Buchrezension: Architekturführer Frankfurt 1970–1979
Die Stadt Frankfurt ist mächtig im Wandel. Allerorten wird abgerissen, freigemacht, um- und neugebaut. Gestritten, gelobt, geduldet und auch verschuldet dieses oder jenes neue Haus, ja Häuserensemble. Zeit also, hier einmal eine Art von Bestandsaufnahme vorzunehmen.
Und das geschieht seit 2010 in dem hier vorliegenden Format. Der nun dritte Band dieser Reihe, von Wilhelm E. Opatz / Freunde Frankfurts herausgegeben, erscheint nun aber nicht mehr beim Schweizer niggli Verlag, sondern in Hamburg, bei Junius. Gleiches Format, gleiche Aufmachung, anderer Verlag. Immerhin sind Preis und Umfang und auch das Konzept des "Architekturführers" erhalten geblieben. Wie auch die Ansicht des Rezensenten, diese Publikationen nicht "Architekturführer" zu nennen. Denn in der Regel sind das handliche, dickleibige Bücher, in denen zig, teils gar hunderte Bauten in Kurzportraits zusammen gedrängt dokumentiert werden, Bauzeiten, Architekten, Bautypus, Standort und vielleicht noch ein briefmarkengroßes Foto dazu. Und nicht selten als Teil eines Rundgangs, der über beiliegendes Kartenmaterial mehr oder mindert gut möglich gemacht wird.
Von allen diesen Dingen findet sich in den Architekturführern zu Bauten Frankfurts a. M. eher wenig. Insgesamt 10 Bauten haben die Herausgeber für jedes Jahr ausgesucht, Verwaltungsbauten, Wohnhäuser, andere. Eine kleine Geschichte ist jedem dieser Bauten zugeordnet, weniger eine Bau- als vielmehr eine Baugeschichtsschreibung. Die dann fast immer ein kleines Stück Stadtgeschichte geworden ist. Diesen Baugeschichten sind immer noch eher freie Texte zugeordnet, die einmal ein Interivew, dann ein Gedicht, dann ein Kommentar oder sonst eine Textform sein können. Natürlich geht es in diesem auch um das Bauen, vor allem aber um die Stadt Frankfurt. Was ja nicht sofort das selbe sein muss.
Wirklich fehlt - und das schreibe ich hier zum letzten Mal, liebe Herausgeber - Planmaterial. Denn ein Wohnhaus über Fotografien vorzustellen gelingt niemals und wenn diese Fotografien auch nur Ausschnitte, eigentlich nur Oberflächen, Lichtspiel, Gestaltung zeigen, dann überhaupt gar nicht.
Also kein Architekturführer. Eher eine schöne Sammlung von Stimmungen. Die jeder für sich mit Farben und Tönen und Raumgefühl füllen kann. Immerhin. Be. K.
Architekturführer Frankfurt 1970–1979. Hrsg. v. Wilhelm E. Opatz u. Freunde Frankfurts. Junius Verlag, Hamburg 2018, 208 S., 76 Farb- u. einige sw-Abb., 44 €, 978-3-88506-814-3