BDB-Dialog in Kassel
Zwei Tage hatte sich der größte Planerinnenverband Deutschlands, der BDB, Zeit genommen, auf seiner komplett ausgebuchten Veranstaltung in Kassel in zahlreichen Plenumsdikussionen und Panels, Keynotes und so genannten Breakout-Sessions, ja sogar auch Streitgesprächen, in die Zukunft zu schauen: in unser aller Planerzukunft, aber sicher auch in die des Verbands. Denn das, was der Titel des BDB Dialogs – „Lehre und Praxis – Mitten im Wandel“ indirekt beschreibt, fand sich wie ein roter Faden in allem wieder: die Zukunft der Zunft liegt in den Händen derjenigen, die jetzt für die Zukunft an den Hochschulen lernen. Und damit auch in den Händen derer, die hier lehren.
Der BDB ganz zeitgemäß: Graphic Recording macht Unsichtbares sichtbar
Foto: Benedikt Kraft
So war es das dezidierte Ziel der Veranstalter, in den Vorträgen, Diskussionen und Randgesprächen Planerinnen und Studenten und die LehrendenCommunity zusammenzubringen, um über Mittel und Wege zu sprechen, die das Planen und Bauen in Ausbildung und Praxis voranbringen können. Der Diskurs fand statt auf den Folien Klimafolgenanpassung und Städtebauliche Resilienz, wiederum ein Zeichen dafür, dass man die Jungen im Visier hat, die uns Älteren durchaus auch einmal die Rote Karte zeigen. So in Panel 1 (Themen der Zukunft): „Wie plant die nächste Generation“ geschehen, wo sehr schnell die Frage auftauchte, wie man denn in diesen Zeiten noch einen derartigen Hochschulbau planen und realisieren könne?!
Gemeint war der Veranstaltungsort des Dialogs, der Neubau des ASL, ein wunderschöner Betonbau, sehr zentral in einen ebenfalls bearbeiteten, interessanten Ziegelbestand gesetzt. Ja, die Planung des vom Berliner Büro Raumzeit GmbH verantworteten Projekts geht 16 Jahre zurück, 2008 war Beton einfach noch cool (und könnte es immer noch sein, aber … ). Eine Randnotiz, die aber etwas beschreibt, das Hochschulen wie Verbände, auch Verlage umtreibt: Wie wird sich das Berufsbild verändern mit dem neuen Denken, das da (hoffentlich!) auf uns zukommt?
Veranstaltungsort an der Uni Kassel, materialmäßig heute in der Kritik mancher junger Architektinnen
Foto: Benedikt Kraft
Was das sein könnte, hat der Student:innen-Förderpreis 2024 des BDB gezeigt (dokumentiert in DBZ 06|2024): Die meisten der über 300 eingereichten Projekte zeigen Umbauten, das Weiterbauen, Materialforschung zum Kreislaufwirtschafte. Fast alle waren Bestandsbearbeitungen.
Die Jungen haben verstanden. Die längst vom ökonomischen Abwägen gefangenen Älteren könnten hier vor allem die Unvoreingenommenheit annehmen, die meist mit Naivität abgetan wird. Die Verleihung des Preises im Rahmen des Dialogtags war damit das richtige Signal: Wir haben verstanden! Oder wie es der BDB in seiner Ankündigung zum Dialog schreibt: „Idealerweise treten also die Studierenden, die Lehrenden und interessierte BDB-Mitglieder in einen Trilog, lernen einander kennen – und lernen voneinander.“ Das hat wohl hingehauen! ⇥Benedikt Kraft/DBZ