Auszeichnung
Kunstmuseum Ravensburg

Architektur

Das neue Museum wirkt auf den ersten Blick vertraut. Erst auf den zweiten Blick ist die architektonische Einfügung am südlichen Rand der Ravensburger Altstadt erkennbar. Sowohl die städtebauliche Einbindung als auch die Materialität des recycelten Ziegelmauerwerks erzeugen diese Doppeldeutigkeit, die auf die Besonderheiten des zentralen Ortes reagiert. Ein einfaches räumliches Konzept, Eingangshof, rechteckige und neutrale Ausstellungsräume und funktionale Grundrisse machen einen Großteil der Architektur aus. Das Dach ist aus Ziegelschalen gebildet, die als Gewölbekonstruktion den Raum frei überspannen. Die Steine wurden aus einem Abbruch eines Klosters in der Nähe der belgischen Grenze gewonnen und verweisen durch ihre neue Verwertung auf die zentrale Rolle der Nachhaltigkeit im Baugeschehen.

Passivhauskonzept

Das Gebäude gilt als das erste Passivhaus-Museum weltweit. Der Knackpunkt des Passivhauskonzepts an der Gebäudehülle waren die konstruktiv bedingten Wärmebrücken. Das Gebäude wurde mittels Beton-Bohrpfählen gegründet, die ohne thermische Entkopplung die Decke zur Tiefgarage stützen. Durch eine 30 cm dicke Dämmung zur Tiefgarage und eine Begleitdämmung wurde der Wärmefluss bestmöglich abgepuffert. Die zweischaligen Außenwände erhielten eine 24 cm starke Mineralwolldämmung. Erstmals wurde in einem zertifizierten Passivhaus eine Drehtür in die Außenfassade eingesetzt. Diese musste in Zusammenarbeit mit dem Hersteller in punkto Wärmeschutz und Luftdichtigkeit optimiert werden.

Das Gebäude lebt vor allem von den internen Gewinnen durch die Besucher und die Abwärme der Beleuchtung. Das Konzept der Gebäudehülle wurde abgerundet durch einen Spitzenwert bei der Luftdichtheitsmessung mit n50 = 0,3 1/h, welcher die Grundanforderun­gen an ein Pasivhaus um 50 % unterbietet und die gesetzlichen Anforderungen um 80 %.

Gebäudetechnik

Bei der Haustechnik profitiert die Umsetzung des Passivhausstandards davon, dass viele für eine hohe Effizienz erforderliche Installationen aus konservatorischen Gründen ohnehin erforderlich waren. In den Ausstellungsräumen müssen ganzjährig eng umgrenzte Sollwerte eingehalten werden (20°C Raumlufttemperatur und 50 %+/- 5 % Luftfeuchtigkeit). Das Haus verfügt daher über eine Lüftungsanlage mit Wärme- und Feuchterückgewinnung, deren Luftmenge über Volumenstromregler nach Bedarf geregelt wird. Um Zuglufterscheinungen zu vermeiden wurde in den Räumen eine Quelllüftung realisiert.

Geheizt und gekühlt wird das Gebäude über eine Betonkerntemperierung der 40 cm dicken Decken, die an eine Wärmepumpe und acht 100 m tiefe Geothermie-Erdsonden angebunden ist. Anders als sonst gebräuchlich, wurde im Gebäude keine Elektro-Wärmepumpe sondern eine Gas-Absorptionswärmepumpe installiert, die reversibel ist und im Sommer auch zum Kühlen herangezogen werden kann.

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