Auszeichnung

Baakenhafenbrücke, Hamburg

Architektur

Die Baakenhafenbrücke ist das Ergebnis einer intensiven Zusammenarbeit zwischen Architekten und Ingenieuren sowie Lichtdesignern, dem Kunden und dem Bauunternehmer. Die Brücke ist ein greifbares Symbol dieser Zusammenarbeit, da hier die Grenzen zwischen Architektur und Tragwerksplanung verschwimmen. Sie
erfüllt alle funktionalen Anforderungen zur Anbindung des Südens der Hafencity und bietet mit dem großzügig geschwungenen Fußgängerweg gleichzeitig eine attraktive Verlängerung des grünen Lohseparks nach Norden.

Durch gemeinsame Computermodelle, regelmäßige Treffen und kontinuierliche Dialoge war es gelungen, eine Lösung zu entwickeln, die sämtliche Aspekte mit einbezog. Während dieses Prozesses stellten sich wesentliche Anforderungen heraus, die die Entwicklung der Konstruktion, so wie wir sie heute sehen, entscheidend beeinflussten. Die Notwendigkeit eines Mittelstücks, das ausgehoben werden kann, und die Möglichkeit, die Brücke an zwei Positionen in Baakenhafen abzustützen, führten zu einer verjüngten und ausbalancierten Trägerstruktur. Die Hauptträger auf beiden Seiten der Fahrbahn grenzen den Straßenverkehr von den außen liegenden Fußwegen ab und entsprechen dem Wunsch, diese beiden Bereiche räumlich zu teilen und einen sicheren Fußgängerüberweg zu bieten. Die gebogene Struktur der Brücke führt Fußgänger zunächst nah ans Wasser heran und anschließend über die Fahrbahn, wo sie die Aussicht in alle Richtungen genießen können. Die geschwungene Ausrichtung der Seiten und Querstruktur betonen zusätzlich die sich überlappenden Wellenformen und erzeugen die charakteristische Optik, die sich während der Überquerung des Kais und des Flusses subtil verändert. Diese funktionalen und formalen Motive verleihen der Brücke ein scheinbar müheloses Äußeres.

Tragwerksplanung und Ausführung

Die Grundidee ist ein semiintegrales, aus drei Abschnitten bestehendes Stahlbrückenbauwerk. Die Auflagerbänke der schiefwinkligen Widerlager liegen parallel zum Versmannkai auf der Nordseite und dem Petersenkai im Süden, sodass sich die Bauwerksachsen mit Auflagerachsen und Querträgern mit einem Winkel von weniger als 60 Grad zur Brückenlängsachse schneiden. Die Endfelder kragen über die in zwei Doppel-V-Stützen aufgelösten Mittelpfeiler hinaus und tragen das Aushubteil des Mittelfeldes. Die lagerlosen Verbindungen mit den Hauptträgern bilden durch die Doppel-V-Stützen zwei Rahmentragwerke.

Die Positionierung der skulptural geformten Strompfeiler im Tidebereich machte eine besondere Bauweise erforderlich. Die geschwun­gene Form der Hauptträger und Gehwege und der schiefwinklige
Anschluss der Querträger, erforderten den Aufbau eines dreidimensionalen parametrisierten Computermodells. Mithilfe dieses Modells konnte die Werkstattfertigung gesteuert werden.

Die Fertigung der V-Stützen und des Brückenüberbaus mit einem Gesamtgewicht von zirka 2 500 t erfolgte in Belgien in nur acht Monaten. Dieser Zeitraum konnte nur eingehalten werden, indem die Herstellung auf mehrere Standorte verteilt wurde und zum Teil zeitgleich erfolgte. Der Brückenüberbau wurde dazu in 36 Bauteile aufgeteilt und anschließend unter freiem Himmel zusammengebaut.
Nach der Montage der Strompfeiler wurden die im Werk gefertigten Überbauten in drei kompletten Teilen auf dem Seeweg über die Nordsee angeliefert und in nur drei Tagen montiert.

x

Thematisch passende Artikel:

Ausgabe 06/2018

BIM-Software für Tragwerksplanung, Fertigung- und Bauausführung

Screenshot: Darstellung von Tekla Structures 2018 anhand einer Betonschalung

Tekla Structures von Trimble ist eine BIM-Software für Tragwerksplanung, Fertigung- und Bauausführung. Sie ermöglicht in Ver- sion 2018 allen Projektbeteiligten eine bessere Kontrolle und...

mehr
Ausgabe 08/2010

Eine Brücke verbindet Welten Fußgängerbrücke in Bremerhaven

Bremerhaven galt viele Jahre als Sinnbild der Hoffnungslosigkeit: Eine der höchsten Arbeitslosenquoten im Land, Kriminalität und Rechts­extremismus prägten das öffentliche Bild. Doch dank der...

mehr
Ausgabe 08/2016

Integral gedacht Brücke Graf-Adolf- Straße, Lünen

Voraussetzungen / Städtebau Die westfälische Stadt Lünen ist dem einen oder anderen wegen der Scharoun-Schule bekannt (Scharouns zweiter Schulbau mit dem im naheliegenden Marl) oder dem...

mehr
Ausgabe 12/2017 Aus dem Querschnitt des Tragwerks gedacht

Campus-Brücke, Mainz

Eine bemerkenswerte Brücke in Mainz sollte über den Rhein führen, würde man denken, doch hier stellt sie nur eine Verbindung über eine Schnellstraße her, und verbindet zwei Campusstandorte –?...

mehr
Ausgabe 09/2023

Tragwerksplanung 2023. Vision und Konstruktion

Im Begriff der „Tragwerksplanung“ steckt klar etwas Statisches, dennoch gibt es kaum eine Disziplin im Bauen, die sich derart rasant entwickelt hat. Wohin und mit welchen Folgen, das möchte das...

mehr