhalt und Transformation wird in Universitäten und Hochschule bereits viel gesprochen. Allerdings kann es täuschen, denn während es an vielen Unis zur Selbstverständlichkeit geworden ist, ist es in der Immobilienwirtschaft noch lange nicht der Fall. Dann sei es frustrierend, wenn die Feststellung ist: Wieso wird immer noch abgerissen? Interessiert es denn niemanden? Doch! Die Anti-Abriss-Allianz zeigt, dass es oft auch Menschen außerhalb der Architektinnenschaft sind, die sich für den Erhalt des Architekturerbes einsetzen – Bewohnerinnen, Nutzerinnen und Aktivistinnen. Und die meisten tun dies schon viel länger, als es in den Hochschulen auf der Tagesordnung steht: „Höflich im Ton, aber entschieden stark in der Sache“, wie Daniel Diekmann, der schon seit 19 Jahren für den Erhalt der Habersaathstr. 40-48 in Berlin kämpft, sagt.

Mairi Zountsa, Mailies Stichling präsentieren gemeinsam mit Elisabeth Guericke und Ilhan Güngör ihre beiden Masterarbeiten zum Erhalt des SEZ
Foto: www.plattformnachwuchsarchitekten.de

Mairi Zountsa, Mailies Stichling präsentieren gemeinsam mit Elisabeth Guericke und Ilhan Güngör ihre beiden Masterarbeiten zum Erhalt des SEZ
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Dass sich nun über 40 Initiativen, Vereine, Verbände und Institutionen zusammengetan haben, war ein notwendiger Schritt, um diese unterschiedlichen Gruppen in der gemeinsamen Sache zu stärken. Das Abriss Festival am 11. Februar war nur der Auftakt einer großen Bewegung für die Regulierung von Abriss und Spekulation. Noch oft wird ohne Strategie und Konzept das zerstört, was mit viel Energie aufgebaut wurde. Ziel der Anti-Abriss-Allianz ist es, neue Kriterien mit konkreten ökologischen, sozialen, ökonomischen und baukulturellen Richtlinien zu erarbeiten, die auch über die Gesetzgebung dazu führen sollen, dass der Abriss in Zukunft weitgehend verhindert wird.

Bisher ist das stärkste Argument gegen Umbau, dass die Sanierung doch so viel teurer sei, als an gleicher Stelle neu zu bauen. Das stimmt in den meisten Fällen nicht. Und schließlich drängte sich die Frage auf: Wie viel sind denn die Menschen wert, die in vielen dieser Gebäude leben?

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