Menschen: Dirk Lohan, Pierre de Meuron und Jacques Herzog
Auf die tatsächlich dumme Frage, wo man ihn denn in den kommenden Tagen noch erreichen könne, antwortete Dirk Lohan mit einem Fragezeichen in den Augen: „In Chicago!?“ Das hätte der Fragende natürlich wissen müssen, der Enkel Ludwig Mies van der Rohes hatte vor Jahr und Tag mit zwei Partnern das Büro von Mies in Chicago übernommen und führt es bis heute mit wechselndem Team fort.
Der am 16. März 2018 seinen achtzigsten Geburtstag feiernde Lohan war ein paar Tage in Berlin, wo er 1938 (in Rathenow) geboren wurde. Hier berät er das Team der Sanierer Chipperfield Architects mit dem BBR, die sich gerade an der Neuen Nationalgalerie abarbeiten, deren Architekt sein Großvater, deren Bauleiter er selbst war.
Auf die möglicherweise weniger dumme Frage, was denn das Wichtigste sei, um das er sich in Berlin kümmern müsse, antwortete er, dass man sich vor allem darum kümmern müsse, dass jeder einzelne Bauarbeiter hier verstehe, auf welcher Baustelle er sei. Denn das, was durch Unwissen bei der täglichen Arbeit verloren gehen könne, könne gerettet werden durch eine grundsätzliche Sensibilisierung aller Beteiligten. Also vor allem bei denjenigen, die hier mit schwerem Gerät bei niedrigem Lohn arbeiten.
Vom sanierten Dach aus konnte man den Blick schweifen lassen bis zu den Hochhäusern am Potsdamer Platz. Dass das in nächs-ter Zukunft so freisichtig nicht mehr möglich sein wird dafür ist der Neubau des „Museum des 20. Jahrhundert“ verantwortlich, für dessen Realisierung Herzog & de Meuron den Wettbewerb gewannen. Und viel Schelte aushalten mussten: zu großmaßstäblich, zu sehr Einkaufshaus, zu wenig respektvoll.
So mussten Pierre de Meuron und Jacques Herzog am 15. November wieder einmal anreisen und in der ausverkauften Akademie der Künste am Hanseatenweg ihren Entwurf verteidigen. Moderiert von Matthias Sauerbruch und Wilfried Wang überraschte am Ende des Abends, dass es so wenig über ihn zu berichten gibt. Die kleinen Veränderungen des Entwurfs werden die erste große Absicht nicht korrigieren. Aber wer das gehofft hatte, hat möglicherweise auch in Kauf genommen, dass dieser wichtige erste Schritt zur Belebung (Fertigstellung?) des völlig vernachlässigten Kulturforums wieder einmal verschoben wäre; dann vielleicht für immer?! Be. K.