Höchst überzeugende Nachverdichtung
Eine umfassende energetische Sanierung ergänzt durch eine ungewöhnliche Aufstockung hat der verantwortliche Architekt und Mit-Bauherr Professor Klaus Klever in der Heinrichsallee in Aachen realisiert.
Vom energetischen Problemfall zum Prachtstück
Das hier aufgebaute Dachgeschoss bietet nach der Sanierung auf einer Gesamtfläche von 220 Quadratmetern über zwei Ebenen neuen Wohnraum. Die Wohnung mit offenem Grundriss wird strukturiert durch zwei große Lichthöfe und mehrere Terrassen – ergänzt durch viele Fenster und interessante Holzbau-Details. Bei dem Umbau hat man den baufälligen Dachstuhl ersetzt und den Altbestand nachhaltig und anspruchsvoll mit einem zweigeschossigen Holzaufbau aufgestockt. Die Holzkonstruktion wurde um 6 cm gegenüber der Außenkante des vorhandenen Mauerwerks nach innen versetzt. Als Isolierung dient eine überputzbare Dämmung aus Holzweichfaserplatten, die auf die Brettsperrholzelemente aufgebracht wurde. Hierdurch war die Möglichkeit gegeben, Toleranzen im Mauerwerk durch eine Ausgleichsspachtelung zu beseitigen. Auf die erste Dämmebene hat man eine zweite Dämmung aus 24 cm starken Mineralfaserlamellen mit stehender Faser aufgebracht. Auch das Bestandsgebäude wurde durchgängig gedämmt – ebenfalls mit 24 cm Mineralfaserdämmung - mit einer Ausnahme im Schaufenster-Bereich der Front.
Bei den Fenstern im Bestand hat man die ursprüngliche Sprossenteilung entsprechend ihren alten Proportionen in vollem Umfang beibehalten (Meranti Uw 1,40 W/m²K) und damit die Architektursprache der frühen 50er Jahre erhalten. In der Aufstockung setzte man großformatige Glaselemente als Pfosten/Riegelkonstruktion in Eiche Leimholz (Uw 0,62-0,77 W/m²) ein.
Ein Pelletkessel, der die Grundlast abdeckt, liefert Heizwärme und versorgt Bestand und Aufstockung zentral mit Warmwasser. Der vorhandene Gas-Brennwertkessel schaltet sich bei Spitzenlast dazu. Diese Heizung wird zudem unterstützt durch eine thermische Solaranlage. Zusätzlich wurden bei der Aufstockung und in einigen Bereichen des Bestandes im zweiten Obergeschoss hocheffektive Konvektoren mit geringem Wasserinhalt eingebaut. Das Bauwerk wurde nun zum KfW 55 Haus mit einem Primärenergiebedarf von 29 kWh/m²a. Das entspricht gegenüber dem Zustand vor der Sanierung mit einem Heizwärmebedarf von 124 kWh/m²a ohne Warmwasserbereitung, einer Verringerung um deutlich mehr als 70 %.
Das Haus in Aachen ist jetzt, sechzig Jahre nach seiner Errichtung, ein Musterbeispiel an Energieeffizienz und durch die bemerkenswerte Aufstockung auch optisch ein besonderer Gewinn für die Heinrichsallee. Das Projekt wurde mit einer Anerkennung durch den Deutschen Holzbaupreis 2015 ausgezeichnet.
Der Architekt
Klaus Klever hat an der RWTH Aachen und Sommerakademie Salzburg (Prof. Bakema) Architektur studiert. Er hat langjährige Erfahrung in allen Planungs- und Bauphasen und herausragende Kompetenzen in der Altbauerneuerung. Von 1991 bis 2009 war er Professor an der Hochschule Trier in den Fachbereichen Gestaltung Lehrgebiete Baukonstruktion, Entwerfen und nachhaltiges Bauen. Er ist Mitglied im Gründerkreis der Bundesstiftung Baukultur und Vorsitzender des Bundes Deutscher Architekten BDA in Aachen.