Buchrezension: Die "città animata" - Mailand und die Architektur von Asnago Vender

Aus der Reihe des BSA Forschungsstipendiums, mit einem Vorwort von Bruno Reichlin

Muss man mal nicht durch die Stadt eilen und genießt stattdessen das gemütliche Schlendern, tastet sich das aufmerksame Auge an städtebaulicher Geschichte entlang und kommt bei manchen Irritationen ins Stocken. Davon abgesehen, dass die architektonischen Irritationen positiv wie negativ gewertet werden können, gehören die baulichen Überraschungen zu den Dingen, die eine Straße, ein Dorf, eine Stadt einmalig, auf jeden Fall lebendig machen.
Die Forschungsarbeit von Giulio Bettini – vierte Publikation der Reihe Bund Schweizer Architekten (BSA) Forschungsstipendium – thematisiert jenen Genuss des bewussten städtebaulichen Wahrnehmens. Dabei fokussiert die Arbeit auf das Spätwerk (1960er-Jahre) der beiden Mailänder Architekten Mario Asnago (1896–1981) und Claudio Vender (1904–1986). Mit Schwarzweißfotografien, Grundrissen, Axonometrien und kürzeren Texten werden ausgesuchte Gebäude in Mailand und dabei ganz speziell ihre Fassadengestaltung im Kontext des Straßenzugs analysiert. Denn Asnago´s und Vender´s Bauten überraschen/irritieren mit einer detailreichen Fassadengestaltung. Mal reagieren ihre Entwürfe auf den städtischen Kontext zurückhaltend, mal stechen sie provokant hervor – in keinem Fall allerdings sind ihre Gebäude standardisiert.
Auch die Machart der „Die città animata - Mailand und die Architektur von Asnago Vender“ ist nicht Standard: Auf dickem Papier sind Fotos und Abbildungen bewusst gesetzte Erklärungen zum schriftlichen Inhalt. Die Texte stehen mal als kurze Blöcke, mal füllen sie ganze Seiten. In unterschiedlichen Schriftarten und um ausführlichen Fußnoten zur Weiterrecherche ergänzt, ergibt jede Doppelseite eine eigene Komposition aus Bild und Text. Im Gegensatz zu vielen großdimensionierten Gebäudekomplexen, die heute entstehen (Bruno Reichlin nennt sie im Vorwort „Klumpen“), stehen die Bauten von Asnago und Vender für eine Architektur, die unaufgeregt und wie selbstverständlich. Dass das hohe Kunst ist, verdeutlicht die in allen Teilen sorgfältig gemachte Arbeit von Giulio Bettini. M. S.

Die "città animata" - Mailand und die Architektur von Asnago Vender. Aus der Reihe des BSA Forschungsstipendiums, mit einem Vorwort von Bruno Reichlin. gta Verlag, Zürich 2016, 
70 S., 162 sw-Abb.,
23,50 €, ISBN 978-3-85676-361-9

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