10 Tipps zur Einführung von BIM + Implementierungsroadmap
Building Information Modeling – kurz BIM – zieht zunehmend auch in deutsche Unternehmen im Planen, Bauen und Betreiben von Gebäuden ein. Insbesondere für viele kleine und mittlere Architekturbüros ist das eine echte Herausforderung. Doch wie kann ich mich realistisch und maßstäblich dieser Herausforderung stellen, um meine Wettbewerbsfähigkeit zu halten und mich zukunftssicher der Digitalisierung stellen? Die Implementierung vom BIM gleicht dabei einer Reise. Sehen Sie die folgenden 10 Fragen und Antworten als Reiseführer für unsere gemeinsame Entdeckung einer Methode zur digitalen Projektabwicklung und als Hilfestellung zur Erstellung einer individuellen Implementierungslandkarte.
Wie kann ich dieses BIM denn eigentlich fassen und was bedeutet es für mich und mein Unternehmen? Diese Frage ist nicht leicht zu beantworten, da dieses universelle BIM bekanntlich nicht existiert. Es gilt, ein aktives Change-Management zu betreiben. Benennen Sie einen BIM-Verantwortlichen und stellen Sie ihm/ihr Partner zur Seite, die als BIM-Task Force das Thema vorantreiben. Die folgenden Fragen sollen Ihnen helfen, die Themen rund um die Implementierung von BIM zu strukturieren.Mit etwas Neugierde, gesunder Skepsis, Disziplin und Spaß werden Sie es schaffen und schon bald wirkliche Optimierungspotentiale spüren.Schauen Sie auch mal bei den BIM-Clustern in Deutschland vorbei oder informieren Sie sich bei buildingSMART Deutschland über anstehende Veranstaltungen.
1 Warum sollte ich eigentlich BIM einführen?
Stellen Sie sich diese Frage ernsthaft, denn es gilt, taktisch und nicht technologiegetrieben zu agieren. Es sollte sich ein echter Mehrwert für Ihre Organisation oder für Ihr Projekte einstellen. Der Druck, schnell etwas zur Digitalisierung beizutragen, und die Erhöhung des IT-Budgets führen oft zu wenig flexiblen Lösungen und geschlossenen Systemen. Wer langfristig Bestand haben will, braucht Zeit, seine Strategien zu formulieren, um auch so flexibel auf Veränderungen am Markt zu reagieren. Eine nur taktische Lösung reicht da einfach nicht aus. Die Prozesse im Unternehmen, in der eigenen Branche, müssen mit den zur Verfügung stehenden digitalen Technologien unterstützt werden. Um langfristig erfolgreich zu sein, müssen die Ziele und Anwendungsmöglichkeiten allerdings von einer Vision untermauert sein. Folglich werden Ihnen die technischen Möglichkeiten und deren Anwendung allein nicht reichen, um den Weg der digitalen Transformation wie mit Building Information Modeling zu gehen.
2 Was sind meine BIM-Ziele und Anforderungen?
Formulieren Sie auf Basis der zuvor beschriebenen Mehrwerte konkrete Ziele für das Planen, Bauen und Betreiben sowie übergeordnete, wie Zukunftssicherheit oder Wettbewerbsfähigkeit. Ein Ziel sollte dabei abstrakt formuliert werden und mit „Optimierung von..., Verbesserung von... oder Risikominimierung von...“ beginnen. Überlegen Sie anschließend, welche BIM-Prozesse (also BIM-Anwendungen) zum Erlangen dieser Ziele notwendig sind. Über den prozessualen Einstieg erhalten Sie eine realistische maßgeschneiderte Auswahl an BIM für Ihr Unternehmen oder Ihr Projekt und definieren den Soll-Zustand zum Thema BIM.
