Fünf Digital-Trends für Effizienz, Kostenkontrolle und Nachhaltigkeit in der AECO-Branche

Bei der Digitalisierung in der AECO-Industrie (Architecture, Engineering, Construction, and Operations) zeichnet sich ein deutlicher Wandel ab, bei dem fünf Trends in den nächsten Jahren besonders im Fokus stehen werden. Die gemeinsame Grundlage bildet eine umfassende Erhebung und Nutzung von Daten. Building Information Modeling (BIM) und Common Data Environment (CDE) werden deshalb zu Schlüsseltechnologien, mit denen die Transformation der Branche hin zu mehr Effizienz und Nachhaltigkeit gelingen kann.

Nach wie vor planen in Deutschland mehr als 50 Prozent  der ArchitektInnen ihre Bauprojekte in 2D. In der Folge hinkt die Branche hierzulande den Vorreitern wie dem Vereinigten Königreich, wo BIM bereits frühzeitig durch Regularien zu einem festen Bestandteil von Bauvorhaben wurde, deutlich hinterher. Gleichzeitig laufen zahlreiche Projekte wie der Berliner Flughafen und Stuttgart 21 aus dem Ruder. Dies liegt nicht zuletzt daran, dass vorhersehbare Probleme mangels digitaler Simulationsmöglichkeiten nicht rechtzeitig erkannt werden. Das führt in der Bauphase immer wieder zu Verzögerungen.

Vor diesem Hintergrund erscheint der Einsatz von digitalen Hilfsmitteln wie einem CDE mit angeschlossenem BIM nur schlüssig. Eine verbesserte Kollaboration, maximale Transparenz sowie die Planbarkeit von etwaigen Konflikten zwischen einzelnen Gewerken reduzieren das Risiko bei Bauprojekten auf ein Minimum. Doch wie genau wird sich die Transformation gestalten? Hier kristallisieren sich vor allem fünf Trends heraus.

Mobile First: Digitale Technologien auf die Baustelle bringen

Was im Konsumentenbereich längst selbstverständlich geworden ist, stellt für die AECO-Industrie den wichtigsten Schritt dar. Spätestens im Jahr 2022 müssen Applikationen, die beispielsweise mit einem CDE verknüpft sind, auf der Baustelle ohne Einschränkungen über Mobilgeräte wie Tablets verwendbar sein. Mitarbeiter benötigen eine Software, in die sie bei einem Rundgang vor Ort die erhobenen Daten direkt eintragen und umgekehrt Informationen etwa zum Sollzustand eines Bauabschnitts jederzeit auslesen können. Dadurch gewinnen alle Projektbeteiligten nicht nur einen unmittelbaren Zugriff auf eine Single Source of Truth, auch Verzögerungen aufgrund des Transports und Austausches von traditionellen Bauplänen per Post entfallen – und damit die Gefahr, dass sie beschädigt werden oder verloren gehen.

Durchgängige Workflows etablieren und automatisieren

Bei einem Bauprojekt arbeitet eine Vielzahl von Unternehmen zusammen, die sehr unterschiedliche Software einsetzen. In der Praxis führt das dazu, dass sich heute ein großer Teil der Digitalisierung der AECO-Branche noch damit beschäftigt, Schnittstellen zwischen den einzelnen Lösungen zu schaffen, um einen grundlegenden Datenaustausch zu ermöglichen.

Dieser Schritt bildet jedoch nur den Anfang einer übergeordneten Entwicklung, die in den nächsten Jahren die Branche bewegt: Mittelfristig müssen nach dem Aufbau eines reibungslosen Datenaustauschs auch Workflows über alle Projektpartner hinweg etabliert und automatisiert werden. Dazu zählen zum Beispiel Genehmigungsverfahren, die verschiedene Stationen durchlaufen. Im ersten Schritt können die Prozesse digital abgewickelt werden, wobei eine Person automatisch benachrichtigt wird, sobald ihre Beteiligung benötigt wird. Am Ende steht jedoch das Ziel, eine Vielzahl der Vorgänge zu automatisieren – und so zu beschleunigen.

