Architekturtrends in Europa

Das Softwareunternehmen PlanRadar hat sich im vergangenen Jahr gefragt, welche Megatrends die Branche in den kommenden Jahren bestimmen werden. Für seine Studie wertete es staatlich geleitete oder geförderte Projekte, Berichte und gesetzliche Anforderungen aus. Außerdem befragte es Architektenvereinigungen und -kammern sowie Berufsverbände von Stadtplaner:innen, Bauingenieur:innen, Designer:innen, Innenarchitekt:innen und sichtetete Verbandspublikationen. Heraus kam ein Stimmungsbild, das Aufschluss über nationale Besonderheiten gibt. Hier eine Auswahl aus der EU.

Nachhaltigkeit

In allen sieben Ländern (GB/D/AU/FR/ES/IT/PL) haben sich führende Architektenverbände und Experten dazu verpflichtet, die Nachhaltigkeit des Berufsstandes zu verbessern. Nahezu zwei Fünftel der weltweiten CO₂-Emissionen werden Gebäuden (durch Bau, Nutzung und Abriss) zugeschrieben. Daher sind sich Architekt:innen auf der ganzen Welt ihrer Rolle bei der Verbesserung der Nachhaltigkeit bewusst.

Null-Emissions-Gebäude

Null-Emission bezieht sich auf den Bau von Co2-neutralen Gebäuden und ist in ebenfalls in allen 7 Ländern (GB/D/AU/FR/ES/IT/PL) ein wichtiger Trend. Bei einem Null-Emissions-Gebäude sollten die verwendeten Materialien, der Bau selbst, der Betrieb und der eventuelle Rückbau keine Emissionen verursachen.

Lebensqualität/menschenzentriertes Design

In 5 der untersuchten Länder (GB/D/AU/ES/PL) liegt der Schwerpunkt auf der Lebensqualität. Nur in Italien und Frankreich sieht man hierin keinen Trend. Das Bewusstsein, dass Gebäude mehr sein können als nur Orte zum Arbeiten, Schlafen oder Zeitvertreib, wächst. Diese Erkenntnis ist zwar schon seit langem Teil der Architekturtheorie und -ausbildung, erfreulich jedoch, dass sie heute auch in der Politik vieler Länder verankert ist.

Gebäude als Teil der Umwelt

Lange wurden Gebäude mit wenig Rücksicht auf ihre Umgebung gebaut. Unabhängig vom Standort wurden sie mit ähnlichen Materialien und Designs errichtet.In drei Ländern (D/FR/IT/PL) legen Architekt:innen nun Wert auf einen stärker lokal ausgerichteten Ansatz beim Bau. Dieser soll die umgebende Landschaft, das natürliche Licht, die Ausrichtung, das Wetter etc. berücksichtigen.

Widerstandsfähigkeit gegen extreme Wetterbedingungen

Angesichts der Auswirkungen des Klimawandels planen nur 3 der 7 Länder (GB/D/FR), Gebäude dahingehend zu entwickeln, dass sie widerstandsfähiger gegen witterungsbedingte Einflüsse sind. In Österreich, Spanien, Italien und Polen macht man sich in dieser Hinsicht wohl noch nicht allzu viele Sorgen.

Wiederverwendung und Umnutzung von Gebäuden

In der Vergangenheit beschäftigte sich die Architektur vorrangig damit, Neues zu bauen. Im Streben nach mehr Nachhaltigkeit geben jedoch immerhin vier der Länder (GB/AU/FR/ES) an, dass sie die Wie­­derverwendung oder eine Umnutzung bestehender Strukturen als wichtigen Architektur-Trend sehen. Deutschland ist auffälligerweise nicht dabei, ebenso wenig wie Italien und Polen.

Verstärkte lokale Stadtplanung

Um die Abhängigkeit vom Auto zu verringern und die Pendelzeiten zu verkürzen, wird bei der lokalen Stadtplanung verstärkt darauf geachtet, dass Einrichtungen (von Lebensmittelläden über Gesundheitsdienste bis hin zu Co-Working-Spaces) in fußläufiger Entfernung zu den Wohnorten liegen. Ein größeres Thema ist das bislang nur in zwei der sieben Länder (GB/D).

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