Bauwirtschaft brummt, aber ...
Es lohnt, immer wieder einmal in die Tabellen des Statistischen Bundesamtes zu schauen. Die dort aufbereiteten Zahlen helfen möglicherweise, die eigene Auftragssituation zu verstehen und vielleicht sogar das Geschäftsmodell zu korrigieren. Neben sehr allgemeinen Zahlen, wie denen der „Baugenehmigungen im Hochbau Deutschland“, gibt es auch sehr detailliert aufgelistete Zahlenwerke zu studieren: So beispielsweise, dass Alleinlebende 38 % mehr Wohnenergie verbrauchen als der Pro-Kopf-Durchschnitt aller Haushalte. Ist das schon ein Plädoyer? Wohnungen wurden seit 2016 in Deutschland im Schnitt rund 315 000 jährlich realisiert. Die jährlich neuerstellte Wohnfläche wuchs leicht von 36,9 Mio m² in 2016 auf 37 Mio. m² in 2020. Zumeist werden Wohnungen mit vier Zimmern gebaut.
Um knapp 24 % stiegen die Bauwerkskosten von 2016 bis 2020 auf 120,6 Mrd. €/Jahr. Diese Steigerung ist im Wesentlichen dem sprunghaften Anstieg der Baumaterialkosten geschuldet, die Lohnkosten sind mit gut 3 % nur moderat gestiegen. 2,5 Mio. Beschäftigte zählte das Bauhauptgewerbe und das Ausbaugewerbe 2021. Beide setzten 2019 etwa 291 Mrd. € um (Quelle: Bericht zur Lage und Perspektive der Bauwirtschaft 2021, BMWI). Im Jahr 2020 erzielte das deutsche Bauhauptgewerbe einen Umsatz in Höhe von 143 Mrd. €. Davon entfallen 38 % auf den Wohnungsbau, 35 % auf den Wirtschaftsbau und 17 % auf den Öffentlichen Bau. (Quelle: Hauptverband der Deutschen Bauindustrie).
Ende 2021 zogen die Umsätze, die in die Bücher notiert wurden, noch einmal kräftig an. Die Aussicht auf ein Abebben der Corona-bedingten Einschränkungen oder Aussichten auf wiederhergestellte Lieferketten ließen die Märkte grundsätzlich positiv auf die Umsätze in 2022 blicken – trotz oder wegen der neuen Regierung.
Nun aber warnt nicht nur der Landesverband bayerischer Bauinnungen vor starken Preissteigerungen bei Baumaterialien und Energiekosten infolge des Kriegs in der Ukraine. Am stärksten betroffen seien Bitumen (Straßenbau) und Stahlerzeugnisse, so der Verband. Hauptgeschäftsführer Andreas Demharter: „Unsere Mitgliedsunternehmen erhalten aktuell nur noch wenige Angebote für Stahlmatten, Träger, Stabstahl und Bleche“, auch, weil rund 30 % des in Deutschland genutzten Baustahls aus Russland kommt, aus der Ukraine und Belarus. Be. K.