IKAROS – gut geflogen und sicher gelandet
Hochschule Rosenheim
Auf den ersten Blick unterschätzt man den Prototyp der Hochschule Rosenheim. Nicht nur, weil sein mythischer Name wenig Hoffnung macht – schließlich scheiterte der Grieche Ikaros an seiner Selbstüberschätzung. Äußerlich hat das Haus ein wenig 60er-Jahre-Retrocharme, der Bungalow mit gefalteter Metallstruktur wirkt vertraut.
Doch der scheinbar unscheinbare Nachbar erreicht Platz zwei im Wettbewerb – verdient und nicht überschätzt, wie der genaue Blick verrät. Das Team setzte auf Flexibilität im Innern: durchdachte Mehrfachnutzungen der Flächen, verschiebbare Möbel und Wände. Ein hoher Ausbaustandard und eine gute Verarbeitung, damit das Haus nicht studentisch wirkt. Dazu kommt eine leistungsstarke Technik: ein hoher Energieertrag durch Photovoltaik, eine neue Kühltechnik mittels Abstrahlflächen und eine ausgeklügelte Fassade, auf die bereits ein Patent angemeldet wurde. Damit punktete Rosenheim.
Die Fassade ist das wichtigste Bauteil bei IKAROS: Eine gefaltete Metallfläche bildet die äußere Fassadenschicht. Sie bricht das einfallende Tageslicht, das je nach Tageszeit im Innern unterschiedliche Licht-Schattenspiele bewirkt. Die Fassade gliedert sich in vertikale, bewegliche Bahnen aus geklappten, über Gelenke verbundene Metallplättchen. Da sie in einem Unterflurkanal verankert sind, können sie entweder ganz im Boden eingeklappt werden, auf die Hälfte der Fassade oder über die volle Fläche gefahren werden. Das ermöglicht einen Sichtschutz bei gleichzeitig direktem Tageslichteinfall durch den oberen Teil der gläsernen Südfassade. Der Clou an der Fassade konnte zum Wettbewerb nicht realisiert werden: Die nach oben weisenden Flächen der Faltstruktur werden mit amorphen Siliziumzellen laminiert. Die Studenten vergrößern damit die fassadenseitige Photovoltaik-
fläche maximal, optimieren gleichzeitig die Ausrichtung der Flächen und betonen die dreidimensionale Gestaltung der Fassade. Eine gute Platzierung, auch ohne die Photovoltaik-Laminierung der Fassade,
sicherten monokristalline Solarzellen auf dem Dach.