Bestand seriell sanieren
Eine Einladung in die Albert-Schweitzer-Straße 2-14 von Ludwigsfelde – im Osten der Republik gelegen – war Anlass, sich eines Themas anzunehmen, das aktuell zwar im Fokus steht, gleichzeitig aber bisher in der in Ludwigsfelde und anderswo bearbeiteten Facette eher randständig wahrgenommen wurde. Die Presseeinladung von Energiesprong.de, einem unabhängigen Marktentwicklungsteam der Deutschen Energie-Agentur GmbH (dena), zielte auf die Vorort-Erfahrung anschaulich präsentierten seriellen Sanierens. Gezeigt wurde ein bauliches Konzept, mit dem Bestandsbauten innerhalb weniger Wochen energetisch saniert werden können. Im Idealfall soll der NetZero-Standard erreicht werden. Kernstück des Sanierungskonzepts ist ein, wie Energiesprong.de schreibt, „digitalisierter, neu gedachter und nachhaltiger Bauprozess mit vorgefertigten Elementen für Fassade und (PV-)Dach sowie Energiemodulen, kombiniert mit einem innovativen Finanzierungsmodell und ansprechender Architektur.“
Ganz konkret wurden vor Ort an einem der ersten WBS 70-Plattenbauten mit gut 100 m Länge und über 80 Wohnungen die Arbeitsschritte präsentiert: digitiale Volumenerfassung mit allen Details, Erstellen von Wandelementen nach dem digitalen Modell, Fertigung der Elemente in einer Fabrik, Lieferung, Montage und Finishing. In Ludwigsfelde saniert der deutsch-estnische Gesamtlösungsanbieter Seeria Renova.
Mit der seriellen Sanierung geht Energiesprong.de den Bestand an. Hierbei scheint die serielle Sanierung auf einen Großteil der Gebäude zu passen, sind diese doch in überwiegender Zahl einfach vom Volumen und schlecht in der CO2-Bilanz. Angeschoben durch das Bundesprogramm „Förderung der Seriellen Sanierung“ seitens des Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK), ist das als Marktimpulssetzer definierte Programm mit seiner Förderrichtlinie vom 23. April 2021 am 31. Dezember 2023 ausgelaufen. Noch immer weist das Ministerium darauf hin, dass nicht klar sei, „ob und wenn ja wann und in welchem Umfang die Förderrichtlinie ‚Bundesförderung Serielle Sanierung‘ fortgesetzt wird“ (BMWK). Aber: Nach wie vor wird die Umsetzung serieller Sanierungsprojekte im Rahmen der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) bezuschusst, wie damals immer noch über die KfW.
Mit der Einführung des 15 %-Bonus für serielles Sanieren, so auf unsere Anfrage an die dena, hat das BMWK die serielle Sanierung gefördert. Laut dena seien damit die seriellen Sanierungslösungen bei deutlich schnellerer Umsetzung bereits heute auf dem Kostenniveau konventioneller energetischer Modernisierungen. Die aktuelle Förderung besteht aus zinsvergünstigten Krediten von bis zu 150 000 € pro Wohneinheit, die ein bis zwei Prozentpunkte unter den marktüblichen Zinskonditionen liegen. Hinzu kommen Tilgungszuschüsse, die sich im günstigsten Fall auf 45 % summieren können, was einer Förderung von rund 67 000 € pro Wohneinheit entspricht.
Vor Einführung des Bonus, so die dena, machten serielle Sanierungen nicht einmal 2 % aller KfW 55- und 40-Sanierungen aus. Seit dem Start des BEG-Bonus habe sich der Anteil serieller Sanierungen innerhalb von zwei Jahren auf über 20 % erhöht. Wo energetisch gewonnen wird, könnte architektonisch verloren werden. Denn die (Platten-)Bauten aus den 1950er- bis 1970er-Jahren sehen unter ihren neuen Hüllen nun anders aus, als ihre DNA einmal ausgewiesen hat. Ob das allerdings dann gleich Geschichtsfälschung ist? Der Bestand wartet schon viel zu lange auf großvolumige Eingriffe; die serielle Sanierung könnte uns unterstützen beim Erreichen von Klimazielen und der Praxis moderater Immobilienökonomie. Detaillierte Infos über laufende Projekte u. a. auf der Webseite. Be. K.