Herzog & de Meuron gewinnt in China
Ende 2019 kam die Meldung aus Basel: Herzog & de Meuron hat den Wettbewerb für einen neuen Museumskomplex am Flussufer des Grand Canal in Hang-zhou gewonnen. Die Jury, so der Pressetext, entschied sich einstimmig für den Entwurf des Basler Büros, das sich u. a. gegen Zaha Hadid Architects und David Chipperfield Architects durchsetzen konnte.
Vier Visuals werden den Redaktionen geboten; vier Visuals, die das Konzept des Entwurfs allerdings nicht verständlich machen. Wie auch der Text der Presseaussendung sich auf „Bedeutung für“ und „konzeptionell“ und tatsächlich „das Funkeln des plätschernden Wassers“ beschränkt.
Wir haben uns die Mühe gemacht, im Netz nach mehr Informationen zu suchen, wir haben sie gefunden. Der Entwurf, der ca. 50 000 m² Ausstellungsfläche auf nur zwei Ebenen zur Verfügung stellt, ist in eben diesen Ausstellungsteil und einen „großen, bergförmigen Konferenz- und Hotelkomplex“ in seinem Zentrum aufgeteilt. Während der zweigeschossige Ausstellungsteil – ein langgestreckter, flacher Quader, der innen in Form eines ebenfalls überlängten Ovals aufgeschnitten ist und damit Platz für den im Grundriss ebenfalls ovalen Berg macht – 12 m über dem Boden schwebt, steht der Berg mitten darin; im Gegensatz zu einem echten Berg ist dieser hier allerdings komplett durchfenstert.
Wie der Ausstellungsring in der Luft gehalten werden soll – die Visuals zeigen ein paar schlanke, offensichtlich überforderte Stützen – bleibt offen. Auch bleibt im Verborgenen, was auf dieser mallgroßen Fläche gezeigt werden soll. Denn für das Museum, „das die Geschichte des Kaiserkanals erzählt: den Bau, seine Rolle für die Landwirtschaft der östlichen Ebene Chinas, seine Bedeutung als Kommunikationsweg während der Zeit des Kaiserreichs und seine kulturelle Ausstrahlung bis heute“ erscheint die Fläche, die knapp zehn Mal größer ist als die des Frankfurter Städels, sehr großzügig bemessen.
Was wir auch nicht erfahren ist, was jetzt noch auf dem Bauplatz am Wasser inmitten großmaßstäblicher Wohnbebauung steht. Ältere Häuser? Ein Park? Industriereste? Am Ende der Pressemitteilung kommt dann noch dieser Satz: „Der Baubeginn soll Ende des nächsten Jahres (also Ende 2020) erfolgen, die Fertigstellung ist für Ende 2023 geplant.“ Das sind sportlich chinesische Verhältnisse. Wir sind gespannt! Be. K.