Hotel Breitenburg, Breitenburg
Ein Hotel auf dem Land, aber im Einzugsgebiet Hamburgs gelegen, muss den Gästen schon einiges bieten. Das 4-Sterne Hotel Breitenburg, nahe dem Golfplatz gelegen und mit Blick in die Natur, kann mit hochwertigen Gästezimmern, einem sehr guten Service und besonderen lichtplanerischen Highlights punkten.
„Wir haben uns super verstanden im ganzen Team“, so fasst die Innenarchitektin Sandra Schuster die Zusammenarbeit mit den anderen PlanerInnen zusammen. Und vielleicht kann man sagen, dass dies den neu entstandenen Räumen des Hotels Breitenburg anzumerken ist.
Der Ort Breitenburg liegt ca. 4 km südlich von Itzehoe. Die Bauherrn Tim Snoek und Moritz Graf zu Rantzau sowie ihr Freund und Geschäftsführer Sven Sausmikat haben den 100 Jahre alten ehemaligen Kuhstall um einen Neubau ergänzt und aus dem Komplex ein luxuriöses 4-Sterne Hotel mit insgesamt 80 Gästezimmern gemacht. „Wir haben nur noch die Außenmauern des alten Stalls stehen gelassen und innen alles komplett neu geplant und entsprechend der neuen Nutzung ausgebaut und gedämmt,“ so Architekt Mike Barth vom Büro Lorenzen aus Flensburg. Hier befinden sich die Lobby, ein Restaurant, zehn Maisonette-Gästezimmer sowie verschiedene Veranstaltungsräume. Der Neubau, direkt am Breitenburger Kanal gelegen, beherbergt 70 Gästezimmer sowie einen ausgedehnten Spa- und Wellnessbereich.
Lobby und Restaurant
Beeindruckend liegt der Altbau, der dem nahegelegenen Schloss Breitenburg früher als Kornspeicher und Stallung diente, vor dem Besucher, wenn er auf das Gelände einbiegt. Den breit gelagerten Klinkerbau betritt der Gast über die Lobby, wo ein Kamin aus alten Klinkern zentrales Element ist. Der Empfangstresen befindet sich seitlich vom Eingang vor dem Backoffice. Die Allgemeinbeleuchtung wird hier, wie auch im gesamten Hotel, durch gut entblendete Einbaudownlights geleistet. Pendelleuchten akzentuieren die Sitzgruppen vor dem Kamin. Im Restaurant mit hellen Eichenböden, verklinkerten Wänden und dunklen Decken setzen Pendelleuchten Akzente über dem Tresen.
Ein besonderes Highlight befindet sich unter der Decke des Gastraums. Hier entwickelten die LichtplanerInnen in Abstimmung mit dem Architekten und der Innenarchitektin eine zarte Lichtinstallation bestehend aus goldfarben reflektierenden gefalteten Aluminiumflächen.
Stefanie Anten: „Unsere ersten Entwürfe erinnerten zu sehr an Vögel, sodass wir immer mehr abstrahierten und schließlich über verschiedene Faltungen und Materialien zu dieser Form gelangten, die man mit Natur oder Blättern assoziieren kann.“ Diese unter der Decke schwebenden Blätter reflektieren das Licht aus Einbaudownlights und wenn dazu die Lüftung für eine leichte Bewegung sorgt, dann ergeben sich dezente Lichtreflexe im Raum.
Ein Teil der Leuchten sind mit einer Warmdimmtechnologie ausgestattet, das bedeutet, dass sie sich von einem warmen bis hin zu einem sehr warmen Licht dimmen lassen (ähnlich der Glühlampe). Die Farbtemperatur verändert sich dann von 2 700 bis 1 800 K unter Beibehaltung eines hohen Farbwiedergabeindexes, sodass die Farbechtheit von Materialfarben erhalten bleibt. Hierauf legten die LichtplanerInnen großen Wert.
Das Büro ANDRES + PARTNER kam erst im Sommer 2020 über Vitzum Projektmanagement in das Planungsteam. Lichttechnische Beratungen und Vorschläge führten schließlich zur Zusammenarbeit.
Der große Saal
DAS Highlight in dem Projekt befindet sich im Altbau unter dem Dach: Es ist der große Veranstaltungssaal. „Noch in der Bauphase,“ so berichtet Innenarchitektin Schuster, „als die Leuchten schon hingen, alles andere aber hier noch Baustelle war, waren Hochzeitspaare so von dem Raum beeindruckt, dass sie hier feiern wollten.“ Aber nicht nur Hochzeitsfeiern werden hier stattfinden. Das Spektrum der Nutzungen geht von der Tagung über Seminare bis zu Workshops. Die Beleuchtung kann die daraus entstehenden Anforderungen erfüllen, tageslichthelles Licht für Tagungen genauso wie eine glühend warmweiße Beleuchtung für emotionalere Anlässe.
