Apokalyptisch
Ist Shopping Geschichte? Mit einem Blick auf die Umsatzzahlen Einzelhandel vs. Online-Plattformen scheint der klassische Retail am Ende zu sein. Da sind vereinzelte und sehr erfolgreiche Geschäftsneugründungen nur die Ausnahme, die die Regel bestätigen. Aber muss das Ende des Shoppens gleich eine (die) Apocalypse sein?
Apokalyptisch ist allerdings schon einmal die Farbe, die den auch Begleitpublikation seiende Bild-/Texttrümmer markiert – denn zwar lassen Format und Umfang, Typo und Bindung, Papier und Geruch das herrliche Buchprodukt in jedem Bücherstapel, an jedem Tischende sichtbar, doch das grelle Rot innen wie außen, kombiniert mit ganz viel Schwärze lässt die Publikation laut sein, vielleicht sogar dann doch apokalytisch?!
Wir stehen an vielen Wendepunkten, erwarten Umbrüche und Neuanfänge, auch das Shoppen wird sich ändern, stärker als bisher. Virtuelle Produkte an virtuellen Orten für virtuelle Kauflustbefriedigung scheinen eine Perspektive. Andererseits versprechen robuste Produkte wie die hier vorliegende Publikation das Beharrungsvermögen des (gut gemachten) Analogen. Wir machen mit Gae Aulenti, Tom Avermaete und Janina Gosseye, J. G. Ballard, Jacques Herzog, Friedrich Kiesler und Rem Koolhaas, mit James Wines / SITE oder Andy Warhol, Marcel Duchamp und Émile Zola eine heftig schauklige Reise durch die miteinander verwobenen Welten Architektur, Mode, Kunst und Wirtschaft. Die alle und viele weitere lassen die Herausgeber dieses Buchs auf das Phänomen des Shoppens schauen: damals, heute, mal in ironischer, mal sehr trockener Weise, mal als KünstlerIn, dann als KuratorIn, als ArchitektIn, DesignerIn. Und kommentieren, hinterfragen, offenbaren auf dieser wilden, sehr visuell konzipierten Reise unsere Vorstellung vom „i shop therefore i am“ (Barbara Kruger).
Realisierte Bauten, Fallstudien, konkrete Kunst und konzeptionelle Skizzen vergangener, aber auch gegenwärtiger Avantgarden zeigen auf, was Shoppen einmal war; aber nicht, was es einmal werden könnte. So haben wir eine Sammlung von Entwürfen vor uns, deren Zukunftsanspruch an der Zukunft gescheitert ist. Das Räumliche hat im Retail verloren oder kämpft auf verlorenem Pos-ten oder nur noch dort, wo das Shoppen wirklich nur noch und ganz allein das ist: „i shop therefore i am“. Das zumindest kann man, erschöpft am Ende von Bilder-/Textflut und greller Farbe schließen: So lange wir uns selbst als analoge Wesen begreifen können, werden wir den analogen Raum brauchen, um über die Erfüllung unserer Kaufträume zu dem gelangen, was wir noch für uns selbst halten. Apokalytisch? Aber ja! Be. K.