Heinrich Tessenow Medaille 2013

Er besitzt kein Auto, keine Armbanduhr oder ein Handy. In seiner Bibliothek finden sich mehr Bücher über Dichtung als über Architektur, und in seinem Studio arbeiten lediglich fünf Mitarbeiter. Und er, der spanische Architekt Alberto Campo Baeza, behauptet von sich, ein glücklicher Mensch zu sein.

Ob das alles nun wahr ist oder nur in Teilen, glücklich ist der 1946 in Valladolid geborene Campo Baeza aktuell ganz sicher auch über seine Auszeichnung mit der Tessenow Medaille 2013, die ihm im Rahmen eines öffentlichen Festaktes am 30. Januar 2013 übergeben wurde. Alberto Campo Baeza arbeitete nach dem Abschluss des Studiums an der ETSAM in Madrid bei Prof. Alejandro de la Sota zuerst mit Julio Cano Lasso, bevor er in Madrid sein eigenes Architekturbüro gründete, in dem er bis heute tätig ist. Seit mehr als 25 Jahren ist der Spanier an der ETSAM als Professor in der Forschung und Lehre tätig und war Gastprofessor an fast allen wichtigen Hochschulen der westlichen Welt.

Alberto Campo Baeza gehört zu den Protagonisten der zeitgenössischen Architekturdebatten in Spanien und im internationalen Kontext. Seit fast drei Jahrzehnten verfolgt er unablässig das Ziel, das historische Erbe der architektonischen Disziplin zu bewahren, weiter zu entwickeln und mit den Themen der Gegenwart zu synthetisieren. Durch seine minimalistische Haltung und seine puristische, architektonische Sprache ist es ihm gelungen, eine ausgeprägte ästhetische Radikalität mit der Poesie des Ortes zu verbinden.

Seine Bauten wurden in Spanien und in der ganzen Welt realisiert. Unter seinen Wohn­bauten sind die Casa Turégano, die Casa de Blas sowie die Casa Gaspar, die Casa Asencio, die Casa Guerrero und das jüngst realisierte Olnick Spanu House bei New York die bekanntesten. Weitere herausragende Gebäude sind das Zentrum BIT, die Caja de Granada und das Museo de la Memoria de Andalucía.

Alberto Campo Baeza erhält die Heinrich-Tessenow-Medaille 2013 für ein Werk, das von großem intellektuellen Engagement und herausragender gestalterischer Qualität geprägt ist. Seine minimalistischen, häufig radikalen Arbeiten sind Ausdruck seiner beständigen Suche nach der Essenz und der zentralen Bedeutung der architektonischen, universalistischen Form.

Frühere Preisträger waren u. a. Kay Fisker, Hans Döllgast, Giorgio Grassi, Juan Navarro Baldeweg, Peter Zumthor, Sverre Fehn, David Chipperfield, Eduardo Souto de Moura, Miroslav Šìk, Sergison Bates und zuletzt Richard Sennett.

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