Bauantrag eingereicht für „Wa! Germany“
Gingen Auslobung (Februar 2022) und Präsentation (April 2023) zur Pavillonrealisierung der Expo 2025 in Japan noch an uns vorbei, schlugen nun gleich drei Pressemeldungen zum Thema ein. Doch erst die letzte sollte die beiden Vorhergegangenen abschließend korrigieren: Nein, der Bauantrag für den deutschen EXPO Pavillon in Osaka/Japan sei noch nicht den städtischen Behörden der Expo-Stadt 2025 vorgelegt worden, er wurde erst einmal beim Expo-Veranstalter eingereicht, um dann „voraussichtlich in der darauffolgenden Woche (KW 46) den Behörden der Stadt Osaka“ vorgelegt zu werden.
Das frohe Aufgeregtsein der Meldung machte neugierig. Schließlich ist es bis 2025 nicht mehr weit hin und wie schon in Dubai 2020 (pandemiebedingt erst 2021 durchgeführt) finden sich auch in Japan einige Beteiligte als alte Bekannte. So für die technisch-organisatorische Umsetzung die Koelnmesse GmbH, für Konzept, Realisierung und Planung Facts and fiction mit GL events und – hier kam dann doch ein leises Staunen – für die Architektur das Berliner Architekturbüro LAVA – Laboratory for Visionary Architecture. Staunen deshalb, weil LAVA in Dubai nicht das hatte umsetzen können, was angedacht war. Unzufriedenheit, Kritik von vielen an einem Projekt, dass eines der letzten großen Marketingprojekte der Bundesregierung (Wirtschaftsministerium) auf internationaler Veranstaltungsbühne ist (bei der Architekturbiennale in Venedig hat sich der Fokus hier leicht auf kulturelle Belange verschoben, „Leistungsschau“ steht da eher im Hintergrund).
Aber: Das deutsche Projekt 2025 in Japan hat ein wesentlich größeres Budget als das in Venedig, knappe 60 Mio. € stehen für alles zusammen bereit, davon rund 38 Mio. € für den baulichen Part. Der soll nun – anders als in Dubai, wo das Thema Recycling im Vordergrund stand – das Zirkuläre bespielen: „Der Deutsche Pavillon hat sich“, so Patrick Specht, Generalkommissar des Deutschen Expo-Pavillons aus dem Bundeswirtschaftsministerium, „das Ziel gesetzt […], das in Deutschland so wichtige Thema der Kreislaufwirtschaft zu vermitteln; ein starkes Zeichen der deutschen Nachhaltigkeitsbestrebungen.“ Ins Gestalterische übersetzt: Sieben kreisförmige Baukörper aus Holz sollen als begehbare Exponate anschaulich machen, welchen Einfluss Architektur und Städtebau auf mehr Nachhaltigkeit und Zirkularität haben können. Damit zeige „Wa! Germany“ „Wege in eine zirkuläre Zukunft auf“, so Christian Tschersich, Partner von LAVA – Laboratory for Visionary Architecture. „Wa“ heisst dann auch „Kreis“ und ist keiner dieser Lautsprachpartikel, die Erstaunen, Zustimmung oder schieres Unverstehen ausdrücken sollen. Weil das Ausstellungserlebnis – „gezielt barrierefrei und inklusiv gestaltet“ – auf das japanische Publikum ausgerichtet ist, ist das „Wa!“ dann eindeutig mit „Kreis!“ zu übersetzen.
Man wird „immer wieder in neue Atmosphären“ eintauchen, „Inhalte werden spielerisch vermittelt“, nur so „können komplexe Themen auf eine Weise erfahrbar gemacht werden, die lange in Erinnerung bleibt und die Besucherinnen und Besucher vor allem emotional anspricht,“ (Facts and fiction). Leider finden sich weder bei den Architekten noch beim Generalunternehmen konkrete Hinweise auf das Zirkuläre im Detail, was also mit den – teils als „innovativ“ annotierten – Materialien wann und wo geschieht, nachdem die Pavillons abgebaut worden sind. Hoffentlich nicht via Schiffscontainer nach Germany zurück!
Erstaunen gab es auch, weil trotz aller internationaler Verwerfungen, Klimakatastrophen, Migrationsbewegungen, Nationalisierung, Aufrüstung und Militarisierung der Gesellschaften, Hungersnöten und anderem, menschengemachtem Ungemach noch immer dieses längst überholte Konzept Weltausstellungen am Leben ist! Sicher, Austausch vis-a-vis ist wichtiger denn je, aber sollte der nicht in Brüssel, ja im UN-Hochhaus in New York seinen Platz haben? Zirkularität als in Deutschland so wichtiges Thema? In der Bauwirtschaft noch längst nicht, hier gibt es wenige Vorzeigeprojekte, die sich aber sämtlich noch beweisen müssen als Ausgangspunkt, Startpunkt für den Kreislauf, der sich in vielleicht einer oder zwei Generationen erst schließt. Was aber ist in 30 bis 60 Jahren unsere Zukunft? Wir schauen uns die anderen Beiträge in Osaka einmal an, dabei Peter Zumthors „Klangkörper“ auf der Expo 2000 in Hannover als die Referenz immer im Hinterkopf! Be. K.