Daten auf der Baustelle erfassen und auswerten: Connected Jobsite

Bereits heute werden zahlreiche Daten von Sensoren auf der Baustelle erhoben – oft punktuell, in Datensilos oder analog. In den nächsten Jahren werden Bauunternehmer ihre Datenerhebung ausbauen und in Echtzeit zusammenführen, um einen höheren Mehrwert zu erzielen. Davon werden unter anderem Bereiche wie die Arbeitssicherheit auf der Baustelle profitieren, die in den aktuellen Bemühungen noch unterrepräsentiert sind. Sensoren in der Kleidung von Arbeitern können etwa dazu beitragen, Unfallhäufungen an bestimmten Orten und Gefährdungen der Gesundheit bei konkreten Aufgaben frühzeitig zu erkennen und die Ursachen zu beseitigen. Durch eine digitale Zusammenführung von Material­listen können wiederum Engpässe in der Lieferkette identifiziert werden, bevor die Arbeiten aufgrund fehlender Bauteile und Werkzeuge ins Stocken geraten.

Mit künstlicher Intelligenz die Datenflut bewältigen

In bestimmten Bereichen müssen für das Projekt immer wieder die gleichen Freigaben für hochgradig standardisierte Vorhaben eingeholt werden. Darunter fallen Ablaufrinnen, für die klare und eindeutige Freigabekriterien gelten. Die können mithilfe von maschinellem Lernen (ML) und künstlicher Intelligenz (KI) automatisiert erfasst und freigegeben werden. Auch generell stellt der Einsatz von ML und KI einen wesentlichen Faktor bei der digitalen Transformation dar. Um die Effizienz, Kostenkontrolle und Nachhaltigkeit von Bauprojekten zu optimieren, müssen eine Vielzahl an Daten erhoben und angereichert werden. Dafür genügt die menschliche Bearbeitung nicht mehr. Die Unternehmen werden deshalb zunehmend auf ML und KI zurückgreifen, um relevante Daten herauszufiltern und von ihnen zu profitieren.

Von der Planung bis zum Betrieb nachhaltig handeln

Das Thema Nachhaltigkeit zieht sich durch fast jeden Aspekt eines Bauprojekts. Bereits heute beginnen viele Bauträger damit, BIM für einen effizienteren Einsatz von Baumaterial und Wasser zu nutzen. In den nächsten Jahren werden Simulationen verschiedener Materialtypen dazukommen, um ihren ökologischen Abdruck zu überprüfen. Dabei wird der Betrieb des Bauobjekts ein zunehmend wichtigeres Thema. Ungefähr 80 Prozent der ökologischen Auswirkungen eines Bauprojekts entfallen auf die Nutzungsdauer des Gebäudes – verursacht durch klimatische Regulierung der Innenräume, Abwasser und eventuelle Sanierungen. Die Bauunternehmen müssen deshalb zum Beispiel über ein Common Data Environment valide und lückenlose Daten an den Objekteigentümer übergeben. Nur so können unerwünschte Effekte wie eine negative Auswirkung auf die Umwelt durch falsch durchgeführte Reparaturen oder mangelndes Wissen über die Bausubstanz verhindert werden.

Fazit

Daten und ihre effektive Nutzung ziehen sich durch alle Bereiche der Digitalisierung, aber gerade die AECO-Branche in Deutschland hat noch einen weiten Weg vor sich. Dennoch befinden sich viele Entwicklungen bereits in einem fortgeschrittenen Stadium und immer mehr Asset-Owner, Bauunternehmen und Architekten erkennen die Relevanz von CDE- und BIM-Technologien. Deshalb können wir damit rechnen, dass der Einsatzbereich dieser Tools in den nächsten Jahren ausgeweitet wird, um Bauvorhaben effizienter, reibungsloser und nachhaltiger umzusetzen.

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