Intelligentes Wassermanagement
Wassermanagement und Hygiene sind in Bädern, Sanitärräumen und Wellnessbereichen von Hotels besonders wichtig. Welche Technologien und Lösungen zur Verfügung stehen erklärt der Mikrobiologe Dr. Peter Arens im Interview.
Damit jeder Gast sich wohlfühlt, müssen Bäder und Sanitärraume in Hotels vielerlei Ansprüche erfüllen, unter anderem an Komfort und Sicherheit, Funktionalität und Hygiene. Besonders nachhaltige Produkte und Systeme hinter der Wand sind wichtig, die die Trinkwasserqualität dauerhaft und auch in Zeiten des Leerstands sicherstellen.
Auch die Temperatur im Wassermanagementsystem muss kontinuierlich geregelt und kontrolliert werden, da sonst optimale Bedingungen zur Vermehrung von Keimen entstehen. Bei einer konstanten Wassertemperatur von über 55° C kann der gefährlichen Keimbildung entgegengesteuert werden. Zudem sollte das Wassermanagement in Hotelbauten möglichst sparsam sein und das gesamte Gebäudemanagement berücksichtigen und einfacher machen. Die Mitglieder der Nachhaltigkeitsinitiative Blue Responsibility wissen, wie zielgerichtetes Wassermanagement eine optimale Trinkwasserhygiene gewährleistet.
Der Mikrobiologe Dr. Peter Arens, Schell, erläutert dazu im Interview die Vorteile für Gäste und Betreiber.
DBZ Hotel: Warum können gerade Hotelbetriebe anfällig für Trinkwasserverunreinigungen sein?
Dr. Peter Arens: Nicht jedes Hotel ist über das ganze Jahr gleich ausgelastet. Insbesondere Ferienhotels mit ausgesprochenem Saisonbetrieb am Meer oder in den Bergen haben Zwischensaison – oftmals mit Betriebsferien. Bei einer Nutzungsunterbrechung steht warmes oder kaltes Trinkwasser über längere Zeit in der Leitung und natürlich darin vorkommende Bakterien können sich unter Umständen übermäßig vermehren. Das geschieht zunächst langsam, dann immer schneller, denn die Bakterienvermehrung potenziert sich, sodass es bereits nach mehr als drei Tagen zu einer gesundheitsbedenklichen Bakterienzahl kommen kann. Bleibt ein Teil des Gebäudes zeitweise ungenutzt, zum Beispiel im saisonal verkürzten Betrieb oder aufgrund von Renovierungsarbeiten, so kann ein in diesem Leitungsabschnitt auftretender Bakterienbefall auf andere Leitungsabschnitte im Gebäude übergreifen.
Wie wird das Trinkwasser vor Legionellen geschützt?
Bei Nutzungsunterbrechungen von mehr als drei Tagen muss für einen vollständigen Wasserwechsel gesorgt werden. Sonst können sich Legionellen oder andere Bakterien im Trinkwasser übermäßig vermehren. Diesen hygienisch bedingten Wasserwechsel nennt man „Stagnationsspülung“. Sie kann manuell erfolgen oder elektronisch. Aus hygienischer Sicht sind beide gleichwertig. Manuelle Stagnationsspülungen sind jedoch mit erhöhten Personalkosten verbunden und nicht immer zuverlässig. Die größte Sicherheit bieten elektronisch gesteuerte Sanitärarmaturen. Diese führen beispielsweise 72 Stunden nach der letzten Nutzung die Stagnationsspülung eigenständig durch.
Welche innovativen Lösungen und Technologien bietet die deutsche Sanitärindustrie für nachhaltige Trinkwasserinstallationen in Hotels an?
Gerade in Hotels ist es nicht einfach, die Wünsche nach einer nachhaltigen Wassernutzung mit den Anforderungen an den Komfort und an hygienisch notwendige Wasserwechsel in Einklang zu bringen. Eine einfache und kostengünstige Lösung zur Minimierung übermäßiger Wasserverbräuche an Waschtischen besteht darin, die Eckregulierventile unter dem Waschtisch ein wenig zu drosseln. Oder man tauscht alte Strahlregler mit ca. 8 bis 10 l/min gegen moderne mit ca. 5 l/min aus. Dies kostet je Armatur nur wenige Euro, ohne dass der Komfort darunter leidet. Grundsätzlich ist nicht allein die zum Händewaschen oder Duschen entnommene Wassermenge für die Einhaltung der Trinkwasserhygiene ausschlaggebend, sondern dass es durch die regelmäßige Nutzung aller Armaturen im Gebäude und in jedem Leitungsabschnitt zu einem regelmäßigen und vollständigen Wasserwechsel kommt.
Berührungslos auslösende Armaturen in den öffentlichen Bereichen von Hotels stoppen den Wasserfluss automatisch und zeigen dem Gast, dass hier mit Wasser verantwortungsvoll umgegangen wird. Weiterhin liefern berührungslose Armaturen einen wichtigen Beitrag zur Hygiene, da die Armatur nicht mehr angefasst werden muss.
