Bauhaus abreißen. Schon wieder?

Nun ist die rechtsextreme Sammlungspartei um Frau Weidel und Co nicht bekannt dafür, sich intellektuell auf besonders hohem Niveau zu äußern. Eher im Gegenteil steht sie für ein eher dumpfes Tönen von irgendetwas mit deutsch. Dabei greifen ihre Vertreterinnen gerne gezielt Kultureinrichtungen an, die aus Sicht der irgendwie völkisch sich fühlenden Volksvertreter „ihrer eigenen deutschen Kultur“ nicht „bejahend gegenüberstehen“, so ist es im aktuellen Wahlprogramm zu lesen.

Ende des letzten Jahres starteten die also irgendwie deutsch sich gebenden Kulturkämpferinnen eine Kampagne gegen das Bauhaus. Ein Mitte Oktober 2024 eingereichter (und abgelehnter) Antrag der Landtagsfraktion Sachsen-Anhalts bezeichnete das Bauhaus als „Irrweg der Moderne“, musste dann aber offenlassen, was „Moderne“ aus Parteisicht sei. Im Jubiläumsjahr 2025, so der Antrag, sei eine „einseitige Glorifizierung des Bauhaus-Erbes“ zu verhindern. Denn vom Standpunkt der dumpf moralsauren Partei umfasse die „ideologische Motivation des Bauhaus-Stils […] Bausünden“ und erzeuge einen globalen „Einheitsbrei“.

Die irgendwie nationalkulturell aufgepeitschten Aufvolksmaulschauer bezogen sich auf das Vorhaben des Bauhaus Dessau, in diesem Jahr den Bauhaus-Umzug von Weimar nach Dessau zu feiern, 100 Jahre ist das her. Ab September 2025 feiert die Stiftung Bauhaus Dessau zusammen mit zahlreichen Partnerinnen diesen Umzug 1925. Mit Ausstellungen, künstlerischem Programm, Konferenzen und Festen. Unter dem Titel „An die Substanz“ stehen Materialien im Fokus, Veranstaltungs- und Ausstellungsorte sind im historischen Werkstattflügel und an verschiedenen Stelle in der Stadt zu finden.

Dass das Bauhaus in Dessau erst Ende 1926 als komplett fertiggestelltes Ensemble (mit benachbarten Meisterhäusern) bezogen wurde, lässt das Jubeljahr 2025 etwas schief aussehen. Dass wir die Arbeit von Walter Gropius und einem großen Team Bauhäuslerinnen nicht häufig genug ins Scheinwerferlicht holen sollten, ist andererseits auch klar. Die nationalrassistisch dumpf dröhnende Partei damals – auf dem Weg zur totalen Macht – formulierte in einem Wahlpamphlet am 25. Oktober 1931: „Sofortige Streichung sämtlicher Ausgaben für das Bauhaus. Ausländische Lehrkräfte sind fristlos zu kündigen […]. Der Abbruch des Bauhauses ist sofort in die Wege zu leiten.“ Es wurde nicht abgerissen, aber zerstört wurde dennoch. Haltung, Freundlichkeit, Weltoffenheit, Zukunftszugewandtsein, offener Diskurs … Wehren wir den Anfängen, feiern wir das Bauhaus! Be. K.

www.bauhaus-dessau.de

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