Sorgende Stadt
Berliner Ausstellung bis 28. Mai 2025 22.04.2025Die Ausstellung "Sorgende Stadt" ist bis zum 28. Mai 2025 im nGbK-Pavillon am Berliner Alice-Salomon-Platz zu sehen. Sie bearbeitet die Frage, wie der Leerstand im dortigen Einkaufszentrum „Marktplatz Center“ zu einem kommunal-organisierten Bildungs- und Sorgezentrum umgenutzt werden kann. Eine Frage, die exemplarisch für leerstehende Einkaufszentren in ganz Deutschland stehen kann. Austeller sind die Alice Salomon Hochschule Berlin und die "station urbaner kulturen" der neuen Gesellschaft für bildende Kunst (nGbK) in Hellersdorf.
Der Begriff „Sorgende Stadt“ stammt laut Pressemitteilung der Ausstellenden aus einer kommunalpolitischen Bewegung in Spanien im Jahr 2015. In Barcelona, Madrid und Saragossa gewann jeweils ein Bündnis von Kleinparteien, die von Frauen organisiert wurden, kommunale Mandate im Stadtparlament. Ihr Hauptthema war eine Neuorganisation von Sorge-Arbeit: kommunal organisiert und bezahlt, gesamtgesellschaftlich wertgeschätzt.
Mit einem ähnlichen Ziel gründete sich 2023 die Kampagne „Sorge ins Zentrum“ in Berlin-Treptow. Sie fügte dem Begriff „Zentrum“ eine stadtplanerische Komponente hinzu: die Sorge-Arbeit solle nicht nur politisch zentraler werden, sondern auch im Stadtbild. Die Kampagne schlägt vor, dass Sorge-Arbeit in viele leerstehende Läden in Berliner Einkaufszentren zieht.
In seiner Masterarbeit „Zentren des Glücks“ an der UdK Berlin 2024 untersuchte der Architekt Elias Eichhorn die künftige Rolle von zehn Einkaufszentren in der Quartiersentwicklung Berlins, u. a. die des „Marktplatz-Center“ am Alice-Salomon-Platz. Für die Ausstellung Sorgende Stadt stellt er dar, wie das Center als Teil einer gemeinwohlorientierten Stadtentwicklung als Bildungs-, Freizeit- und Sorgezentrum umgestaltet werden könnte. Er zeichnet eine zeitgenössische Version des für diesen Standort 1987 zu DDR-Zeiten geplanten „Hellersdorfer Freizeitforum“ mit Freibad statt Parkhausdach, mit Sporthalle statt Deko-Bedarf, mit Bildung und Pflege statt Konsum und Überfluss.
Die Intervention "Coagulum. Ein vorübergehendes Gerinnsel im Herzen des Handels" von der Künstlergruppe Inventory stellt den Sinn von Einkaufzentren als Symbol für eine Konsum- und Wegwerfgesellschaft, gesteuert von globalen Konzernen in Frage, die oft Ausbeutung und Umweltschäden bei der Herstellung ihrer Produkte in Kauf nehmen. Mit ihrem Rugby Scrum (dt. Angeordnetes Gedränge, Standardsituation in der Sportart Rugby) versuchten sie 2001, die Abläufe in zwei Londoner Malls für einen kurzen Moment zu stören.
Eine Öffnung von Shopping Malls nach Außen wird vom Künstler Jérôme Chazeix thematisiert. Mit seiner Performance "Defilement der Mode 0.3." in der Großwohnsiedlung Dresden-Prohlis inszenierte er den öffentlichen Vorplatz des „Prohlis Zentrum“ als offenen, lebendigen Ort – im Gegensatz zum durchregulierten, standardisierten Innenraum der Mall. Draußen vor der Mall veranstalteten neun alkoholisierte Männer eine Modeschau mit gebrauchter Frauenkleidung. In dieser Utopie kleiden sich am Ende sogar Passant_innen um und laufen über den "Gelben Teppich" mit.
In Sichtweite des „Marktplatz Center“ hat der Anwohnerinnenbeirat zwölf Hochbeete aufgestellt und bepflanzt. Mit den Beeten setzt sich der Beirat für eine umweltgerechte Gestaltung des Alice-Salomon-Platzes ein und vernetzt sich mit weiteren Berliner Urban-Gardening-Projekten.
Der Alice-Salomon-Platz ist das kulturelle, soziale und wirtschaftliche Zentrum des von 92 000 Personen bewohnten Berliner Stadtteils Hellersdorf. Von April bis Oktober 2025 wird im Pavillon und an den Hochbeeten das Ausstellung- und Veranstaltungsprogramm „Zentrum zwischen Land und Stadt“ veranstaltet.
Termine
MI 23.4. |17–19 Uhr
Gesprächsrunde: Für ein neues Bürger_innen-Politik-Verwaltung-Verhältnis? Zwei Beispiele: Bürgerräte Ma-He und Schulneubau Auerbacher Ring
MI 30.4. | 17–19 Uhr
Wir bestellen Respekt
mit einem angestellten Kurier, einer Leiharbeitskraft, Lieferando Workers Collective Berlin und Projekt "Joboption Berlin"/ArbeitGestalten GmbH.
MI 21.5. | 17–19 Uhr
Leere Shopping Malls und Kaufhäuser: Räume für alle, Räume für alles?
mit Katalin Gennburg (MdB, Die Linke, Wahlkreis Ma-He), Initiative "Sorge ins Zentrum" und Juliane Witt (Stadträtin für Soziales und Bürgerdienste Ma-He) u. a. In Zusammenarbeit mit "Transferale" und "Community Spaces" im "Transfer-Hub".
MI 28.5. | 17–19 Uhr
Post-Konsum und Reparaturkulturen
mit Melonseeds Collective und ihren Gästen
15.4.–28.5.2025 Ausstellung "Sorgende Stadt"
Mittwoch + Samstag 14–18 Uhr. Eintritt frei
Alice-Salomon-Platz 5, 12627 Berlin