Helmut Striffler (1927–2015)

Helmut Striffler, der als Professor für Entwerfen und Gebäudekunde an der TU Hannover (1969–1974) und der TH Darmstadt (1974–1992) lehrte, ist den Meisten als gradliniger Lehrer wie als Kirchenbauer bekannt. Letzteres tut ihm sicherlich Unrecht, denn seine
Arbeit umfasst auch Wohnhäuser und Kulturbauten, Ärzte- und Geldhäuser, Häuser für Begegnung und Gespräch. Aber tatsächlich wird der in Ludwigshafen geborene Mannheimer Architekt vor allem durch seine Sakralbauten in Erinnerung bleiben, denn in kaum einem anderen Gebäudetyp kann so intensiv, fast schon in konstruktiver Weise mit Tageslicht gearbeitet werden.

Zu seinen bekanntesten Bauten gehören die Trinitatiskirche in Mannheim (1959), das Landgericht Mannheim (1970), die Landeszentralbank Ludwigshafen (1977), die Kulturhalle Remchingen (1990) und ganz sicher die Evangelische Versöhnungskirche auf dem Gelände des Konzentrationslagers Dachau (1976).

Helmut Striffler, der bis zuletzt mit seinem Sohn Johannes das Büro Striffler+Striffler in Mannheim lenkte, verstand Architektur als baukünstlerische Aufgabe. Sein Verzicht auf Nebensächliches, was für die Entwicklung des passenden Details die notwendige Zeit bereitstellte, erscheint in unserer durch Bauauflagen verkomplizierten Zeit fast schon nostalgisch. Mit Bezugnahme auf St. Trinitatis in Mannheim schrieb er: „Alles Material tritt unverkleidet in seiner natürlichen Beschaffenheit auf. Die lapidaren Gegensätze von Stein, Glas, Holz und Metall beherrschen den Bau und geben ihm archaische Würde. Kleinliche Zutat fehlt gänzlich. Das mag uns helfen, aus der künstlichen Atmosphäre des Alltags herauszutreten.“ Für die Kirche gab es Abrisspläne, derzeit wird sie für Veranstaltungen zur Miete angeboten.

Genau einen Tag nach seinem 88. Geburtstag verstarb am 2. Februar 2015 Helmut Striffler in Mannheim und mit ihm einer der großen deutschen Architekten der Nachkriegszeit. Be. K.

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