Erweiterung der Maria Ward Schulen in Bamberg
Introvertiert entwickelt sich der Erweiterungsbau für die Maria Ward Schulen um ein Atrium und integriert eine Aula, neue Klassenzimmer und Zeichensäle sowie eine unter den Schulhof abgesenkte Doppelsporthalle. Dabei greift der monolithische Klinkerneubau die Materialität und Farbigkeit der historischen Bamberger Innenstadt auf und verdichtet als unverwechselbarer Stadtbaustein und Ort für die moderne Bildung die Welterbestadt nachhaltig.
„Gute Bildung braucht nicht nur gute Lehrkräfte, sondern auch gute Gebäude“, beschreibtLudwig Schick, Bauherr und Erzbischof von Bamberg, die Motivation für den Ende 2017 eröffneten Erweiterungsbau und die Generalsanierung der Maria Ward Schulen bis 2021. Das Ensemble aus Gymnasium, Real- und Tagesschule wurde vor über 300 Jahren von Namensgeberin Mary Ward, der Gründerin der Gemeinschaft der Englischen Fräulein, ins Leben gerufen und bietet Platz für 1.200 Schülerinnen und Schüler.
In einem Architekturwettbewerb setzten sich 2011 die Münchner Architekten PECK.DAAM mit ihrem Entwurf einer sensiblen Nachverdichtung auf dem Areal zwischen Edel- und Frauenstraße durch. Geprägt ist der Neubau durch eine Fassade aus sandfarbenen Klinkern, die sich bewußt zurückhaltend der Nachbarbebauung anpassen. Besonderer Clou und ausschlaggebend für die Juryentscheidung ist der Umgang der Architekten mit dem knapp bemessene Grundstück und die Idee, die Sporthalle komplett unterirdisch zu planen. So gelingt nicht nur die maßstäbliche Integration in die umgebene Altstadt, es entsteht zugleich ein großzügiger Freiraum, der als Pausenhof genutzt werden kann. Auf natürliches Tageslicht muss im Untergeschoss trotzdem nicht verzichtet werden – acht große Oberlichter, die auf dem Hof als Sitzelemente genutzt werden können, sorgen für die Belichtung.
300-jähriges Erbe, zeitgemäß übersetzt
Großflächige Verglasungen prägen auch den zwei- bzw. dreigeschossigen oberirdischen Gebäudeteil: Die neue Aula und der Kunstbereich sowie neun, helle und modern eingerichtete Klassenzimmer konzentrieren sich zum Innenhof. Zur Straße und Nachbarbebauung ist der Baukörper dagegen eher introvertiert gestaltet – hier ist die feingliedrige Klinkerfassade durch wenige aber gezielt gesetzte Einschnitte und Auskragungen durchbrochen.
Bei der Planung des Gebäudes wurde nicht nur auf die behutsame Integration in die Umgebung geachtet, sondern auch eine energie- und umweltschonende Bauweise gewählt. Konstruktiv besteht der Schulneubau aus einem zweischaligen Mauerwerk mit Wärmedämmung und einer Vormauerschale aus langen, schmalen Fassadenklinkern auf Konsolen; im Bereich der Geschossdecken abgesetzt durch farblich passende Betonfertigteile. Geheizt wird mit Fernwärme aus dem nahen Müllheizkraftwerk. Zusättzlich zu den öffenbaren Fenstern bzw. Oberlichtern übernehmen dezentrale Lüftungsgeräte hinter den Messingverkleidungen zum Innenhof die Steuerung einer zusätzlichen mechanischen Belüftung der Räume.
Wilder Verband im schmalen Sonderformat
Für die Vormauerschale, gemauert im wilden Verband, kam ein Klinker der Firma GIMA mit den Spezialabmessungen 53 cm Breite x 4 cm Höhe x 10 cm Tiefe zum Einsatz. Die individuellen Eckausbildungen in verschiedenen Winkeln wurden mit eigens geformten Ecksteinen in diversen Schenkellängen von z.B. 14 auf 53 cm Breite in einem Stück gefertigt. Besondere Anforderungen stellten die Architekten auch an die Farbigkeit der Gebäudehülle: Mit der sandfarbenen Tönung der Klinkerschale sollte der Bezug zu den umgebenden Sandstein- und Putzfassaden hergestellt werden. In Zusammenarbeit mit dem Hersteller GIMA wurde so ein heller, durchgefärbter Klinker – Farbsortierung „Ello“ – kreiert, der sich auch dank seiner authentischen Wasserstrich-Optik harmonisch in die Bamberger Altstadt einfügt.
Für die Verfugung wurde ein nahezu gleichfarbiger Mörtel verwendet, der den monolithischen Charakter des Gebäudes unterstreicht; gleichzeitig sorgen die feinen Unregelmäßigkeiten in der Oberfläche des Klinker- und Fugengewebes für ein lebendiges Licht- und Schattenspiel auf den Außenwänden des Neubaus für die Maria Ward Schulen.
Projektdaten
Projektname: Erweiterungsbau für die Maria Ward Schulen, Bamberg
Auftraggeber: Erzbischöfliches Ordinariat/ Erzbischöfliches Bauamt, Bamberg
Architekten: PECK.DAAM Architekten, München
Bauleitung: Architekturbüro Dietz, Bamberg
Fassadenbekleidung: GIMA Ziegel Ello im Sonderformat
Fertigstellung: 2017
Weitere Informationen unter: www.peckdaam.de