BDB: Deutscher Baumeistertag in Koblenz

Der diesjährige Deutsche Baumeistertag des BDB hat vom 18. – 20. Mai unter dem Motto #suffizient_#effizient_#resilient: einfach BAUMEISTERLICH in Koblenz stattgefunden. Der Begrüßungsabend fand bei herrlichem Vatertagswetter auf der Festung Ehrenbreitstein statt. Die Veranstaltung wurde maßgeblich durch die Bezirksgruppe Koblenz organisiert.

Nach dem informellen Begrüßungsabend eröffnete BDB-Präsident Christoph Schild den öffentlichen Teil der Veranstaltung. In seiner Eröffnungsrede ging er auf die aktuellen Themen beim Planen und Bauen ein. Die Baugenehmigungen im Wohnungsbausektor sind 2023 gegenüber dem Vorjahr um 30 % zurückgegangen und erfüllen bei weitem nicht die von der Bundesregierung gesteckten Ziele. Auch das wichtige Thema Energiewende und die sehr ambitionierten Ziele in Bezug auf die Erstellung von Windkraft- und PV-Anlagen wurden von Schild angesprochen. Mit Blick auf die Wärmewende sagte er, vor allem die Wärmepumpe als den großen Heilsbringer zu propagieren, passe nicht zum Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort Deutschland. Es brauche keine einseitige Ideologie, sondern Spielraum für individuelle, ergebnisoffene Lösungen. Dies entspreche dem Wesen, der Arbeits- und Denkweise von Architektinnen und Architekten sowie Inge­nieurinnen und Ingenieuren. Schild kritisierte, dass diese im aktuellen GEG-Entwurf zur Wärmewende nicht erwähnt und deren Expertise nicht gefragt sei. In Zukunft wird der Sanierung von Wohnungen und Gebäuden in Deutschland eine noch größere Bedeutung zukommen. Man brauche dafür aber mehr Spielraum und nicht immer höhere Auflagen, wie beispielsweise durch die Sanierungspflicht der europäischen Gebäuderichtlinie, von der ca. 14 Mio. Wohnungen in Deutschland betroffen wären. Er appellierte, dass die Menschen nicht das Gefühl haben dürften, dass Klimapolitik gegen sie gemacht werde. Klimaschutz könne nur erfolgreich sein, wenn die Menschen mitgenommen und von den Maßnahmen überzeugt würden. Ehrgeizige große Ziele seien nicht mit immer mehr Bürokratie zu erreichen, es brauche mehr Pragmatismus und mehr Macher.

Im Anschluss an die Begrüßung durch BDB-Präsident Schild folgten Grußworte aus der Politik. Für die Koblenzer Oberbürgermeisterin Ulrike Mohrs geht es bei den Architektinnen und Architekten sowie den Ingenieurinnen und Ingenieuren um nicht mehr und nicht weniger als um die Lebensqualität der Bürgerinnen und Bürger. Sie wünschte dem BDB auf dem Baumeistertag gute Visionen, um die großen Herausforderungen, die vor allen liegen, gemeinsam zu meistern.
Staatsministerin Katrin Eder vom rheinland-pfälzischen Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie und Mobilität sah in ihrem Grußwort die Aufgabe der Politik darin, den Rahmen zu setzen, damit zirkuläres Bauen gestaltet werden kann. Weiterhin vertrat sie die Meinung, dass die Wärmewende wie der Klimaschutz sei, und viele Einzellösungen am Ende die große Lösung ergeben werden.

Staatssekretär Stefan Schnorr vom Bundesminis­terium für Digitalisierung und Verkehr ging in seinem Grußwort sehr stark auf das Thema BIM ein. Er bezeichnete das BIM-Portal als eines der Leuchtturmprojekte der Bundesregierung. Seiner Meinung nach brauchen wir ein Change Management in den Köpfen der Menschen, aber auch der Verwaltung. Es müsse nicht immer alles bis ins kleinste Detail geplant werden, aber die Umsetzung sei in der Tat ein schwieriger Prozess.

Sandra Weeser, Vorsitzende des Bauausschusses (MdB), schlug vor, das Baugesetzbuch einem TÜV zu unterziehen, mit dem Ziel, alle veralteten und überflüssigen Vorgaben zu streichen. Im Zusammenhang mit der Flutkatastrophe im Ahrtal kritisierte sie, dass das Korsett der baurechtlichen Vorschriften einem schnellen Wiederaufbau im Wege stehe.

Keynote-Speaker Frank Böttcher sensibilisierte in seinem Vortrag mit dem Titel „Extremwetter und Klimawandel – Folgen für das Planen und Bauen“ auf humorvolle Weise für eines der wichtigsten Themen unserer Zeit überhaupt, den Klimawandel, ohne dabei mit dem erhobenen Zeigefinger zu agieren, sondern vielmehr an praktischen Beispielen die Folgen eines „Weiter so wie bisher“ aufzuzeigen. In der anschließenden Podiumsdiskussion ging es um die Antworten der Ingenieurinnen und Ingenieure sowie Architektinnen und Architekten auf die Fragen der Klimafolgen.

In Koblenz wurden auch einige Personalentscheidungen des BDB getroffen. Christoph Schild wurde einstimmig in seinem Amt bestätigt und lenkt für weitere vier Jahre die Geschicke des BDB. Ernst Uhing, langjähriger Vizepräsident des BDB, trat nicht mehr zur Wiederwahl an. Das Amt der Vizepräsidentin übernimmt Friederike Proff, Vorstandsmitglied der BDB Bezirksgruppe Düsseldorf. Ute Zeller und Marion Bartl wurden in ihren Ämtern bestätigt. Michael Schuster / DBZ

www.baumeister-online.de
x

Thematisch passende Artikel:

Ausgabe 7/8/2019

Christoph Schild zum neuen BDB-Präsidenten gewählt

Der Bund Deutscher Baumeister, Architekten und Ingenieure (BDB) kam vom 31. Mai bis zum 1. Juni 2019 in Braunschweig zum alle zwei Jahre stattfindenden Baumeistertag zusammen. Im Rahmen der...

mehr
Ausgabe 01/2021

Baumeistertag 2021

Der Bund Deutscher Baumeister, Architekten und Ingenieure will am 14. und 15. Mai 2021 in Koblenz seinen traditionellen Baumeistertag veranstalten. Vorausgesetzt das Pandemiegeschehen lässt dies zu....

mehr

Der BDB begrüßt seinen neuen Präsidenten Christoph Schild

Unter dem Motto „Sicherheit für Planer und Verbraucher“ kamen rund 250 Delegierte und zahlreiche Gäste in Braunschweig zum Baumeistertag 2019 zusammen. Dieser Baumeistertag hat wichtige Signale...

mehr

7. Regensburger Baumeistertag 2014 - Planen und Bauen im Bestand

Der Baumeistertag – "Planen und Bauen im Bestand" findet nun bereits zum 7. mal statt und genießt in der Branche großen Bekanntheitsgrad. Besonders in den letzten Jahren war der Hörsaal stets bis...

mehr
Ausgabe 07-08/2023

Menschen

Gratulation in Richtung Schweiz: Schon am 26. April 2023 konnte ­Peter Zumthor seinen 80. Geburtstag feiern. Der Architekt, der noch ein paar große Projekte fertigstellen wird – so die Erweiterung...

mehr