Auszeichnung

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Rathaus Freiburg

Der Neubau des 1. Bauabschnitts des neuen Rathauses in Freiburg im Breisgau mit Verwaltungszentrum und Kindertagesstätte ist das erste öffentliche Gebäude im Netto-Plusenergiestandard weltweit und bringt die bisher mit über 16 verschiedenen Standorten in der ganzen Stadt verteilten 840 Mitarbeiter der Stadtverwaltung an einem gemeinsamen Ort zusammen. Das im Rahmen der Rathaus­erweiterung für die Stadt Freiburg fertiggestellte Verwaltungszentrum ist Impulsgeber für eine städtebauliche und stadtgestalterische Aufwertung des Freiburger Stadtteils Stühlinger und die Vernetzung des Grüngürtels zwischen Eschholzpark und Universitätsklinikum.

Im Laufe eines Jahres erzeugt das Gebäude mehr Energie, als es verbraucht. Die überschüssige Energie wird ins Stadtnetz eingespeist. Im Einklang mit den strengen Kriterien des Passivhausstandards liegt der Primärenergiebedarf des Rathauses für Heizung, Kühlung, Belüftung und Warmwassererzeugung bei nur etwa 45 kWh/m2a im Jahr – das sind nur 40 % des Primär­energie­bedarfs vergleichbarer moderner Bürogebäude. Die für das Gebäude notwendige Energie wird thermisch über Saug- und Schluckbrunnen sowie Solarthermie im Zusammenhang mit Wärmepumpen und elektrisch über Photovoltaik auf dem Dach und an der Fassade erzeugt.
Die Energie für die Kühlung und Heizung wird aus Erdwärme gewonnen. Die Heizung nutzt thermische Bauteilaktivierung und kann individuell pro Büro geregelt werden. Die mechanische Belüftung ist mit hocheffizienter Wärmerückgewinnung ausgestattet. Das Raumklimakonzept der Büroräume mit den Komponenten Bauteilaktivierung, Heizkühlsegel, außenliegender Sonnenschutz, Dreifachverglasung und mechanische Grundlüftung mit Wärmerückgewinnung setzt das Energiekonzept energiesparend um. Für die öffentlichen Bereiche
wie Bürgerservicezentrum, Restaurant und Konferenzbereich erfüllen Heiz- und Kühldeckensystem sowie eine Teilklimaanlage mit hoch­effizienter Wärmerückgewinnung die komplexen Anforderungen an diese Bereiche.

Im Bürgerservicezentrum, in dem 100 Mitarbeiter arbeiten, stehen dem Bürger Dienstleistungsangebote der Stadt zur Verfügung. Alle Büros und Arbeitsplätze wurden für Funktionalität, Offenheit sowie flach hierarchisiertes Arbeiten mit Berücksichtigung von Privatsphäre und Sicherheit geplant.

Einen ausführlichen Beitrag zur Fassade des Rathauses Freiburg lesen Sie im Energie Spezial der DBZ 6|2018.

Beurteilung der Jury

Der Neubau des Rathauses mit Verwaltungszentrum und Kita in Freiburg von ingenhoven architects verleiht dem ­zukunftsfähigen Bauen Ausdruck. An der Fehren­bachallee gelegen, orientiert sich der Haupteingang zu einem neu geschaffenen öffentlichen Platz gegenüber dem bestehenden Technischen Rathaus. Durch den eindeutig situierten Haupteingang gelangen die Besucher in das großzügige Bürgerzentrum. Die eingeschossige Halle ist gut organisiert und bildet mit dem angrenzenden Konferenzbereich sowie dem Restaurant eine sinnfällige funktionale Einheit. Die Büroarbeitsplätze sind im 1. – 5 OG angeordnet und gewährleis­ten zeitgemäße, optimale Arbeitsplatzqualitäten hinsichtlich visuellem, thermischem und akustischem Komfort.

Der sehr geringe Primärenergiebedarf von 45 kWh/m2a resultiert zunächst aus der Berücksichtigung der wesentlichen Grundprinzipien des energieeffizienten Bauens. Zu den überwiegend passiven Maßnahmen zählen etwa die kompakte Bauweise, die sehr gute thermische Hülle im Passivhausstandard, der angemessene Fensterflächenanteil, der effiziente außenliegende Sonnenschutz, offene Speichermassen und eine maschinelle Grundlüftung mit zusätzlich öffenbaren
Lüftungspaneelen.

Der verbleibende Wärme- und Strombedarf wird vollständig mittels lokal erzeugten, erneuerbaren Energien gedeckt. Dabei ermöglichen Grundwasserwärmepumpen, Solarthermie sowie Photovoltaik in Dach und Fassade eine gleichermaßen wirtschaftliche wie ökologische Lösung.

Insbesondere gestaltprägend wirkt beim Gebäudeensemble – dem Rathaus und der davon nördlich positionierten, zum Park orientierten Kindertagesstätte – die vertikale Fassadenstruktur aus regionalem Lärchenholz. Vorbildlich sind in die Rathausfassade sonnenstandsoptimierte und energiegewinnende Photovoltaik-Elemente gestalterisch integriert. Kontrovers wurde jedoch im Preisgericht diskutiert, ob der Auftritt bzw. die
Gebäudeanmutung angemessen einladend, offen und bürgernah erscheint.

Insgesamt gelingt es dem interdisziplinären Planungsteam, Baukultur mit Nachhaltigkeit zu vereinen und ein überzeugendes Gebäude zu entwickeln, dass in der Jahres­bilanz mehr Energie erzeugt, als es benötigt.

Projektbeteiligte

Bauherr: Stadt Freiburg im Breisgau, vertreten durch das Gebäudemanagement Freiburg

Architektur: ingenhoven architects, Düsseldorf,

www.ingenhovenarchitects.com

Tragwerk: Mohnke Höss Bauingenieure, Freiburg i.B., www.mh-bauingenieure.de

Brandschutz: BPK Brandschutz Planung Klingsch, Frankfurt a.M., www.bpk-fire.de

Lichtplanung: Tropp Lightning Design,

Weilheim i. OB., www.tropp-lighting.com

Landschaftsplanung: ingenhoven architects / BBS Landscape Engineering, Hamburg/Berlin,

www.bbs-landscape.com

Fassadenplanung und Bauphysik: DS-Plan, Stuttgart, www.ds-plan.com

Projektsteuerung: THOST Projektmanagement,

Pforzheim, www.thost.de

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