Baukunst ist Ausdruck dafür, wie es Menschen gelingt, Umweltanforderungen zu meistern, sagte einst sinngemäß Mies van der Rohe. Das 2011 eröffnete Düsseldorfer Büro-,
Geschäfts- und Wohnhaus „köblick“ übernimmt die Aufgabe, der südlichen Königsallee (Kö) eine exklusive urbane Kante zu geben und als Initialzündung der qualitativen Entwicklung auf den Kontext zu wirken. Zugleich steht das Gebäude mit rund 6 135 m² vermietbarer Nutzfläche im Wettbewerb mit attraktiven Büro- und Geschäftshäusern der Düsseldorfer Innenstadt. Zur Zeit der Planung und Realisierung beläuft sich der Leerstand dort auf rund 100 000 m² Büroflächen (2010). Fast gleichzeitig entstand der Libeskind-Bau „Kö-Bogen“ als nördliche Stadtkante der Königsallee, und die Modernisierung des Dreischeiben-Bürohauses (ca. 800 Büroarbeitsplätze) begann.
Der Bauaufgabe begegnen ingenhoven
architects, projektverantwortlich sind Chris-toph Ingenhoven mit Barbara Bruder und Martin Gehrmann, denen der Bauherr, die RZVK-Immo-Fonds weitgehend freie Hand lässt, mit einem von Großzügigkeit, Ausblick und Eleganz gekennzeichneten Entwurf, der Umweltverantwortung übernimmt, die mit DGNB Gold ausgezeichnet ist und sich deutlich für bequemen Nutzerkomfort und möglichst hohe Freiflächennutzung in der Innenstadt entscheidet.
Entwurf
Das neungeschossige, halbrunde Eckgebäude fügt sich harmonisch in die urbane Blockrandbebauung ein. An der Königsallee 61/Graf-Adolf Straße hebt es sich mit zwei Staffelgeschossen und mit einem, bei einer Gebäudetiefe von über 20 m, mittigem, runden Erschließungskern, durch die elegant-transparente Fassade ab. Das Gebäude blickt nordseitig auf die Kö. Die Südwestseite richtet sich in den Innenhof der umliegenden Bebauung. Bodentiefe, doppelverglaste, breitformatige Fensterflächen, gefasst von weißen Werksteinquadern und lärmgeschützt durch seitlich geöffnete, vorgesetzte Prall-scheiben, kommunizieren Leichtigkeit und öffnen den Blick auf den Kö-Graben und die gesamte Königsallee bis hin zum Schlossgarten. Optisch verbindet der Bau die große Kö mit der, durch die Graf-Adolf Straße getrennten, kleinen Kö. Im EG sind zwei Retail Flächen vermietet. Die kleinere davon erfährt aktuell den ersten Mieterwechsel. Das Treppenhaus ist, wie auch die Innenräume, mit hochwertig nachbehandeltem weißen Sichtbeton und weißen Betonstufen gestaltet und nimmt die halbrunde Gebäudeform auf. Der freie Grundriss der Geschosse ist lichtdurchflutet mit Zugängen zu Terrassen auf der Südwestseite im ersten, siebten und achten Geschoss. Die rund 800 m² große Fläche der Etagen um den Erschließungskern und das Oval mit dienenden Räumen wird lediglich von tragenden Stützen unterteilt. Die dadurch gegebene Flexibilität wird von den aktuellen Mietern weniger für Kreativgestaltungen genutzt, sondern vielmehr für die Anordnung von Einzel- und Gruppenbüros und Konferenzräumen entlang der Glasfassade. Dadurch entsteht ein organisch geformter Flurverlauf. Für die noch freie vierte Etage gibt es aktuell Interessenten. Eine Dachterrasse für Büro- und Wohnmieter um den sich über das Dachniveau erhebenden Erschließungskern ist als fünfte Ansicht vorbereitet, wurde jedoch bisher vom Stadtplanungsamt nicht genehmigt.
Klimatechnik
Heizung und Kühlung erfolgen zu über 60 % durch einen geothermischen „Natural Cooling“-Prozess über 22 Erdsonden (122 m Tiefe) und eine Wärmepumpe als winterliche Wärmequelle und sommerliche Wärmesenke. Hinzu kommen eine solarthermische Anlage und die wassergeführte Betonkernaktivierung, ergänzt durch eine individuell justierbare Lüftungsanlage über Bodenkonvektoren mit Wärmerückgewinnung, Jalousie und innenliegendem Blendschutz. Der nach EnEV 2009 berechnete Primärenergiebedarf liegt mit einem Gebäude-Ist-Wert von 99,5 kWh/(m²a) 48,5 % unter der EnEV 2009 Anforderung. Das gilt auch für die energetische Qualität der Gebäudehülle mit einem Ist-H-Wert von 0,69 W/(m²K), Anforderung: 1,37 W/(m²K) (Planungswerte laut Energieausweis).
Jens Maier, Teamleiter Asset Management bei der HIH hamburgische Immobilien Handlung GmbH: „Das Ziel, einen hochwertigen Ansatz zu realisieren, der sich auch auf die nähere Umgebung überträgt, wurde erreicht“. Was die Mieterinteressenten anbetrifft polarisiere das Gebäude. „Es gibt Mieter, die sich gleich für das Konzept begeistern, andere hingegen finden das Gebäude industriell und unterkühlt. Die vorhandenen Mieter bewerten die Aufenthaltsqualität im Gebäude sehr positiv“, sagt Jens Maier. Elke Kuehnle