Gekrümmt wie eine Echse
Strandbad Seeburg

Das Architekturbüro GKS Architekten + Partner AG aus Luzern gewann den Wettbewerb für einen Ersatzneubau des Strandbades von Küsnacht am Rigi. Letztes Jahr, gerade richtig zur Eröffnung der Badesaison, wurde das neue hölzerne Seebad fertiggestellt. Die Bauzeit dauerte von September 2009 bis Mai 2010. Das ca. 4 Mio. € Projekt wahrt durch eine eigenständige Formensprache seine Identität gegenüber dem umliegenden Siedlungsraum.

Der neue Entwurf basiert maßgeblich auf dem vorhandenen wundervollen Baumbestand. Uralte Eichen prägen das natürlich gewachsene Gelände. Kein Baum wurde gefällt, im Gegenteil, man forstete auf, mit Birken sowie Erlen und beim Parkplatz mit Hopfenbuchen. Da das Gebäude direkt am Wasser und damit im Überschwemmungsgebiet liegt, erwies es sich als sinnvoll unter den Rasen Drainageleitungen zu verlegen. Für den Landschaftsplaner Reto Abegg Mitarbeiter der schweizerischen Metron AG war es ein aufregendes Projekt. „ Es ist schön, die Landschaft einer Badeanstalt direkt am See in traumhafter Umgebung gestalten und planen zu dürfen. Solche Aufträge gibt es selten. Leider wurde auch hier strikt gespart.“

Krümmung, Kippung und Abschottung

Die GKS-Architekten wollten ein zeitgemäßes Strandbad bauen. Dafür ließen sie das alte Badehaus aus den 60er Jahren abreißen, damit wurde Platz geschaffen für ihren neuen Entwurf. Der durch die Lage bestimmte Holzneubau erinnert zum einen an ortstypische Wirtschaftsgebäude aus Holz und zum anderen an traditionelle Pavillonbauten. Das mehrfach geknickte Bauvolumen schlängelt sich zwischen den Bäumen. Als organische Abwicklung wächst der Baukörper kontinuierlich von einer flachen Dachlandschaft zu einem zweigeschossigen Gebäude an. Die Aussicht der dahinterliegenden Wohnhäuser wird dadurch nicht eingeschränkt. Hingegen grenzt der Bau das Seebad zum Siedlungsraum ab. Auffallend am Bau sind seine eigenartige Krümmung, die Kippung sowie die Abschottung zum Parkplatz und den angrenzenden Wohnhäusern. Die Isometrie erinnert an eine in der Sonne liegende Echse. Das gesamte Konzept spiegelt eine architektonische Grundhaltung, die ökonomische und ökologische Gegebenheiten in Einklang bringt und gleichzeitig den Anspruch erhebt, zeitgerecht, menschengerecht und nachhaltig zu bauen.

Änderung im Verlauf der Planungsphase

Die Architekten konnten den Entwurf und die architektonischen Ziele fast 1:1 umsetzen bis auf eine etwas größere Änderung: Das ursprünglich geplante beheizte Schwimmbecken entfiel!„Natürlich reflektieren wir im Verlauf der Planungsphase unserer Arbeit immer wieder kritisch den Bezug zur ursprünglichen Absicht. Solche Interventionen sind Bestandteil unserer prozesshaften Arbeitsweise und führen zu einem laufenden Lernprozess. Das Gebäude des Strandbads Seeburg basiert auf dem Siegerprojekt „Avalan“ und besteht aus vier Teilbereichen:

– Bootshalle Ruderclub

– Restaurant

– Duschen und WC-Anlagen

– Kabinen und Garderobe

Die geknickte Abwicklung des Gebäudes teilt die Landschaft beidseitig in einladende Umgebungskammern. Die V-förmigen Fassadenstützen und die geneigten Pultdächer komplettieren das ungewöhnliche Erscheinungsbild des Seebades.

Skelett einer Echse

Seit diesem Projekt in Küsnacht richtet das Büro sein Interesse an Materialien verstärkt in Richtung Holz. Holz als nachhaltiger Baustoff drängt sich geradezu auf, da es auch in der Schweiz viel Holz gibt, das nachwächst und genutzt werden soll. Insbesondere beschäftigen GKS-Architekten den Paradigmenwechsel vom reinen Holzbau hin zu hybriden Konstruktionen. Ihre Partner beim Bau des Seebades waren Jung Pirmin Ingenieure für Holzbau AG in Rain bei Luzern.

Dieses Ingenieurbüro hat sich auf das Planen und Bauen mit Holz spezialisiert. „Wir richten unser Augenmerk auf die Konstruktion, Konzept, Dauerhaftigkeit, Qualitätssicherung und Kostenoptimierung. Unabhängig von Produkten und Produzenten suchen wir für jedes Bauprojekt die geeignete Konstruktionsform“, meint Jung Pirmin.

Konstruktive Ausrichtung

Beim Seebad wurde das Primärtragwerk mit Unterzügen aus Brettschichtholz und V-Stützen erstellt. Die Außenwand besteht aus Glasfaserplatten, Holzlattung, Mitteldichtfaserplatten, Dämmung, Dampfsperre und Grobspanplatten. Das Dach besitzt eine Balkenlage mit obenliegenden Holzwerkstoffplatten, darauf kommen die Dampfsperre und Wärmedämmung, dann die wasserführende Schicht und das Substrat. Der Dachrand ist mit Kupfer abgeschlossen. Die Fassade besteht aus Fichten-Brettschichtholz aus der Gegend. Die tragenden
V-Stützen sind sichtbar in die Fassade integriert.

Lore Kelly, Zürich

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