Bestand vermessen
Die vielleicht erste systematische Untersuchung der bestehenden ökumenischen Kirchenzentren in Deutschland geht der Frage nach, was eigentlich passiert, wenn konfessionell unterschiedliche christliche Gemeinden einen Gottesdienstraum gemeinsam nutzen? Und kommt in der Folge der teils empirisch gestützten Untersuchung zu dem Ergebnis: nichts. Oder wenig. Oder nur vereinzelt.
Die seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil erlaubte (!) gemeinsame Feier evangelischer und katholischer Christen hat in den Siebzigern des vergangenen Jahrhunderts erste ökumenische Zentren entstehen lassen. Davon sind einige Neubauten, andere Umbauten. Die einen sind Einraum-Zentren mit jeweils unterschiedlichen Nutzungszeiten, andere teilen sich den Bestand (manchmal durch ein Gitter mittendrin!), wieder andere bauen Zweiraum-Zentren mit gemeinsamen Nutzungsflächen. Aber immer gilt: keine gemeinsamen Toiletten!
Die vorliegende Dissertation möchte nun den baulichen, aber irgendwie auch den seelischen Bestand der ökumenischen Kirchenzentren vermessen. Mit Hilfe von Fragebogen, mit Hilfe von Bestandsaufnahmen (z. B. Grundrissen) des Bestehenden. Dabei kommt u. a. heraus, dass sich viele Zusammenschlüsse aus ökonomischen Beweggründen ergaben und das Bauliche allein eine Annäherung der Konfessionen nicht sichtbar oder spürbar vorangetrieben hat.
Insgesamt stellt die Arbeit eine erste Bestandsaufnahme dessen dar, was vielleicht in nächster Zukunft unter dem Stichwort „interreligiöse Sakralräume“ das Lavieren christlicher Konfessionen als eben solches entlarven könnte: Religiosität als liberale und den anderen Glauben wertschätzende Lebenshaltung zu erkennen. Der Blick auf den hier dargestellten Ist-Zustand lässt da allerdings wenig hoffen. Mit Katalog der Kirchenzentren auf beiliegender DVD. Be. K.