„Calatrava Brücke“ sanieren
Die Offiziellen hatten wohl Ausschreitungen, mindestens jedoch organisierten Protest erwartet; sie sagten also kurzerhand den festlichen Eröffnungsakt ab. 2008 war das, damals wurde in Venedig die längste, höchste und vielleicht auch schönste Brücke der Stadt lediglich durch die Wegnahme der Absperrzäune auf beiden Seiten eröffnet. Die Quarto Ponte sul Canal Grande, also die vierte Brücke über die zentrale, große Wasserstraße der Lagunenstadt, schließt seit ihrer Eröffnung die Piazzale Rome, den Platz des allgemeinen Ankommens, an die nahegelegene Stazione Santa Lucia an. Nun muss man nicht mehr das Vaporetto oder eine Gondel nehmen, es geht – wie überall in der durchwässerten Stadt – ab sofort auch zu Fuß.
Zwölf Jahre zuvor schon hatte der damalige Bürgermeister, Massimo Cacciari, seinen BürgerInnen diese vierte Brücke versprochen. Als sie sang- und klanglos öffnete, hat sie gut 10 Mio. € gekostet, das Fünffache der ursprünglich genannten Summe. Auch ein Grund mit, warum die Stadt den Ingenieur/Architekten des Bauwerks, Santiago Calatrava, auf Schadensersatz verklagte.
Der Bürgermeister ist längst nicht mehr, die Brücke, die Ponte della Costituzione, schon. Und mit ihr ein Problem. Oder sind es mehrere? So sei die 94 m freispannende Brücke – wie eigentlich die meisten Brücken Venedigs – nicht behindertengerecht, monierten Kritiker schon in der Bauzeit, wollten aber eigentlich bloß den Neubau verhindern. 2013 wurde behelfsmäßig nachgerüstet, eine an einem parallel geführten Gestänge fahrende Gondel sollte Gehbehinderte über das Wassser liften; 2019 verschwand der Zusatz, der meist von gut zu Fuß seienden TouristInnen genutzt wurde.
Von Anfang an ereigneten sich Unfälle auf der Brücke, VenezianerInnen, aber noch mehr die TouristInnen, rutschten und fielen auf dem Brückenbelag aus. Großformatige, bei Dunkelheit hinterleuchteten Glasplatten, die im flachen Bogenverlauf verlegt waren, erwiesen sich als nicht griffig genug. Nun meldete die New York Times, dass die Stadt die Glasplatten austauschen wird; man werde Trachyt einsetzen, eine (vulkanische) Gesteinsart, deren Name schon für Griffigkeit steht (griech.: „Rauer Stein“). Kostenpunkt der Sanierung: 500 000 €. Ob und wie der Brückenbauer hier involviert ist/sein wird, ist nicht bekannt. Be. K.