Armaturen mit eigenständig auslösender Stagnationsspülung kompensieren die ausbleibende Nutzung vollautomatisch. Diese Stagnationsspülungen erfolgen lediglich alle drei Tage und reduzieren den Wasserwechsel auf das hygienisch notwendige Mindestmaß. Allerdings müssen in größeren Trinkwasser-Installationen immer mehrere Armaturen gleichzeitig für Stagnationsspülungen geöffnet sein, da sich anders die hygienisch notwendigen Strömungsgeschwindigkeiten in den „dicken“ Rohren der Versorgungsleitungen nicht erzielen lassen. Auch bei diesen Arbeiten können elektronische Armaturen das Personal entlasten, indem sie über ein Wassermanagement-System zu Spülgruppen zusammengefasst werden. Neben einer optimalen Hygiene wird zusätzlich die Wartung vereinfacht und es erfolgt eine Absicherung des Hotelbetreibers über die Dokumentation aller Stagnationsspülungen und Wassertemperaturen.
Was würden Sie Hotelplanern in Punkto Ressourcen-Einsparen raten, die ihr Hotel von einem Nachhaltigkeits-Siegel zertifizieren lassen möchten?
Hierfür gibt es genaue Angaben bei der Deutschen Gesellschaft für nachhaltiges Bauen (DNBG) oder man lässt sein Gebäude nach LEED zertifizieren. Anschließend erhält man ein Zertifikat, das man werblich nutzen kann. Wassermanagement-Systeme unterstützen die Einsparung von Ressourcen zeitgemäß. Sie funktionieren selbstverständlich nur in Verbindung mit Armaturen, die zentral elektronisch angesteuert werden können. Solche Systeme dokumentieren die Nutzungsfrequenz und Nutzungsdauer aller vernetzten Armaturen und ermöglichen so für jede einzelne Armatur anhand der Betriebsdaten weitergehende Optimierungsmaßnahmen im laufenden Betrieb.
Welche Gefahren bergen fehlerhafte oder falsch genutzte Trinkwasserinstallationen in Hotels?
Trinkwasser ist ein verderbliches Lebensmittel, wie z. B. Milch. Grundsätzlich kann jedes Trinkwasser bei einem zu geringen Wasserwechsel verderben. Nur sieht man diese Veränderungen ohne Hilfsmittel nicht. Wenn sich Bakterien im Trinkwasser vermehren und Hotelgäste daran erkranken, ist das mindestens ein Imageschaden. Für immunschwache Menschen kann eine Trinkwasserkontamination jedoch mitunter schwerwiegende Folgen haben.
Welche Herausforderungen bestehen dabei an Hotelbäder im Vergleich zu privaten Badezimmern?
In privaten Badezimmern ist in aller Regel immer eine regelmäßige Nutzung gegeben und damit ein vollständiger Wasserwechsel im gesamten Gebäude. Hotelinstallationen sind weitaus komplexer und auch deutlich größer dimensioniert, sie enthalten also mehr Wasser, das regelmäßig alle drei Tage ausgetauscht werden muss. Hierfür steht der Hotelbetreiber in der Verantwortung, um die Gesundheit seiner Gäste zu schützen. Im Privatbereich ist dies anders: Vernachlässigt man den Wasserwechsel bei sich zu Hause, kann man niemanden als sich selbst dafür verantwortlich machen.
Welchen wirtschaftlichen Nutzen haben Hotelbetreiber von einer modernen Trinkwasserinstallation?
Moderne Trinkwasserinstallationen sind exakt auf die Bedürfnisse der Gäste nach Komfort und auf die Bedürfnisse des Hoteliers nach Ressourcenschonung und Wirtschaftlichkeit ausgelegt. Eine 40 Jahre alte Installation beispielsweise kann diese Anforderungen oftmals nicht erfüllen. Mit moderner Sanitärtechnik lässt sich Geld sparen und gleichzeitig etwas für die Umwelt tun. So gewinnt ein Hotel auch jüngere Gäste für sich, die oft sensibel auf die Themen Klimaschutz, Ökologie und Bewahrung der Gesundheit durch äußere Einflüsse reagieren – und sich demnach für oder gegen ein Hotel entscheiden.
Welche Normen und Gesetze gilt es bei der Trinkwasserinstallation zu beachten?
Die meisten Hoteliers und viele Gäste wissen, dass die Qualität von Trinkwasser in der Trinkwasserverordnung festgelegt ist. Doch darüber hinaus fordert der § 17 der TrinkwV unter anderem, dass Trinkwasserinstallationen mindestens nach den allgemein anerkannten Regeln der Technik betrieben werden müssen. Und letztere fordern in der VDI/DVGW 6023 einen vollständigen Wasserwechsel über alle Entnahmestellen nach 3 Tagen, also nicht nur endständig über sogenannte Spülstationen.