„Die Architektursprache sollte sich an der Nutzung orientieren“
Thomas Laubert zum Thema „Verwaltungsbauten“Beim Begriff Verwaltung kommen einem meist nicht nur positive Assoziationen in den Sinn. Lange Flure, veraltete Möblierung und flackerndes Neonlicht, marode Gebäude. Dass man aus verstaubten Verwaltun-gen zeitgemäße Dienstleistungszentren formen kann, in denen die Angestellten optimal arbeiten und Besucher sich optimal zurechtfinden können, zeigt die Diplomarbeit von Thomas Laubert.
Sie haben das Gebäude der ehemaligen Bezirksleitung der SED in Gera saniert und ergänzt. Bitte erläutern Sie kurz Ihren Entwurf.
Minimal ergänzt und neu strukturiert. Die Intention lag darin, in dem Areal Qualitäten zu schaffen und das Gebäude in die vorhandene Parklandschaft zu integrieren. Mit Abriss der Verbinder zwischen den Hauptgebäuden wird eine aufgelockerte städtebauliche Situation geschaffen und das Gefüge aus gefangenem Innenhof hinter geschlossenen Fassaden durchbrochen. Neue Haupteingänge erschließen die beiden Verwaltungsgebäude, die im 1. und 2. OG durch einen gläsernen Gang verbunden sind. Die Fassaden weisen die gleichen Gestaltungsmerkmale auf - die gemeinsame Nutzung wird versinnbildlicht. Hinterleuchtete Farbfelder neben den Fenstern sind so gestaltet, dass dem Besucher schon von außen vermittelt wird, in welchem Geschoss/-Gebäudeteil sich der einzelne Fachdienst befindet. Das Tagungszentrum wird durch den Haupteingang an der Straßenseite erschlossen. So wird ein funktionaler Zugang in das Gebäude und gleichzeitig eine Ruhezone im rückwärtigen Bereich geschaffen.
Welche Rolle spielten die Historie, der Altbau in Ihrem Konzept?
Der historische Bestand bildet die Grundlage für den Entwurf. So öffne ich z.B. eine alte Wegebeziehung quer durch das Gelände. An den Kubaturen der Hauptgebäude ändere ich nichts - stelle diese lediglich frei. Alle Häuser werden bis auf ihr Tragwerk, eine Stahlbetonkonstruktion, entkernt. Exemplarisch wird die wandfeste, bauzeitliche Ausstattung erhalten. Die Fensteröffnungen werden bodentief erweitert. Die jetzige Fassade ist verschlissen und muss daher nachgebaut werden. Aus denkmalpflegerischer Sicht ist der Nachbau mit marktüblichen Systemen bedenklich, sodass bei der momentanen energetischen Sanierung durch BCH Architekten/Ingenieure eine andere Lösung zum Einsatz kommt. Eine Neuinterpretation der denkmalgeschützten Fassade ist denkbar. Im Übrigen wurde schon 1977, mit Überformung des 1933 errichteten Bestandsbaus, so verfahren. Die Fenstergewände weisen die damals zeittypische Wabenform auf, in Anlehnung an die Fassadengestaltung des Neubaus.
Was ist Ihnen wichtig bei der Gestaltung von Arbeitsorten?
Räume zum Arbeiten benötigen Atmosphäre. Diese wird durch das innere und äußere Umfeld gebildet. Flexible, ästhetisch gestaltete Raumstrukturen sind mir ebenso wichtig wie ausreichende natürliche Belichtung/Belüftung und Ruhe. Es sollte die Möglichkeit bestehen, Bürostrukturen mit wenig Aufwand umgestalten zu können, um sich den ständig ändernden Anforderungen an den Arbeitsplatz bestmöglich anzupassen. Als wichtiges Thema ist die effiziente Wegeführung hervorzuheben, einerseits aus marktwirtschaftlicher Sicht und aus Sicht des Arbeitnehmers. Wenn lange Wege zwischen internen Arbeitsorten liegen, so ist das für niemanden angenehm. Auch angenehme Ruhe- und Pausenräume sind wichtig.
Inwiefern kann Architektur die Arbeitsatmosphäre beeinflussen?
Indirekt gestaltet Architektur den arbeitenden Menschen und dessen erzieltes Ergebnis. Ein Redakteur in einem Dunkelrosalila gestrichenen Raum mit drei Fenstern und Blick auf Flugplatz, Autobahn, ICE-Bahnhof kann sicher nicht gut über Friede/Freude/Ruhe schreiben. Obgleich genau dieser Ort für einen Fitnesskursraum ideal wäre. Die Architektursprache der Räumlichkeiten sollte sich an der Nutzung orientieren. So wird eine entsprechend gute Arbeitsatmosphäre erreicht, was wiederum eine akribische Planungsarbeit voraussetzt. Es entscheiden nicht nur Farben, Materialien und Formen, sondern auch die innere Organisation über ein gutes Arbeitsklima.