Dass hinter der beeindruckenden Beleuchtung aus 408 abgependelten Leuchten mit je 6 W Leistung auch eine ebenso beeindruckende Planungs- und Ausführungsleistung steckt, ahnt man bei der Leichtigkeit des Erscheinungsbilds nicht. Nachdem in Abstimmung mit den Bauherrn und der Innenarchitektin die Leuchten entwickelt und produziert wurden (auch hier mit dem Chip für Warm Dimming) ging es an den Aufbau vor Ort. Dazu Peter Andres und Stefanie Anten: „Wir brauchten für jeweils sechs Leuchten ein Vorschaltgerät, das an den Rand zu den Revisionsklappen in den Außenwänden platziert wurde. Wir mussten vorher genau planen, wo jede Leuchte platziert ist, welche Verbindungsleitungslängen benötigt werden und mit welcher Kabellänge die jeweilige Leuchte abgehängt werden soll.
Jedes Kabel erhielt eine Nummer, so dass der Elektriker wusste, wo es durch die Deckenverkleidung gefädelt werden sollte. Das Endergebnis all dieser Arbeiten war erst zu sehen, als das Gerüst entfernt und die Kabel entrollt wurden. Ein sehr spannender Moment.“ Vorbild für die Leuchten war das Bild der Kerze, die von einem Faden von der Decke hängt – die PlanerInnen stellten sich einen Kerzenhimmel vor – wobei die Assoziation zu Harry Potters Speisesaalbeleuchtung nahelag. Die eigens für den großen Saal entwickelten Leuchten bestehen aus einem Metallzylinder (für Kühlkörper und Reflektor), in den ein Acrylstab integriert ist, der direktes Licht nach unten abgibt und sich bei höheren Intensitäten auch seitlich aufhellt. Zwischen den 408 Leuchten hängen zusätzlich acht baugleiche Sicherheitsleuchten mit einem eigenen Stromkreis. Alle Leuchten erzeugen bei voller Leistung mehr als 500 Lux. In den beiden angrenzenden Salons ist das Prinzip der Leuchten in die Waagerechte gedreht.
Gästezimmer
Die Gästezimmer im Hotel sind alle sehr ähnlich hochwertig ausgestattet und räumlich großzügig bemessen. Hier wie im gesamten Hotel gilt der Anspruch der Hausherren: natürliche hochwertige Materialien einzusetzen und diese sorgfältig detailliert zu verarbeiten. Die Beleuchtung ist bis auf eine dekorative Stehleuchte deckenintegriert und hellt die Wände auf.
Die Technik
„Der Energiebedarf von Hotelanlagen ist hoch. Klar hervorzuheben dabei ist vor allem der Bedarf an elektrischer Energie, daher wurde bei dem Projekt vom Klimagerät bis zum Leuchtmittel viel Wert auf effiziente Verbraucher und ein hohes Maß an Energierückgewinnung bei Umwandlungsprozessen gelegt. Die Wärmeversorgung des Hotels wird durch ein Blockheizkraftwerk (Erdgas) vorgenommen, das mit dem Wärmetauscher für die Klimaanlage im denkmalgeschützten, ehemaligen Silo untergebracht ist. Die Abwärme der Wärmetauschanlage wird hier für die Stromgewinnung genutzt. Das Blockheizkraftwerk wurde so ausgelegt, dass sukzessive auch die Gesamtliegenschaft des Gutshofs versorgt werden kann. Durch das Anlegen eines Nahwärmenetzes wurde dafür die Grundlage geschaffen. Photovoltaik auf dem flachen Gründach des Neubaus ergänzt die Eigenproduktion von Strom. Weitere entstehende Strombedarfe werden aus dem öffentlichen Netz bezogen.
Das Hotel hat seinen Betrieb seit den 1. November 2021 aufgenommen. Spa und Wellnessbereich sowie die Außenanlagen werden in den nächsten Monaten fertiggestellt sein. Hier wie schon im gesamten Komplex sind hochwertige Materialien und eine flexibel einsetzbare Beleuchtung wirkungsvoll kombiniert.
