ANERKENNUNG Neubau Kreisarchiv Viersen
DGM Architekten, Krefeld
Das Projekt „Kreisarchiv Viersen“ folgt dem planerischen Grundprinzip, den Menschen, die es nutzen, sowie der Umwelt, Wertschätzung, Qualität und einen gesunden, einladenden Ort zur Verfügung
zu stellen und steht darüber hinaus in der niederrheinischen Baukultur des sog. „Berfes“. Dabei liegt dem Projekt ein auf einer integrierten Zusammenarbeit von Architekturplanung und Fach-ingenieur:innen zur sicheren Aufbewahrung von Archivalien einerseits und zeitgemäßen Nutzung eines Archivgebäudes andererseits erarbeitetes Gesamtkonzept zugrunde. Architektonisch gliedert sich das Gebäude in zwei differenzierte Baukörper, die die beiden wesentlichen Aufgaben des Archivs abbilden – offene Arbeits- und Besucherbereiche sowie den sehr geschlossenen Aufbewahrungsort der Archivalien. Städtebaulich ist der hohe, geschlossene Baukörper des Backsteinbaus als Solitär deutlich zu erkennen und trägt somit zur Identitätsbildung bei, während sich die umgebenden, verglasten Bereiche in alle Richtungen öffnen. Hinsichtlich der Nachhaltigkeit des Gebäudes berück-
sichtigten die Architekt:innen u. a. folgende Aspekte: Heizung/Kühlung über einen Eisspeicher im Erdreich in Kombination mit einem sog. Kraftdach (einer Kombination aus Solarabsorber und PV-Anlage), Gründach für die erforderliche Speichermasse zur Temperaturspitzenregulierung, freihängende Beleuchtungssysteme mit energiesparenden LED-Leuchten, Regenwassernutzung über Zisterne und Rigole, Lebenszykluskostenberechnungen sowie den Einsatz kreislaufwirtschaftlich nutzbarer Materialien, wie z. B. die Feldbrand-Ziegelfassade aus ca. 60 000 alten Ziegelsteinen. Die Materialien wurden auf ihre Weiterverwendbarkeit und/oder ihre Fähigkeit nachzuwachsen überprüft. Dies, sowie die partnerschaftliche Zusammenarbeit aller Beteiligten, wurde durch die Arbeit an einem gemeinsamen BIM-Modell unterstützt. KR
Bauherr Kreis Viersen
Architektur DGM Architekten, Krefeld
Tragwerksplanung Kempen Krause Ingenieure GmbH, Aachen
Weitere Beteiligte, HHS Planer + Architekten AG, Kassel; Architekturbüro Ruhnau, Issum; Kraft.Raum, Düsseldorf
Fertigstellung 2022
Architektonisch gliedert sich der Neubau in zwei differenzierte, nach innen gekehrte Baukörper und bildet somit die wesentlichen Aufgaben des Archivs (Archivwesen und Publikumsverkehr) ab, ohne den Aspekt der Transparenz nach außen zu vernachlässigen.
Städtebaulich nehmen die Baukörper Bezug auf die Ortseingangslage und werden als adress- und identitätsbildend wahrgenommen. Die nutzungsorientierte, barrierefreie Erschließung des Gebäudekomplexes erfolgt im Wesentlichen über das gemeinsame Foyer als „Drehscheibe“. Das in Holzbauweise errichtete Erdgeschoss lässt eine hohe Flexibilität in der Nutzung und Erweiterungsmöglichkeiten zu.
Entsprechend eines abgestimmten Nachhaltigkeitskonzepts auf der Grundlage von Lebenszyklusberechnungen über die gesamte Bau- und Nutzungsphase wurde Wert auf die Nutzung von recycelten Materialien bis hin zum Innenausbau und mobilen Einbauteilen gelegt. So wurde die Feldbrand-Ziegelfassade aus ca. 60 000 wiederverwerteten Ziegelsteinen einer Abbruchmaßnahme erstellt. Da das gesamte Gebäude als Baustoffspeicher dienen soll, wurden die möglichst roh belassenen Materialien vorab auf ihre Weiterverwendbarkeit und Fähigkeit des Nachwachsens geprüft. So kamen u. a. im Innenausbau Lehmbaumaterialien für Trockenbauwände, Gussasphaltrestprodukte für Bodenbeläge, recycelte Holzfaserdämmstoffe und Schaumglas sowie Wärmedämmung aus z. T. regionalen, mineralischen Rohstoffen zum Einsatz. Zur Heizung und Kühlung wurde ein im Erdreich befindlicher Eisspeicher mit Wärmepumpen- und einer sog. Kraftdachtechnologie als Kombination aus Solarabsorber und PV-Anlage integriert. Ein ausgeklügeltes System aus begrünten Dachflächen, Zisternen und Rigolen regelt die nachhaltige Regenwasserableitung.
Das Projekt zeichnet sich im Gesamtergebnis samt Realisierung mit Blick auf die besondere planerische Herausforderung aus. Aufgrund seiner gestalterischen und technischen Qualitäten sowie zahlreicher innovativer, partnerschaftlicher Planungsansätze, wird es somit als baukulturell interessanter Beitrag mit einer Auszeichnung bedacht.« ⇥Jury-Statement