DBZ 12 | 2020Mauerwerk
Solide gemauert, Stein auf Stein, so warb und wirbt noch ein großer Bauindustriezweig für die Wertigkeit des Produkts Haus. Stein auf Stein, also Mauerwerk. Wandarbeit. Dabei gerät das Mauern, also das kunstvolle und auf Jahrhunderte Erfahrungen zurückgehende Machen massiver Wände mehr und mehr in den Hintergrund. Mauerwerkswände werden zusehends als Systeme begriffen, von denen die Mauersteinanteile nur noch ein (tragender) Teil sind. Davor und/oder dahinter kommen Schalen aller Arten, die die Mauer verbergen sollen (müssen).
Bei der ersten Durchsicht möglicher Projekte für unsere Mauerwerksausgabe waren wir meist mit gemauerten Klinkervorsatzschalen konfrontiert; oder mit Mauerwerk, das als konventionelles Ziegelmauerwerk kaum innovatives Potential zeigen wollte. Riemchen schieden wir aus. Mit Axel Frühauf von Meck Architekten diskutierten wir lange über die Kriterien, die eine sinnvolle Projektauswahl möglich machen sollten und am Ende hatten wir die Kunst des klassischen Mauerns, die Kunst der zeitgenössischen Ergänzung, den Versuch, das Normale über die Behandlung des normalen Steins zu brechen oder auch das Mauerwerk als unsichtbares Element einer Gestaltung, die mit einem Beton- oder Holzbau ganz anders geworden wäre. Alle sprechen über den Holzbau: Das Mauerwerk aber sollten wir nicht aus den Augen verlieren!