Heftpaten SCOPE Architekten, Stuttgart:„Die Arbeitswelt von morgen gleicht dem urbanen Raum“
Den Großteil unserer Zeit verbringen wir am Arbeitsplatz. Auch wird über kaum ein anderes Thema so kontrovers diskutiert wie über unsere Arbeitskultur. Das Arbeiten unterliegt heute mehr denn je veränderten Strukturen und einem permanenten Wandlungsprozess: Karrierewege ändern sich, das Management- und Führungsverständnis durchlebt einen Wandel, Hierarchien werden abgebaut, Erwerbsformen werden mobiler und flexibler und innovative Formen der Zusammenarbeit entstehen.
Viele Unternehmen werden durch diese Wandlung zu Umstrukturierungen angeregt und die traditionellen Arbeitskonzepte verschwinden immer mehr. Der Arbeitsplatz nimmt durch diesen Transformationsprozess einen anderen Stellenwert ein und muss vielseitige Lösungen für immer komplexere Aufgaben bieten. Das
Arbeiten wird von Raum und Zeit entkoppelt und gewinnt an Gemeinschaftsbildung und persönlicher Begegnung – es wird ein Ort der Kollaboration und des direkten Wissenstransfers.
Nicht nur die Leistungsfähigkeit und das Wohlbefinden werden von der Arbeitsumgebung beeinflusst, sondern zusätzlich besteht auch ein Zusammenhang zwischen der Innovationskraft eines Unternehmens und dem Maß räumlicher Nähe und persönlicher Zusammenarbeit. Diese Innovationskraft ist umso größer, je mehr die Arbeitsplatzgestaltung der Unternehmenskultur, dem Tätigkeitsschwerpunkt des Unternehmens und dem Selbstverständnis der jeweiligen Mitarbeiter entspricht. Einen entscheidenden Beitrag zum Erfolg eines Unternehmens können Arbeitgeber daher mit der Gestaltung des Arbeitsumfeldes – der „Arbeitswelt“– leisten. Doch wie sieht diese Arbeitswelt aus in Zeiten einer vernetzten und digitalisierten Wirtschaft?
Die Lösung scheint in einem ausgewogenen Mix diverser Raumkonzepte zu liegen, welche die unterschiedlichen Arbeitssituationen fördern: Raumzonen, die verschiedene Arbeitsstile wie das konzentrierte Arbeiten und den kommunikativen Austausch unterstützen, aber auch genügend Freiraum für das persönliche Netzwerken bieten. Die Räume einer solch individualisierten Arbeitswelt sollten vielfältig nutzbar sein, damit auch Teams unterschiedlicher Größe sich dort zusammenfinden und miteinander arbeiten können. Oftmals wird dies durch einen offenen Grundriss und eine flexible Einrichtung erreicht, welche ein solch hohes Maß an Variabilität und Agilität bieten. Starre Strukturen werden damit komplett aufgelöst und es gelingt, dem konzentrierten wie auch teambasierten Arbeiten neuen Ausdruck zu verleihen.
Viele Studien zeigen, dass die räumliche Zonierung in Kombination mit unterschiedlichen Einheiten, sowohl für Teams wie auch Einzelpersonen, sowie eine zonenspezifische Farbgebung, Klimatisierung und Beleuchtung die unterschiedlichen Formen der Arbeit fördert.
Eine gute Arbeitswelt sollte aus einer Vielfalt an Nutzungsmöglichkeiten und Atmosphären bestehen, ähnlich dem urbanen Raum. Der Mitarbeiter hat dann die Wahl, in welcher Arbeitsumgebung er seine Aufgabe am besten erledigen kann. Das „urbane Arbeiten“ definiert also die Arbeitswelt von morgen: Eine Studie der Universität St. Gallen zeigt, dass sich der Arbeitsort zukünftig verstärkt im öffentlichen Raum ausbreiten wird. Das physische Büro wird dann hauptsächlich als Anlaufstelle zum Netzwerken genutzt werden. Es gewinnt an sozialer Qualität und wird Teil eines Lebensstils.
Keine Frage: Moderne Arbeitswelten sind eine Herausforderung – sowohl für den Bauherrn, den Nutzer als auch den Architekten. Das neue Verständnis schafft aber auch neue Chancen.
Die Architekten
Oliver Kettenhofen ist geschäftsführender Partner bei SCOPE. Er ist ausgebildeter Schreiner, danach studierte er Architektur in Kaiserslautern und der Universidade Técnica de Lisboa (Portugal).
Mike Herud studierte nach seiner Ausbildung als Zimmermann Architektur in Kaiserslautern und gründete nach seiner Mitarbeiter bei UNstudios und Prof. Wolfgang Kergaßner mit Oliver Kettenhofen zusammen SCOPE.
SCOPE Architekten wurde als interdisziplinäres Büro für Architektur, Innenarchitektur und Design gegründet. Der inhaltliche Schwerpunkt liegt im Bereich der „Corporate Architecture“.