3 Wie starte ich?
Schätzen Sie sich realistisch ein! Ein Status Quo Assessment sollte Ihr aktuelles Leistungsniveau, also den Ist-Zustand, ermitteln. Dabei kann es auch hilfreich sein, einen externen Berater einen Blick auf Ihr Unternehmen werfen zu lassen. In vorgelagerten Onlineabfragen und Tiefeninterviews berichten Mitarbeiter Externen oft unbefangener aus dem Alltag und geben so eine realistischere Einschätzung zum Status Quo. Je ehrlicher man mit sich ist, umso erfolgreicher startet man in die Maßnahmenermittlung.
4 Welche Maßnahmen sind notwendig für den Faktor Mensch?
Zunächst einmal ist es eine Kulturfrage. Die Zusammenarbeit in der Kollaboration unterscheidet sich erheblich von der sequentiellen Zusammenarbeit heute. Überprüfen Sie, ob Sie die BIM-relevanten Rollen besetzt haben und ob diese Rollen nach der Inhalterichtlinie VDI 2552 Blatt 8 qualifiziert sind. Versuchen Sie, fundamentales BIM-Basiswissen in der Organisation flächendeckend zu vermitteln. Gründen Sie eine Einsatztruppe „BIM“, um die Akzeptanz innerhalb des Unternehmens zu schaffen.
5 Welche Prozesse ändern sich?
80 % von BIM sind Prozesse! Die BIM-Anwendungen liegen zunächst in den Bereichen Kommunikation, Koordination sowie Kollaboration. Setzen Sie sich mit der Lieferung von Informationen auseinander und weisen Sie Rollen und Verantwortungen zu!
6 Brauche ich Technologien?
Um bestimmte BIM-Anwendungen durchzuführen brauchen Sie Werkzeuge. Software, Hardware und auch Cloud-Lösungen sind im Rahmen der Einführung je nach Anwendungsbereich zu implementieren. Zunächst sind da die BIM-Autorensoftwares, mit denen Sie Modelle erstellen, dann gibt es noch Prüfprogramme, Simulationsprogramme und Kollaborationstechnologien als Datenaustauschplattformen für Modelle.
7 Welche Daten sind relevant?
Was sind die wichtigsten Datenaustauschformate, in welcher Qualität und Detailtiefe müssen Sie Daten zur Verfügung stellen oder kann sie empfangen und verwerten? Insbesondere die Nutzung von herstellerneutralen Datenformaten wie .ifc bedeutet die Notwendigkeit von Kompetenzen in Bezug auf den Im- und Export. Auch muss die Granularität von Daten entsprechend der Leistungsphase erlernt und erprobt werden.
8 Was benötige ich an Rahmenbedingungen und nach welchen muss ich mich richten?
Die werkvertragliche Vereinbarung von BIM ist eine wichtige Rahmenbedingung, um mit einem Auftraggeber die Methode zu vereinbaren. Genauso gilt es aber, einen Überblick über die Normen und Richtlinien zu erhalten. Es gibt bereits Blätter der VDI Richtlinie 2552, die im Weißdruck erschienen sind. Auch wird im Herbst die ISO 19650 rechtskräftig und ist somit in einem „BIM-Projekt“ zu berücksichtigen.
9 Wie funktioniert die Planung?
Stellen Sie sich eine Handlungsempfehlung in Form einer Implementierungsroadmap (Jetzt donwloaden auf DBZ.de) auf. Die Differenz zwischen dem Vorgefundenen im Status Quo Assessment und dem Soll-Zustand beschreibt Maßnahmen. Versuchen Sie, diese Maßnahmen realistisch zu priorisieren. Gleichen Sie diese mit Ihrer Ressourcenplanung ab und lassen sich und Anderen den Raum, Neues zu erlernen.
10 Bin ich noch auf dem richtigen Weg?
Untersuchen Sie regelmäßig, ob Sie Ihre Etappenziele erreicht haben und passen Sie Ihren Plan entsprechend an.
Quellen: BMVI Stufenplan Digitales Planen und Bauen; „BIM das digitale Miteinander“, André Pilling, Beuth-Verlag