Beispielsweise: Neue Sternbrücke Hamburg

Im März 2020 wurden Pläne bekannt, dass die Deutsche Bahn über ein Planfeststellungsverfahren die Sternbrücke durch eine neue, größere ersetzen wird. Doch der neue Entwurf überzeugt nur wenig.

Hier überzeichnet: Sternbrücke, neu. Aber so wohl nicht realisiert
Foto/Montage: Benedikt Kraft / DBZ / Vössing Ingenieurgesellschaft mbH

Hier überzeichnet: Sternbrücke, neu. Aber so wohl nicht realisiert
Foto/Montage: Benedikt Kraft / DBZ / Vössing Ingenieurgesellschaft mbH

In Hamburg kreuzen sich die vielbefahrenen Straßen Stresemannstraße und Max-Brauer-Allee im Stadtteil Altona direkt unter einer Bahnüberführung, der Sternbrücke. Die Stahl-Balkenbrücke ist bald 100 Jahre alt und steht auf einigen Stahlstützen, die die vierspurige Stresemannstraße in zwei Hälften teilt. Die schlichte Brücke ist als Kulturdenkmal eingetragen, ein paar Häuser und Pavillonbauten stehen unter Denkmalschutz.

Im März 2020 wurden Pläne bekannt, dass die Deutsche Bahn über ein Planfeststellungsverfahren die alte Brücke durch eine neue, größere ersetzen wird. Die Brücke als Bogenbrücke (Vössing Ingenieurgesellschaft mbH) überspannt dann den Kreuzungsbereich stützenfrei. Dafür ragt der Scheitel ihrer nach innen gekippten Bögen (im ersten Entwurf standen die noch senkrecht) 22 m plus Durchfahrtshöhe in den Himmel. Der Brückenentwurf überrascht durch seine Massivität und Plumpheit, den Brückenentwurf sieht man eher außerhalb jeder Siedlung über einer Wasserstraße, nicht jedoch in einem innerstädtischen Wohnquartier aus dem 19. Jahrhundert. So weit, so wenig.

Als wäre der Brückentrümmer nicht genug, müssen seinem Bau auch denkmalgeschütze Häuser weichen, muss eine kleine oder gut etablierte Kulturszene umziehen, wohin, ist nicht ausgesprochen, aber man kann vermuten: ins Nichts.

Die Bahn beruft sich auf Zwänge und verweist auf höher angesetzte, das Allgemeine betrefffende Belange und damit auf ihren Planungsvorrang in solchen Dingen. Und sie verweist auf das Interesse der Stadtoberen, die Engführung an diesem Knotenpunkt durch Stützenfreiheit und größere Kurvenradien zu beenden und den Verkehr wieder flüssiger zu machen.

Dass der Bezirk nun aktuell den Entwurf der Brücke zurückgewiesen hat, sollte erwartbar gewesen sein angesichts seiner Gestalt, die jeden Maßstab, jeden Ortsbezug missen lässt. Was ebenfalls erwartbar gewesen wäre, hätte ein Zuruf an die Bahn AG sein können, vor allem Planfeststellen die wunderbaren „Konsultationen und Beteiligungsverfahren“ zu fordern, die alle Beteiligten zu einem guten Ergebnis führen können. Angesichts des Stadtmarketings Hamburgs mit dem von der Stadt Ende 2019 verabschiedeten Klimaplan – CO2-Reduzierung um 55 Prozent bis 2030 und Klimaneutralität bis 2050 – erscheint der Kommentar des Bürgermeisters Peter Tschentscher (SPD) bezüglich des oben genannten Plans absurd: „Wenn es in Hamburg gelingt, diesen Weg zu beschreiten, beweisen wir, dass Klimaschutz sehr gut möglich ist im Einklang mit Industrie, hoher Lebensqualität, viel Mobilität und dem, was wir uns in Hamburg wünschen.“ Wer genau hinhört hört „Plan“ und „wenn“ und natürlich „viel Mobilität“. Mit dem Ausbau der jetzt schon hochbelasteten Durchgangsstraße Stresemannstraße – Ausbau zieht Verkehr an – wird der „bundesweit umfangreichste Klimaplan“, Herr Tschentscher, kein Vorbild für andere Bundesländer werden können.

Brückensanierung, sozialverträgliche Sanierung der anliegenden Häuser, Straßenrückbau, intelligente Verkehrstaktung Bahn/S-Bahn/Carsharing/Fahrrad … Andere Städte, liebe Hamburger, haben das schon erfolgreich vorgemacht, nicht nur die großen dieser Welt. Be. K.

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