Abriss der FH in Potsdam gestartet
Am 7. Mai war es dann soweit: Die Bagger rollten an und die Abrisszangen griffen zu. Am Mauerwerk, an den Betonplatten der ehemalige FH in Potsam. Die nördlich dem rekonstruierten Schloss (Peter Kulka) anliegende FH, ein Kind der DDR-Planung und ursprünglich ein Institut für Lehrerbildung mit dem schönen Namen „Rosa Luxemburg“ wird nun bis Ende des Jahres gemäß dem von der Verwaltung 2009 verabschiedeten „Integrierten Leitbautenkonzept“ abgerissen. Auf dem freiwerdenden Grund sollen Wohnbauten entstehen, die sich irgendwie am historischen Bestand, genauer: an den Rekonstruktionen des ehemaligen Bestands zu orientieren haben.
Wochen zuvor hatte Peter Kulka, der sich bei seiner Arbeit zur Schlossrekonstruktion noch vom Willen der Potsdamer Bürger getragen sah, ein Moratorium vorgeschlagen. Es gäbe doch eigentlich nur den Abrisswunsch, was danach kommen soll, sei ja gar nicht klar. Stimmt. Ist aber egal. Wer noch einen Blick auf die FH werfen möchte, kann sehr leicht erkennen, was dieses Gebäude in den letzten Jahren seiner intensiven Nutzung dem Eigentümer wert war: nichts. Nicht nur die Fassadenfarbe bröckelte. „Ich fordere noch mehr Zeit – eine schöne Stadt muss reifen“ rief der Dresdner Kulka in den lokalen Medien den Potsdamern zu, vergeblich.
Natürlich ist nicht jedes Gebäude der Ost-Moderne aus gestalterischer Sicht erhaltenswert. Dennoch war die FH mit ihrer vertikal gegliederten Fassade, mit ihrer schlichten Arkade und ihrer geringen Höhe durchaus verträglich dem pseudo-historischen Bestand gegenüber. Nutzungsvorschläge gab es, es gab auch ein Kaufangebot der Initiative „Stadtmitte für alle“, das allerdings mit „wenig solide“ oder auch „verspätet eingereicht“ abgeschmettert wurde. Chance vertan? Ganz sicher, denn die geplante Wohnnutzung entzieht dem alten Stadtkern noch einmal ein Stück öffentlich nutzbaren Raum. Die im Erdgeschoss geöffnete FH an der Nahtstelle von Stadtkern und Stadtraum hätte hier sehr gut als Transitraum arbeiten können. Dass sie schneller dem Bagger zum Opfer fällt, als das – vom Alten Markt aus gesehen – hinter dem Schloss aufragende Mercure Hotel liegt schlicht am leichteren Zugriff auf die Bildungsimmobilie. Dass mit deren Abriss und dem des Staudenhof vis-a-vis der FH und nördlich der St. Nicolaikirche auch der Abriss des Hotels näher gerückt ist, darf allen klar sein. Potsdam wäre nach all diesen Abrissen in der Mitte ... schön? Be. K.