AnerkennungDenkmalgerechte Sanierung der Hyparschale in Magdeburg
Die Hyparschale in Magdeburg von 1969 gehört zu den wenigen noch erhaltenen Schalendachkonstruktionen des Ingenieurs Ulrich Müther. Mit 15 m Höhe und einem Grundraster von 48 x 48 m gehört sie auch zu seinen Hauptwerken und steht seit 1998 unter Denkmalschutz. Ziel der 2019 begonnenen Sanierung durch Gerkan Marg und Partner in Zusammenarbeit mit dem Ingenieurbüro Prof. Rühle, Jentzsch und Partner und der Carbocon GmbH war es, den Mehrzweckbau zu ertüchtigen und als modernes Messe- und Kongresszentrum auszubauen. Dabei sollte vor allem die schlanke Gestalt der Hyparschale erhalten bleiben: Die lediglich 7 cm starken, zweifach geknickten Schalendächer überspannen stützenfrei eine Grundfläche von 2 300 m².
Bei Baubeginn war die Bewehrung an vielen Stellen korrodiert. Eine zusätzliche Last durch eine Überdeckung mit herkömmlichem Beton hätte zu statischen Problemen geführt und die schlanke Konstruktion von 7 auf 14 cm anschwellen lassen. Als Lösung schlugen die Ingenieure eine Verstärkung mit Carbonbeton bei Erhalt der Gesamtstärke vor. Dazu wurden 1 cm Altbeton auf Ober- und Unterseite entfernt und Carbonfasermatten in je 5 mm starke Fertigmörtelschichten eingebettet. Für mehr Tageslicht und Transparenz erhielt die Fassade zudem Klarglas anstelle der transluzenten Elemente. Im Innenraum bilden heute vier Raumeinheiten, deren Dächer begehbar und mit Brücken verbunden sind, das neue Grundraster. Eine zusätzliche Dämmung sorgt zudem dafür, dass die Hyparschale heute auf dem Stand der Technik für vielfältige Nutzungen bereitsteht.
Durch die gemeinsame Anstrengung von Bauherr, Architekt, Tragwerks- und TGA-Planer ist es gelungen, aus der denkmalgeschützten Müther-Betonschale nach über 20 Jahren Leerstand einen besonderen Ort zu schaffen. Möglich wurde dies durch die Synthese aus respektvollem Umgang mit der historischen Hyparschale und der bewussten Neugestaltung der Raumstruktur nach den Anforderungen des Bauherrn; hierfür spielen die eingesetzten Technologien eine zentrale Rolle.
Wie sehr neue Technologie und das Zusammenwirken von Architektur und Ingenieurwesen zur Bewahrung von baukulturell herausragenden Gebäuden beitragen kann, wird hier auf den ersten Blick deutlich. So konnte die im Sinne des Balthasar Neumann Preises ikonografische Hyparschale mit ihrer statischen Filigranität und der räumlichen Faszination nicht nur instandgesetzt und erhalten, sondern auch mit einer neuen Raumwahrnehmung fortgeschrieben werden.
Der Einsatz von transparenten Gläsern in der Dachfugen und den Außenwänden stärkt die Wahrnehmung der Schalenkonstruktion erheblich. Diese konnte dank Carbonfaserverstärkungen in ihrer schlanken Ausprägung erhalten werden. Die Einfügung einer Galerie wirkt dabei keinesfalls störend, sondern eröffnet weitere Raumeindrücke, ohne die Leichtigkeit der Ursprungskonstruktion zu schmälern. Die exzellente Sanierung der Hyparschale in Magdeburg ist ein herausragendes Beispiel für den Erhalt und das Weiterbauen unserer bestehenden Bausubstanz und ein beeindruckendes Resultat für eine gute Zusammenarbeit von Architekt:innen und Ingenieur:Innen.« ⇥Jury-Statement
gmp · Architekten, Hamburg
Architektur: Gerkan, Marg und Partner, Hamburg
Tragwerksplanung: Prof. Rühle, Jentzsch und Partner GmbH, Ingenieurgemeinschaft für Bautechnik, Dresden
TGA: Haupt Ingenieurgesellschaft, Leipzig + Ingenieurbüro Elektrotechnik Dipl. Ing. Andreas Kist, Burg
Fachplaner Carbonbeton-Technologie: CARBOCON, Dresden
Fachplaner Licht: Lichtvision Design, Berlin
Fachplaner Akustik: ADA Acoustics & Media Consultants, Berlin
Bauherrin: Landeshauptstadt Magdeburg/ Eigenbetrieb Kommunales Gebäudemanagement
Fertigstellung: 2022