Sanierung zu Effizienzhaus Plusenergy+Home 1.0, Darmstadt
Das Projekt
Das energy+Home ist eines der ersten Bestandsgebäude, das im Standard des Effizienzhaus Plus saniert und damit zu einem energieerzeugenden Wohnhaus umgewandelt wurde. Das in Hanglage errichtete Gebäude aus den 1970er-Jahren war mit 154 m² als Wohnraum für einen 4−5-Personen-Haushalt ausgelegt. Im Zuge der Sanierung vergrößerte sich die nutzbare Grundfläche des
Gebäudes auf 185 m², verteilt über zwei Etagen. Der Umbau sollte das Gebäude nicht nur architektonisch aufwerten, sondern auch die Tageslichtausbeute optimieren. Bei der Sanierung wurde der Grundriss neu organisiert und mit einem Wintergarten ergänzt. Neue Fensterbänder mit Wärmeschutzverglasung vergrößern die Fensterfläche und damit den möglichen Solarertrag. Insgesamt wurde die Fensterfläche um 160 % erhöht. Monokristalline Photovoltaikmodule wurden in die Dachfläche integriert, die nur von neuen Dachfenstern unterbrochen wird, welche über die offene Treppenanlage Tageslicht bis ins Untergeschoss bringen.
Durch eine hocheffiziente Wärmedämmung der Außenhaut und ein Energiekonzept mit Luft-Wasser-Wärmepumpe, energieeffizienten Haushaltsgeräten und optimierter Tageslichtversorgung wurde der Energieverbrauch extrem reduziert. Für den Haushaltsstrom wurde ein Bedarf von 2 500 kWh/a errechnet, der zusammen mit dem für das Heizsystem benötigten 4 150 kWh/a komplett von der Photovoltaikanlage mit 12,6 kWp auf dem Dach gedeckt werden sollte. Der darüber hinaus produzierte Strom von 3 230 kWh sollte ausreichen, um mit einem elektrisch angetriebenen PKW bei einem Verbrauch von 14 kW/100 km etwa 23 000 km/a zurückzulegen, was einer täglichen Fahrleistung von rund 100 km/Arbeitstag entspricht.
Im zweijährigen Monitoring wurden die Werte für den Energieüberschuss ermittelt. Demnach konnte im ersten Jahr ein Energieüberschuss erwirtschaftet werden, im zweiten Jahr unterschritt der Stromertrag den Gesamtstromverbrauch geringfügig. Ein Folgeprojekt ist das noch in der Planung befindliche Forschungsvorhaben energy+Home 2.0, bei der die Sanierung von zwei identischen Geschosswohnungsbauten mit einer vergleichenden technologischen, ökologischen und ökonomischen Studie begleitet werden soll.
Wir fragten den Architekten Jürgen Volkwein nach seinen Erfahrungen, die er mit dem Projekt gemacht hat und wie sich diese
auf seine weitere Arbeit ausgewirkt haben. Vor allem wollten wir wissen, welche Zukunftsideen sich aus diesem Projekt ableiten
lassen.
die Gesamtheit des Gebäudes mit seiner Nutzung sowie
seinen Nutzern zu konzipieren. Aus einem globalen Konzept
muss sich dann ableiten, welche Konsequenzen dies im Detail
auf Baukonstruktion, technische Möglichkeiten, energetische Performance
und Wirtschaftlichkeit des Gebäudes hat. Dies für ein Gebäude zu denken,
bedarf eines starken Teams aus Architekten,
Fachplanern und Bauherrn gleichermaßen.
Der Architekt
„Das energy+Home zeigt beispielhaft, welche Möglichkeiten bestehen, um auch aus einem Bestandsgebäude ein Plusenergie-Haus zu konstruieren. Dies wurde auch in Fachkreisen über zahlreiche Auszeichnungen bestätigt, was der Bedeutung Rechnung trägt, nachhaltige Konzepte für Gebäude zu entwickeln. Die Auswertung der Monitoring-Daten ergibt nun über die längere Nutzungszeit, dass sich z. B. die Energiegewinnung recht genau entsprechend den Prognosen eingestellt hat. Andererseits sind die Verbrauchswerte deutlich sichtbar von Art und Intensität der Nutzung abhängig, woraus sich ableiten lässt, dass der Einfluss jedes Gebäudes mit seiner Umweltwirkung grundsätzlich durch den Nutzer bestimmt wird. Es gibt zwar zahlreiche nutzerunabhängige Regelungen, doch letztlich hat der Nutzer in seiner Handhabung den Vorrang – und das ist auch gut so. Insgesamt zeigt sich für das energy+Home die vorausberechnete und erwartete positive Energiebilanz, so dass deutlich mehr Energie erzeugt wird, als die Nutzer darin verbrauchen. Somit ist das Ziel des Gebäudes und des Projekts erreicht.
Diese Bestätigung bedeutet für unsere Planungskonzepte, dass wir den Nutzer noch stärker einbeziehen, um schon im Vorfeld aufklärend und erläuternd tätig zu sein und den Projekterfolg sicherzustellen. Das energy+Home zeigt eindrücklich, dass es möglich ist auch im Bestand große Energieeinsparpotentiale zu heben und einen wesentlichen Beitrag für den Klimaschutz zu leisten. Diesen Weg einmal gegangen zu sein, hat für unsere Planungsstrategien die Perspektive bestätigt, dass nicht nur die regulären Anforderungen aus gesetzlichen oder fördertechnischen Vorgaben den Status vorgeben sollten, sondern dass auch ein Schritt weiter in die Zukunft möglich ist.
Für das Bauen in der Zukunft sehe ich es als immanent wichtig an, die Gesamtheit des Gebäudes mit seiner Nutzung sowie seinen Nutzern zu konzipieren. Aus einem globalen Konzept muss sich dann ableiten, welche Konsequenzen dies im Detail auf Baukonstruktion, technische Möglichkeiten, energetische Performance und Wirtschaftlichkeit des Gebäudes hat. Dies für ein Gebäude zu denken, bedarf eines starken Teams aus Architekten, Fachplanern und Bauherrn gleichermaßen. Deshalb kann ich alle am Bau Beteiligten nur dazu ermutigen, den Weg in die Zukunft gemeinsam zu gehen und Gebäude über die gesamte Lebensdauer und im vollständigen Lebenszyklus zu denken, um sicherzustellen, dass die Welt von morgen mindestens genauso gut ist, wie die Welt von heute.“