*1972 †2014. Der AfE-Turm: eine Gedenkschrift
DBZ.de, www.kulturcampusfrankfurt.de
Er wurde geliebt und gleichermaßen gehasst. Der AfE-Turm in Frankfurt a. M.: Er war weder sonderlich funktional, noch war er eine Schönheit. Dennoch war er einer der letzten seiner Art in der Mainmetropole: des Brutalismus.
Heimat der Geisteswissenschaften bis in das Jahr 2013, verdankte er sein Kürzel der Abteilung für Erziehungswissenschaften, die nie in das Hochhaus einzog. Nach seinem Bau 1972 war er zwei Jahre lang der Höchste in der Silhouette Frankfurts. Doch nie konnte er gänzlich die Sympathie der Frankfurter erlangen. Hingegen wurde er zum Symbol von Studentenprotesten. Regelmäßig blockierten Studierenden den Turm. Zuletzt 2006 wegen der Einführung der Studiengebühren.
Mit dem Umzug der Universität an den Westend-Campus war das Ende des AfE-Turms besiegelt. Im Mai 2013 war dann endgültig Schluss, die Universität gab den Turm komplett auf. Der neue Westend-Campus ist schick, repräsentativ, durchgeplant: Der ehemalige Sitz der IG-Farben präsentiert sich den Studierenden monumental. Kritik am Westend-Campus und an der zukünftigen Planung für das Areal, auf dem der AfE-Turm stand, prangte schon beizeiten am 38. Geschoss des Turms: „Elfenbein“ war dort in großen Lettern zu lesen.
Frankfurt verliert mit dem AfE-Turm das einzige öffentliche Gebäude, von dem aus Besucher die Stadt ohne Einschränkung von oben betrachten konnten. Kein Portier versperrte den Weg nach oben! Und in Zeiten der Debatte Gebäude weiter- und umzunutzen, ist die Entscheidung der Stadt, den Turm zu sprengen, nur schwer nachzuvollziehen. 10 000 Menschen waren am 2. Februar 2014 zum Schauspiel gekommen. Teilweise mit Sekt und Bier in der Hand sahen sie den 116 m hohen Turm um 10 Uhr fallen. Es wird schon eine neue Form des Stadtmarketings vermutet: der Sprengtourismus. Die nächste Sprengung kündigte Wiesbadens Oberbürgermeister Sven Gerich an. Das Kuerck-Hochaus soll weichen.
Der AfE-Turm macht Platz für einen Kulturcampus. 2012 stellte Architekt David Adjaye sein Konzept für das innerstädtische Areal vor: Kultur und gehobenes Wohnen sind geplant. Die ABG Frankfurt Holding entwickelt den Kulturcampus nun „aus einer Hand“. Von dem AfE-Turm bleibt ein etwa 20 m hoher Schuttberg. Nun wird aufgeräumt bis in ein paar Monaten nichts mehr an den ehemaligen Rebell in der Stadtsilhouette erinnert; eine Leerstelle bleibt! S.C.