BBe
Baudaten
Objekt: Hotel Breitenburg Restaurant Spa
Standort: Gut Osterholz 1, 25524 Breitenburg
Typologie: Hotel
Bauherren und Nutzer: Hotel Breitenburg Grundstücks GmbH & Co.KG, Moritz Graf zu Rantzau, Tim Snoek, Nils Möller, Sven Sausmikat
Architektur: Architekturbüro Lorenzen Freischaffende Architekten BDA, Flensburg, Dipl.-Ing. (FH) Architekt Mike Barth www.arch-lorenzen.de
Mitarbeiter: Arndt Scherdin, Jan Lassen
Projektsteuerung, Projektmanagement, Bauherrenvertretung: VITZTHUM Projektmanagement GmbH, Hamburg, www.vitzthum.eu
Generalunternehmung, Bauleitung: apoprojekt GmbH, Hamburg, www.apoprojekt.de
Bauzeit: 2017– 2022
Fachplanung
Lichtplanung: ANDRES + PARTNER, Partnerschaft mbB für Lichtplanung, Beratende Ingenieure, Architektin, Innenarchitektinnen, Hamburg, www.andres-lichtplanung.de
MitarbeiterInnen: Prof. Peter Andres, Stefanie Anten, Jule Sophie Leu
Tragwerksplanung: FBB FLÜGGE-BOGDAHN BAUINGENIEURE, Flensburg, www.fbb-fluegge-bogdahn.de; FRICK + PETERSEN GmbH & Co. KG, Flensburg,
www.vius.de
TGA-Planung, HLS: INGENIEURBÜRO PAHL UND JACOBSEN, Heide, Rendsburg, Sylt, www.puj.info
TGA-Planung, Elektrotechnik: technic design Planungsbüro für Elektrotechnik, Rendsburg,
www.technic-design.com
Innenarchitektur: HINSCHE Gastrowelt GmbH, Hamburg, www.hinsche-gastrowelt.de
Akustikplanung: ALN AKUSTIK LABOR NORD GMBH, Lübeck, www.aln-akustik.de
Brandschutzplanung: BOROWSKI + PARTNER mbB, Beratende Ingenieure für Bauwesen VBI, Eckernförde, www.borowski-partner.de
Projektdaten
Grundstücksgröße: 31 261 m²
Nutzfläche gesamt: 8 405 m²
Nutzfläche: 6 685 m²
Technikfläche: 294 m²
Verkehrsfläche: 1 426 m²
Brutto-Rauminhalt: 37 046 m³
Energiekonzept
Dach Neubau: massive Dachdecke aus Beton als gedämmtes Flachdach (Gründach)
Dach Altbau: Satteldach
Außenwand Neubau: Beton, Wärmedämmung, Verblendstein oder Fensterfassade aus pfosten-Riegel-Konstruktion (Alu)
Außenwand Altbau: Bestandsmauerwerk, Innendämmung mit Putz oder Innendämmung mit Verblendstein
Fenster: Aluminiumfenster
Hersteller
Dachziegel Altbau: Dachziegelwerke Nelskamp GmbH, www.nelskamp.de
Flachdach Neubau/ Substrat und Begrünung: Optigrün International AG, ww.optigruen.de
Dämmung Außenwände Altbau: Xella Deutschland GmbH, www.xella.com
Ziegel Innenseite Außenwände: Schlagmann Poroton GmbH & Co.KG, www.schlagmann.de
Fenster Altbau: Schüco International KG,
www.schueco.com
Holzfenster (Winterfügel) Altbau: Wilhelm GmbH, www.wilhelm-fenster-tueren.de
Pfosten-Riegel-Fassade und Einzelelemente Neubau: Schüco International KG, www.schueco.com
Sonnenschutz Holzlamellen: Landhaus-Bau Glinstedt GmbH, www.landhaus-bau.de
Allgemeinbeleuchtung Innen und Außen: iGuzzini illuminazione S.p.A., www.iguzzini.com
„Blätter“ im Restaurant: Simon Leuchten,
www.simon-leuchten.de
Leuchten Veranstaltungsräume, Pendelleuchten Bad: Interferenz Lichtsysteme GmbH,
www.interferenz.de
Dekorative Leuchten: VIBIA, www.vibia.com; Foscarini S.p.A., www.foscarini.com; Tobias Grau GmbH, www.tobias-grau.com; Luceplan, www.luceplan.com; GUBI, www.gubi.com
Stehleuchten Ruheraum: Flos S.p.A., www.flos.com; Artemide S.p.A., www.artemide.com
Strahler Maisonettezimmer: Reggiani Illuminatione, www.reggiani.net
Inspiriert von der umgebenden idyllischen Landschaft wurden die Themen „Romantik” und „Natur” mit modernster Technik interpretiert. Die entwickelten Lichtkomponenten sorgen für eine besondere und einmalige Lichtatmosphäre und heben die sorgsam ausgewählten Materialien der Architekten gekonnt hervor. Zudem erlauben sie jederzeit die spielerische und nahtlose Anpassung an die unterschiedlichen Events des Hotels.«
DBZ HeftpartnerInnen ANDRES + PARTNER, Hamburg