Energie für Haus und Auto
Wohnhaussanierung in Darmstadt-Dieburg
Das energy+Home ist ein Forschungsprojekt. Das 2011 zum Plusenergiehaus + E-Mobilität umgerüstete Musterwohnhaus aus den 1970er Jahren ist ohne fossile Energien emissionsfrei und energieautark. Der CO2-Footprint der Gebäudenutzung über die Jahresbilanz ist gleich Null.
In Anlehnung an die sechs europäischen „Model Home 2020“ Projekte, die als „Eins zu Eins“-Experimente in fünf Ländern aktiv bei der Entwicklung nachhaltiger Gebäude mitwirken und derzeit im Langzeittest einem Monitoring unterzogen werden, entstand das energy+Home 2011 im Mühltal als erstes Beispiel für die wirtschaftliche und zukunftsorientierte Umwandlung eines Bestandsgebäudes zu einem Plusenergiehaus, das selbst mehr Energie erzeugt als es verbraucht. Das als reales Bauvorhaben konzipierte Forschungsprojekt folgt der Zielsetzung der Forschungsinitiative „Zukunft Bau“ des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) und ist ein Prototyp für Plusenergiehauskonzepte (Effizienzhaus Plus).
Das 1970 in Hanglage errichtete Wohnhaus war mit 154 m² Wohnfläche für einen 4- bis 5-Personenhaushalt ausgelegt. Ölzentralheizung, zentrale Warmwasserversorgung, überdachter Balkon und Terrasse sowie eine beheizte Garage gehörten zu der Komfortausstattung des nach damaligen Vorstellungen hochwertigen Einfamilienhauses, die allerdings auch mit einem mittleren Primärenergieverbrauch von 380 kWh/m²a einher gingen. Der Umbau sollte das Gebäude architektonisch aufwerten, vor allem die Tageslichtausbeute mussten dringend optimiert werden. Mit einem Energiekonzept ohne Öl und Gas als Energieträger sollte das Haus seinen Haushaltsstrom selbst erzeugen.
Das zweigeschossige Gebäude bekam eine neue Außenhaut. Dach und Fassade wurden mit anthrazitfarbenen Eternitplatten bekleidet und hinterlüftet ausgeführt, die Außenwand in einen 24 cm starken Mineralwollmantel gehüllt. Die hochwärmegedämmte Giebelseite wurde weiß verputzt. Der fließende Übergang von Dachfläche zur Außenfassade wurde mit innenliegenden Dachrinnen organisiert, sodass der kompakte Baukörper ohne Traufüberstände auskommt. Die dunklen Dachsteine im Verbund mit der dachflächengleichen monokristallinen Photovoltaikanlage erscheinen als eine homogene Fläche, die nur von großformatigen Dachflächenfenstern unterbrochen wird, die den Tageslichtanteil in dem gesamten Haus wesentlich erhöhen. Auch auf der Fassade ersetzen Fensterbänder mit 3-Scheiben-Wärmeschutzverglasung die vorher vereinzelten Öffnungen der Lochfassade. Insgesamt wurde die Fensterfläche auf 76 m² um 160 % vergrößert.
Der Grundriss wurde großzügiger organisiert und mit raumhohen Türen und dunklen Massivholzdielen modernisiert. Ein neuer Wintergarten schafft einen Übergang von Innen- und Außenraum. Der nicht mehr benötigte Öltank wurde entfernt und der Raum zu einem komfortablen Wellnessbad umgebaut, die Wohnfläche damit um 20 m² erweitert. Der Rückbau der Holzbalkendecke im Obergeschoss vergrößert die lichte Raumhöhe im Wohn-Essbereich und bringt über die neuen Dachflächenfenster Tageslicht bis in das Untergeschoss.
Durch eine hocheffiziente Wärmedämmung der Außenhaut und ein ausgeklügeltes Energiekonzept mit Luft-Wasser-Wärmepumpe, energieeffizienten Haushaltsgeräten und optimierter Tageslichtversorgung konnte der Energieverbrauch extrem reduziert werden. Für den Haushaltsstrom wurde ein Bedarf von 2500 kWh/a errechnet, der zusammen mit dem für das Heizsystem benötigten 4150 kWh/a komplett von der Photovoltaikanlage mit 12,6 kWp auf dem Dach gedeckt wird.
Der darüber hinaus produzierte Stromüberschuss von 3230 kWh reicht aus, um mit einem elektrisch angetriebenen PKW bei einem Verbrauch von 14 kW/100 km etwa 23000 km/a zurückzulegen, was einer täglichen Fahrleistung von 100km/Arbeitstag entspricht. Ein zweijähriges Monitoring soll nun Verbrauch und Energiegewinn unter realen Bedingungen testen.